Mienenbüttel. Nach Jahren des Protestes gegen das Tierversuchlabor in Mienenbüttel sind die Aktivisten am Ziel. Das sagt der Landkreis.
Dem wegen massiver Tierschutzverstöße in die Kritik geratenen Labor LPT in Mienenbüttel (Neu Wulmstorf) ist die Betriebsgenehmigung entzogen worden. Dies teilte der Landkreis Harburg am Freitag mit. Tierschutz-Aktivisten nahmen das zum Anlass, vor dem LPT-Labor zusammenzukommen und mit Sekt anzustoßen. Dabei erfuhren sie viel Solidarität: Autofahrer hoben den Daumen, ein Bäcker brachte Brötchen und Kuchen. Nach Jahren des Protestes sind die Aktivisten nun am Ziel.
Man habe gemäß den Regeln des Tierschutzgesetzes „mit sofortiger Wirkung die Erlaubnis der LPT am Standort in Mienenbüttel widerrufen“, hieß es vonseiten des Landkreises Harburg. In dem Labor hatten bereits keine Tierversuche mehr stattgefunden. Nun sei man insgesamt zu der Überzeugung gekommen, „dass die Zuverlässigkeit des Betreibers nicht mehr gegeben ist“, erklärte der Landkreis. Erfreut zeigte sich der Verein "Soko Tierschutz". „Ein einzigartiger Vorgang und ein fantastischer Erfolg des friedlichen Widerstandes gegen die grausamen und sinnlosen Tierversuche“, sagte Friedrich Mülln vom Verein "Soko Tierschutz".
LPT hat 14 Tage Zeit, 96 Hunde abzugeben
Tierschützer hatten im Oktober aufgedeckt, dass in dem Labor im Ortsteil Mienenbüttel Hunde und Affen bei Versuchen misshandelt wurden. Ein Aktivist hatte sich als Mitarbeiter eingeschlichen und Aufnahmen von schreienden Affen und blutverschmierten Hunden gemacht. Die Staatsanwaltschaft Stade ermittelt wegen Verstößen gegen den Tierschutz und ließ das Labor Ende November durchsuchen.
Medienberichten zufolge hatte die Firma Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) mit Hauptsitz in Hamburg-Neugraben ihrerseits die Schließung der Außenstelle Mienenbüttel für Ende Februar angekündigt. „Der LPT wird eine Frist von zwei Wochen eingeräumt, um alle derzeit noch in der Tierversuchsanstalt lebenden Tiere – dabei handelt es sich um 96 Hunde – an geeignete Dritte abzugeben“, teilte der Landkreis Harburg jetzt mit. 49 Katzen und 80 Hunde seien schon an Tierschutzorganisationen und Privatpersonen vermittelt worden.
Soko Tierschutz fordert Schließung der Labore in Hamburg und Löhndorf
Für die Affen kam hingegen jede Rettung zu spät, wie der Verein "Soko Tierschutz" am Freitag mitteilte. Sie seien an einen niederländischen Versuchstierhändler verkauft worden. Da das Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie der Landkreis Harburg ihren Job gemacht hätten, liege der Ball nun bei Schleswig-Holstein.
"Wir erwarten uns von den dortigen Behörden, die anderen zwei Tierversuchslabore des LPT in Neugraben (Hamburg) und Löhndorf (Schleswig-Holstein) ebenfalls zu schließen", heißt es vonseiten des Vereins "Soko Tierschutz". "Auch von dort berichteten ehemalige Mitarbeiter von Quälerei und manipulierten Studien."
Vor zwei Wochen erstattete der Verein Strafanzeige gegen die Verantwortlichen im LPT-Labor in Schleswig-Holstein. "Eine Zeugin berichtete, dass dort Kaninchen ohne Grund unter Todesqualen sterben mussten, weil die Betäubungsmittel nicht ausreichend verabreicht wurden und bei einer Studie die hohe Sterberate von Ratten durch die Substanz vertuscht wurde", heißt es in der Mitteilung. "Es kann nicht sein, dass jemand, der als Risiko für Mensch und Tier eingestuft wird, jetzt einige Kilometer weiter in Hamburg und Schleswig-Holstein auf die Tiere losgelassen wird", so der Soko-Tierschutz-Sprecher.
Wissenswertes zum Thema Tierversuche:
- Ziele von Tierversuchen sind die Entwicklung und Erprobung neuer medizinischer Therapiemöglichkeiten und neue Erkenntnisse in der Grundlagenforschung
- Laut Tierschutzbund wurden 2017 in Deutschland 1,37 Millionen Mäuse, 255.000 Ratten und 240.000 Fische für Tierversuche verwendet. Zudem kamen 3300 Hunde, knapp 3500 Affen und 718 Katzen zum Einsatz
- Für jeden Tierversuch gibt es sowohl interne als auch externe Kontrollinstanzen. So wird jeder Tierversuch von einem unabhängigen Amtstierarzt überwacht. Mehrmals im Jahr führen zudem die zuständigen Veterinärämter Kontrollen durch
- Viele Versuchstiere sterben während der Experimente oder werden anschließend getötet
Eine letzte Testreihe an Hunden war im Dezember beendet worden. Für Versuche mit Affen hatte das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz (Laves) schon vorher die Genehmigung entzogen. Mehrere Tausend Menschen hatten immer wieder gegen das LPT-Labor bei Hamburg demonstriert und Mahnwachen abgehalten. Tierschützer hatten bereits seit Jahren gegen das Tierversuchslabor gekämpft.
Demo gegen das LPT-Versuchslabor
Tausende Teilnehmer bei Demo gegen LPT-Versuchslabor
Am Freitag befasste sich der Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft mit den Vorwürfen gegen LPT. "Wir wollen wissen, ob und wie eine Schließung der Labore von LPT im Lichte der Erkenntnisse veranlasst werden kann. Uns ist wichtig, dass die Labore nicht einfach an anderer Stelle eröffnet werden", sagte Christiane Blömeke, tierschutz- und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Vor dem Rathaus demonstrierten am Nachmittag etwa 50 Tierschutzaktivisten.