Hodenhagen. Fernreise wegen Corona storniert? Nord- und Ostsee überlaufen? Machen Sie Urlaub vor der Haustür – tolle Ziele im Hamburger Umland.
Der Strauß ist offenbar neugierig. Vielleicht faszinieren ihn die Nüsse auf dem Tisch, vielleicht auch das Funkeln unserer Weingläser in der untergehenden Sonne. Der Strauß streckt den langen Hals aus, der Schnabel zuckt in unsere Richtung, die mit Krallen bewehrten Füße treten auf der Stelle.
Fast meinen wir, den Luftzug seines sacht wedelnden Gefieders zu spüren. Nur der Wassergraben verhindert, dass der Vogel die Terrasse unserer Hütte betritt. Wir haben Herzklopfen, fühlen uns wie auf Safari in Afrika. Dabei sind wir nur eine gute Autostunde südlich von Hamburg, im Serengeti-Park Hodenhagen.
Park Hodenhagen: Masai Mara und norddeutsche Savanne
Wir sitzen vor einer strohgedeckten Holzhütte und genießen die Aussicht auf das flache Grasland, das in Anlehnung an Kenias tierreiches Schutzgebiet Masai-Mara genannt wird. Hier in Niedersachsen wird Masai-Mara von Giraffen, Spießböcken, Gnus, Perlhühnern, Kronenkranichen, Grünen Meerkatzen und eben Straußen bevölkert. Masai-Mara heißen auch die Lodges mit Doppelbett, Schlafsofa und Duschbad, die diese norddeutsche Savanne säumen.
Gleich nebenan stehen die geräumigeren brandneuen Jambo-Lodges, die über zwei Schlafzimmer und einen großen Wohnraum verfügen. An anderer Stelle des Parks reihen sich romantische Zelt-Lodges für fünf bis sieben Personen an einem Seeufer.
Insgesamt hat der Park sieben verschiedene Lodgetypen mit 800 Betten zu vermieten. Darunter sind auch sechs parkeigene Mini-Camper, in denen man inmitten von Wildtierherden schlafen darf. Einen Wohnmobilstellplatz für private Campingfahrzeuge gibt es auch.
Serengeti vereint Zoologischen Garten und Vergnügungspark
Warum bietet ein Tierpark so viele Übernachtungsmöglichkeiten an? Weil Europas größter Safaripark kaum an einem Tag zu entdecken und zu erfassen ist. Wenn die Tagesbesucher längst weg sind, können Übernachtungsgäste entspannt durch den Park streifen oder eine Show im Theaterzelt genießen.
Kinder dürfen bis Einbruch der Dämmerung auf den Spielplätzen tollen. Serengeti ist besonders, weil er Zoologischen Garten und Vergnügungspark vereint. Und: Die meisten Tiere leben nicht in Käfigen, sondern genießen Auslauf in riesigen Landschaftsanlagen. Die Besucher des Serengeti-Parks fahren auf einer zehn Kilometer langen Straße durch diese sogenannten Safariwelten.
„Weltreise“ im Schritttempo
Die „Weltreise“ über die Kontinente erfolgt im Schritttempo, entweder – gegen Aufpreis – parkeigenen Bussen oder im privaten Auto. Wer auf eigene Faust unterwegs ist, bestimmt die Geschwindigkeit selbst. Eine Stunde Zeit sollte als Minimum einkalkuliert werden. Eine kostenfreie Serengeti-Park App steht als Audio-Guide zur Verfügung. Vormittags ist dieser Bereich des Parks stärker frequentiert als nachmittags, da die meisten Gäste ihren Besuch mit der Safari durch die Landschaftsanlagen beginnen.
Auch wir liegen voll Vorfreude in unseren blütenweiß bezogenen Betten unter dem Moskitonetz. Diese seltsamen Tierlaute, die von Ferne herüberschallen! Was schreit da bloß so? Klingt fremd und doch irgendwie melodisch. Und war das eben wirklich Löwengebrüll?
Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen steigert unsere Erwartung noch. Ein paar Meter entfernt zupft doch tatsächlich eine Giraffe Blätter von Ästen! Ranger stellen das frische Grün täglich in der Frühe unweit der Hütten auf: Ein Gaumenschmeichler für die Tiere und ein Augenschmaus für die Menschen.
Giraffen hautnah erleben
Wir bekommen unser Frühstück im parkeigenen Restaurant. Dann heißt es: Heia Safari! Wir passieren einen Gitterrost und befinden uns nun also gewissermaßen in Ostafrika, wie ein großes Schild verrät. Wir sehen als erstes: Wieder Giraffen! Gemächlichen Schritts, aber zielstrebig, stakst eine auf unser Auto zu.
Sie macht keine Anstalten, auszuweichen. Wir halten an. Das Tier beugt den Hals und schleckt in aller Ruhe die Windschutzscheibe ab. Ob es auf Regentropfen aus ist oder zerquetschte Insekten mag? Wir werden es nicht erfahren. Dafür wissen wir jetzt, dass Giraffen lila Zungen haben. Und dass sehr lange Wimpern treu blickende Augen säumen.
In Corona-Zeiten sollen Parkbewohner nicht berührt werden
Wir möchten ihr die samtige Nase streicheln. „Bitte nicht anfassen“, ruft ein Ranger, der plötzlich mit seinem Jeep neben uns auftaucht. In Zeiten von Corona sollen die Parkbewohner nicht berührt werden. Denn niemand weiß, ob und wie sich das Virus auf Tiere überträgt und welche Auswirkungen das haben kann.
Auch Füttern, Aussteigen und sogar das Öffnen der Fenster ist in den Safariwelten verboten. Tiere könnten Unbekömmliches fressen. Menschen könnten zu Schaden kommen.
Safari in Norddeutschland: Den Atem der Löwen riechen
Schließlich genießen hier sogar Löwen viel Freiheit. Einige liegen ganz nah am Rande der Piste. Zweimal täglich wird eine spezielle Raubtier-Safari angeboten. Man soll aus dem vergitterten Fahrzeug heraus sogar den Atem der Großkatzen riechen können.
Als wir alle Teile Afrikas mit Zebra- und Antilopenherden, Elefanten und Nashörnern durchquert haben, in Nordamerika Büffel und Wapitihirsche, in Lateinamerika Nandus und Lamas, in Russland Yaks und Amur-Leopard und in Asien Trampeltiere und Gibbons bestaunt haben, sind wir am Ende unserer Tour im eigenen Wagen.
Wir haben hunderte Tiere dutzender Spezies fressen, grasen, ruhen, spielen und balzen sehen und haben doch erst einen kleinen Teil dessen erlebt, was der Park bietet. Nach einer Stärkung im parkeigenen Restaurant machen wir uns zu Fuß auf zur „Dschungel-Safari“. Schon von weitem hören wir die melodischen Rufe, die wir bereits von der Lodge aus vernommen haben. Sie stammen von Siamangs. Ein Schild klärt uns auf: Die schwarzen Gibbons sind einander ein Leben lang treu. Mit dem Gesang im Duett festigen Männchen und Weibchen ihre Paarbeziehung.
Park-Biologen leiten Kleingruppen durch Reich der Affen
Im Reich der Affen sind auf 15 Hektar großem Inselareal mehr als 200 Tiere zuhause. Über schmale Wasserläufe hinweg sind Mandrills, Schimpansen, Bartaffen, Lisztäffchen, Weißschulterkapuziner und Schimpansen zu beobachten. Tiergehege mit Varis, Berberaffen, Weißkopfmakis, Kattas und Totenkopfäffchen, bis zum Ausbruch der Pandemie begehbar, bleiben derzeit aus Infektionsschutz-Gründen geschlossen. Die Tiere sind momentan nur durch Maschendraht anzuschauen.
Parkbewohner und Besucher mustern einander oft gleichermaßen interessiert. Auge in Auge mit der Kreatur hat schon so mancher Mensch überlegt: Wie viel Affe steckt in mir? Diese und andere Fragen zu gemeinsamen Wurzeln der Primaten werden seit Kurzem bei Führungen beantwortet. Geleitet werden die Kleingruppen von Park-Biologen, die vor Corona in der „Safari-Schule“ Schülergruppen betreuten, ihnen die Natur und den Artenschutzgedanken näher brachten.
Park Hodenhagen: Interesse der Besucher steht im Fokus
Da Schul-Projekte noch nicht wieder stattfinden, richten die Zoopädagogen ihr Augenmerk auf erwachsene Parkbesucher. „Wir haben schon vieles dazu gelernt, gerade, was das Sozialverhalten der Affenarten angeht“, erzählt ein Ehepaar, das an einer der im Zuge der Krise entstandenen Themen-Führungen teilnimmt.
„Man merkt deutlich, dass die Interessen der Besucher hier im Park im Fokus stehen. Inhaltlich anspruchsvolle Führungen empfinden wir als echte Bereicherung. Zumal wir uns persönlich nicht so sehr für Karussells interessieren“, fügen die älteren Herrschaften hinzu.
Das lohnt auch:
- Anschauen: Sehenswert sind die täglichen Show-Programme. Artistik, Musik, Magie und Lichtinszenierung ist im Theaterzelt zu erleben. Wer noch mehr Tiere sehen möchte, ist im 20 km entfernten Weltvogelpark Walsrode richtig. www.weltvogelpark.de . Sehenswert ist auch Celle mit Herzogsschloss, pittoresker Altstadt und französischem Garten (43 km).
- Spaß haben: Um Spaß zu haben, muss der Park nicht verlassen werden. Neben den zahlreichen Fahrgeschäften – Riesenrad, Fallturm, diverse Achterbahnen - werden im Safaripark unterschiedliche Ausflüge geboten.
- Genießen: Das Restaurant „Manyara“ liegt als Oase zentral im Park am Ufer des „Victoriasees“. Es gibt eine abwechslungsreich bestücktes Buffet sowie ein á la carte Angebot.
Abenteuer-Safari ist Eldorado für Familien und junge Leute
Mit mehr als 40 Fahrgeschäften und wechselnden Showprogrammen ist die sogenannte Abenteuer-Safari ein Eldorado für Familien und junge Leute. Vom Kinder-Karussell über Big-Foot und Speedboot bis zur Achterbahn – hier kann sich jeder nach eigenem Geschmack gemächlich oder pfeilschnell fortbewegen, und zwar zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
Zurzeit herrscht in allen Fahrgeschäften Masken- und Abstandspflicht. Nicht alle Plätze dürfen besetzt werden. Trotzdem habe es bisher keine größeren Schlangen vor den Zugängen gegeben, heißt es. Wir werden das morgen testen. Nach einer weiteren Nacht in der gemütlichen Lodge.
Zahlen und Daten:
- Anreise: Der Serengeti-Park liegt direkt am Autobahndreieck Walsrode. Man verlässt die Autobahn 7 an der Abfahrt Westenholz. Von dort sind es Richtung Hodenhagen nur drei Minuten auf der Landstraße bis zum Park.
- Öffnungszeiten: Montag – Freitag von 10 bis 17 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Check in der Lodges ab 16 Uhr, Check out bis 10.30 Uhr.
- Kosten: Alle Preise auf www.serengeti-park.de
- Kontakt: Serengeti-Park, Am Safaripark 1, 29693 Hodenhagen, Telefon: 05164 - 979 90, E-Mail-Adresse lautet info@serengeti-park.de
In der nächsten Folge öffnet die Jugendherberge Segeberg ihre Türen.