Kiel. Dort ist die Inzidenz über den Schwellenwert von 200 Neuinfektionen gestiegen. Die Folge: Verschärfungen der Corona-Maßnahmen.
Trotz des Lockdowns wird die Corona-Lage in der Stadt Flensburg und im Kreis Pinneberg immer angespannter. Die Inzidenz der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche stieg am Sonnabend im Kreis Pinneberg auf 202,1 und in Flensburg auf 203,0. Das geht aus Daten hervor, die das Gesundheitsministerium in Kiel am Sonnabendabend veröffentlicht hat.
Damit treten dort laut Landesverordnung verschärfte Regeln in Kraft, die die Stadt Flensburg und der Kreis Pinneberg per Verfügung umsetzen müssen. So dürfen Bürger nur noch alleine einkaufen, der Zugang zu Spielplätzen muss geregelt werden, Schulen und Pflegeheime sollen die Lage individuell bewerten.
Neue Corona-Regeln für den Kreis Pinneberg
Etwa 30 Prozent der Infektionen lassen sich auf mehrere Ausbruchsgeschehen in insgesamt 11 Pflegeeinrichtungen in Elmshorn, Pinneberg, Tornesch, Uetersen, Wedel, Halstenbek und Rellingen zurückführen, teilte der Kreis Pinneberg am Sonntagabend mit. 70 Prozent der Infektionen sind jedoch "einem diffusen Infektionsgeschehen geschuldet", heißt es weiter. Ob Formen von Mutationen eine Rolle spielen sei noch offen. Bisher gebe es drei Vedachtsfälle, die näher analysiert werden.
"Wir setzen jetzt den Erlass des Ministeriums um und greifen einige der dort genannten Maßnahmen auf, die bis zum 31. Januar gelten sollen", sagt Landrätin Elfi Heesch. "Die Maßnahmen zielen einerseits auf einen stärkeren Schutz der besonders gefährdeten Menschen und andererseits auf eine weitere Kontaktreduzierung aller Menschen ab."
Heesch fügt hinzu: "Mir ist bewusst, dass diese Maßnahmen einen weiteren Eingriff in die Freiheitsrechte für die Menschen im Kreis Pinneberg bedeuten. Ich hoffe, dass wir diese Maßnahmen nicht verlängern müssen. Allerdings gelingt das nur, wenn wir uns konsequent an die Kontaktbeschränkungen und die bekannten AHA+L-Regeln halten. Ich wünsche mir, dass wir alle sehr diszipliniert damit umgehen. Die meisten verhalten sich bereits sehr vorbildlich und haben Ihre sozialen Kontakte seit langem massiv heruntergefahren. Wir müssen jetzt alle miteinander weiter durchhalten."
Diese Corona-Regeln gelten ab Montag im Kreis Pinneberg:
- Erwachsene müssen auf Spielplätzen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen
- Naherholungsgebiete Himmelmoor, Holmer Sandberge und Hetlinger Schanze dürfen aus touristischen Gründen nicht betreten werden
- Maskenpflicht rund um den Tornerscher Bahnhof und auf den S-Bahnhofsvorplätzen in Halstenbek
- Pro Haushalt darf nur noch eine Person im Einzelhandel und auf Wochenmärkten einkaufen (ausgenommen Kinder unter 14 Jahre, wenn keine andere Betreuungsmöglichkeit vorhanden ist)
- Abholung von bestellten Speisen und Getränken nur noch nach vorheriger Terminvereinbarung
- Die Teilnehmerzahl bei Bestattungen und Trauerfeiern wird auf 15 Personen begrenzt
- Schulhöfe dürfen außerhalb des Schulbetriebs nicht mehr betreten werden
- Das Betreten von Pflegeeinrichtungen ist untersagt. Davon ausgenommen: Jeweils eine registrierte Besuchsperson pro Bewohner sowie Personen, deren Aufenthalt aufgrund einer stationären Betreuung erforderlich ist, Personen der pflegerischen, erzieherischen, therapeutischen oder medizinischen Versorgung, Personen, die zur Aufrechterhaltung des Betriebs erforderlich sind, Personen, die die Verpflegung sicherstellen, Warenlieferungen an einen fest vereinbarten Punkt in der Einrichtung, Personen der Rechtspflege oder Gefahrenabwehr und Personen, die aus einem dienstlichen Anlass die Einrichtung betreten müssen, sofern unaufschiebbar. Ausgenommen vom Betretungsverbot ist außerdem der Besuch von Schwerstkranken und Sterbenden.
- Das Personal von Pflegeeinrichtungen soll möglichst täglich vor Dienstbeginn einem Antigen-Schnelltest unterzogen werden.
Kreis Pinneberg und Flensburg: Inzidenz über 200
Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 können Kreise und Kommunen auch die Bewegungsfreiheit auf 15 Kilometer um den Wohnort einschränken. „Es gibt für diese Maßnahme aber keinen Automatismus“, hatte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) am 11. Januar gesagt. Man werde im Einzelfall schauen, ob es ein isoliertes Ausbruchsgeschehen gebe oder das Virus breit in der Bevölkerung zirkuliere. Berufliche Fahrten und Besuche enger Familienmitglieder bleiben aber erlaubt.
Einen großen Corona-Ausbruch hat es in den Lübecker Sana-Kliniken gegeben. Insgesamt 79 Mitarbeiter wurden positiv auf das Coronavirus getestet, bestätigte eine Sprecherin. Zudem werden 41 Patienten auf den beiden Covid-Stationen versorgt, zwei weitere intensivmedizinisch. Die meisten dieser Patienten seien aufgrund einer Covid-19-Erkrankung von außen stationär in dem Klinikum aufgenommen worden, hieß es.
Corona-Ausbruch in Sana-Kliniken: Tests für Patienten und Mitarbeiter
Gemäß den Krisen-Plänen wurde der Krankenhausbetrieb reduziert, so dass die Notfallversorgung und die Versorgung der bereits stationär behandelten Patienten zu jeder Zeit aufrechterhalten werden konnte, wie das Klinikum mitteilte. Sämtliche verschiebbaren geplanten Eingriffe seien ausgesetzt worden, um die Behandlung sicherzustellen und die Anzahl der Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Die Klinik stehe in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt.
Sowohl Patienten als auch Mitarbeiter würden alle zwei bis drei Tage auf Corona getestet. In Kernbereichen würden Mitarbeiter sogar täglich bei Dienstantritt getestet. Aufgrund umfangreicher Recherchemaßnahmen konnte nach Angaben des Klinikums mittlerweile ein symptomfreier Patient der chirurgischen Station, der bei der Aufnahme zunächst negativ getestet worden war, dessen Testergebnis dann jedoch positiv ausgefallen war, als mögliche Ursache für das Ausbruchsgeschehen identifiziert werden.
Neue Corona-Verordnung tritt in Schleswig-Holstein in Kraft
Insgesamt wurden in Schleswig-Holstein 477 neue Corona-Fälle registriert. Eine Woche zuvor hatte es 375 Neuinfektionen gegeben. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche stieg am Sonnabend weiter auf 96,2 (Freitag: 92,1). Die Zahl der Menschen, die mit oder an Corona gestorben sind, stieg um drei auf 744.
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Am Montag tritt die neue Corona-Verordnung der Landesregierung in Kraft. Dann müssen in Schleswig-Holsteins Bussen und Bahnen sowie beim Einkauf medizinische Masken getragen werden. Sogenannte Alltagsmasken wie aus Stoff genähte Mund-Nase-Bedeckungen oder Halstücher reichen im öffentlichen Nahverkehr und in Supermärkten nicht mehr aus. Die neue Maskenpflicht gilt auch für Pflegeheime und religiöse Veranstaltungen.