Hamburg. Hirschbrunft, Mosterei auf Rädern und Kartoffeltag – auch im Herbst kann man einiges unternehmen. Das Abendblatt gibt Tipps.

Mit Riesenschritten eilt der Sommer an sein Ziel: Die ersten Bäume tragen Herbstlaub, während die roten Vogelbeeren sommersatt schimmern. Die Tage werden deutlich kürzer – und dennoch locken Wald, Feld und Flur mit ihren Tieren und Früchten zu spannenden Erlebnissen und Genussreisen. Zwar fallen in diesem Jahr wegen Corona die beliebten Apfeltage und Kartoffelfeste aus. Aber zahlreiche kleinere Veranstaltungen und Touren laden beim Übergang vom Sommer in den Herbst ein. Das Abendblatt gibt Tipps für den sanften Übergang in den Herbst.

Hirschbrunft im Brook

Wenn es kühler wird, suchen die Rothirsche im Duvenstedter Brook nur noch eines: möglichst viele Hirschkühe. Mit lautem Röhren gehen die Männer mit imposantem Geweih auf Brautschau – allzeit bereit, ihre Herzen zu erobern. Dabei stoßen sie Brunftschreie aus, bis sie heiser sind. Wer dieses Naturschauspiel aus gebotener Distanz erleben will, kann zur Dämmerung die ausgewiesenen Beobachtungsstationen im Duvenstedter Brook nutzen. Der Nabu bietet zur Rothirschbrunft Führungen durch das zweitgrößte Naturschutzgebiet Hamburgs bis zu den Brunftwiesen an.

Passend zum Beginn der Brunft der kapitalen Hirsche zeigt das BrookHus (Duvenstedter Triftweg 140) vom 29. August bis zum 4. Oktober eine Ausstellung mit künstlerischen Darstellungen von Rothirschen aus dem Duvenstedter Brook.

  • Der erste Exkursions-Termin findet am 10. September, 17 bis 20 Uhr, statt. Der genaue Treffpunkt der naturkundlichen Führung wird bei der Anmeldung unter der Nabu-Telefonnummer 040/69 70 890 bekannt gegeben.

Rund um die Äpfel

Ulrich Kubina, Gründer der ersten mobilen Mosterei (www.saft-mobile.de), hat jetzt wieder alle Hände voll zu tun. Mit seinem Most-Fahrzeug tourt der Hamburger Apfelkundler durch Norddeutschland. Der erste Termin der mobilen Mosterei in dieser Saison ist für Sonnabend, 5. September, auf Gut Wulksfelde vorgesehen.

Jeder kann Äpfel, Birnen und Quitten mitbringen, um daraus köstlichen Saft zu pressen. Die Kunden können zwischen kaltgepresstem Saft zur Herstellung von Most, Wein und Essig oder haltbar gemachtem Saft wählen. Nach dem Waschen, Zerkleinern und Pressen der Früchte wird die Ernte im Mostmobil auf 79 Grad erhitzt und wie Milch pasteurisiert. Am Ende erhält der Kunde kleine Bags in bunter Verpackung und mit mehrmonatiger Haltbarkeit. Je nach Menge kostet die Fünf-Liter-Packung 4,50 bis sechs Euro.

  • Mobile Mosterei, Gut Wulksfelde, 5. September, Wulksfelder Damm 15–17, Tangstedt/Hamburg. Am 11. September kommt Kubinas Saftmobil zum Gut Karlshöhe (Karlshöhe 60d).

Tolle Knolle und Pflanzen

Der Alte Fritz würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, was die Norddeutschen heute alles verdrücken: Farfalle, Tagliatelle, Fusilli. Vieles aus bella Italia – und nicht vom heimischen Acker. Dabei hatte Friedrich der Große in 15 „Kartoffelbefehlen“ die „Anbauung der Tartoffeln“ als „dienliches Erd-Gewächs“ angeordnet, um Hungersnöten zu wehren. Wie Kartoffeln heutzutage angebaut, geerntet und zubereitet werden, erfahren die Besucher des wegen Corona abgespeckten Kartoffeltages im Freilichtmuseum Kiekeberg. Gemeinsam mit dem „Goldgelb“-Kartoffelgut der Familie Tobaben aus Apensen in der Lüneburger Heide veranstaltet das Museum den „Kartoffeltag Spezial 2020“ am 11. Oktober. Bereits am Eingang empfängt die Besucher der Duft von frisch zubereiteten Kartoffelpfannkuchen.

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Mehr noch: Am kommenden Wochenende (29. und 30. August) lockt auf dem Gelände ein Pflanzenmarkt, bei dem seltene und alte Pflanzensorten feilgeboten werden. Der „Pflanzenmarkt Spezial 2020“ findet ausschließlich im Freien statt und unterliegt den aktuellen Kontakt- und Hygienemaßnahmen, teilte ein Museumssprecher mit.

Auch auf Gut Wulksfelde dreht sich an den nächsten Wochenenden alles um die tolle Knolle. Bei regenfreiem Wetter könnten die großen und kleinen Besucher Kartoffeln eigenhändig direkt vom Acker ernten.

  • Freilichtmuseum am Kiekeberg, Rosengarten-Ehestorf. In den nächsten Wochen sind dort wieder die Mitglieder des Projekts „Gelebte Geschichte 1804, 1904 und 1945“ in Aktion. So zeigen sie am 5. und 6. September alte Handwerkskunst und Lebensart.

Der Dicke mit viel Potenzial

Solo schmeckt der Kürbis eigentlich nach nichts und bringt dafür viele Pfunde auf die Waage. Damit sein Bauch richtig wachsen kann, beansprucht er reichlich Platz: Zehn Quadratmeter pro Exemplar. Überall im Norden werden die dicken Früchte jetzt geerntet. Die ersten Höfe rund um Hamburg verkaufen die frischen Sprösslinge aus der Familie der Gurkengewächse (Cucurbitaceae).

Kürbis mit seinen 120 Sorten gilt als Vitaminbombe (u. a. 12 Milligramm Vitamin C pro 100 Gramm), enthält Radikalen-Fänger wie Beta-Carotin und Lutein, senkt den Blutdruck und stärkt die Nerven. Beim Eldagser Hoflieferanten in Niedersachsen startet die Kürbissaison am 6. September. Die Gäste können sich auf die beliebte Kürbissuppe und Kürbiswaffeln freuen.

  • Hoflieferant, Eldagsen bei Springe, Lange Straße. Neben Ackerfrüchten wie Weizen, Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln werden Kürbisse für die Direktvermarktung angebaut.