Hamburg/Kiel. Für Verwaltungschefs der Nachbarkommunen haben Klimaschutz und Verkehr Priorität. Landrat wünscht sich bessere Vernetzung mit Hamburg.
Klimaschutz und Digitalisierung – das sind zwei der beherrschenden Themen im neuen Jahr für viele Bürgermeister und Landräte im Hamburger Umland. So machten Verwaltungschefs aus den Kreisen Pinneberg, Segeberg und Stormarn beim Neujahrsempfang des Hamburger Abendblattes deutlich, dass sie sich besonders im Hinblick auf den Klimaschutz eine deutlich stärkere Kooperation der Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Hamburg wünschen.
„Dabei muss dem Öffentlichen Personennahverkehr jetzt eine viel größere Bedeutung zukommen“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. „Optimal wäre, wenn Pendler die Busse und Bahnen in der Metropolregion künftig kostenlos nutzen könnten. Das würde viel mehr Menschen zum Umsteigen bewegen.“
Das allerdings hält Stormarns Landrat Henning Görtz für unrealistisch, weil nicht finanzierbar. Doch generell sei „eine bessere Vernetzung mit Hamburg wünschenswert“, sagt Görtz. „Wir brauchen vor allem neue Angebote für Pendler. Da ist noch ebenso viel Luft nach oben wie bei der Kommunikation zwischen dem HVV und den Kreisen.“
"Bessere Vernetzung mit Hamburg wünschenswert"
Aber es muss ja nicht ganz kostenlos sein. Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje, Verwaltungschef der einwohnerreichsten Stadt des Kreises Pinneberg, sagt: „Das 365-Euro-Ticket ist die Lösung.“ In Verbindung mit einer Erweiterung der Kapazitäten könnte das dazu beitragen, Autofahrer im großen Stil auf die Schiene zu bringen, meint er. Eine bessere Bahnanbindung steht auch für Hatjes Tornescher Amtskollegin Sabine Kählert weit oben auf der Agenda.
Wenn die Züge aus Elmshorn im Bahnhof der Stadt halten, sind sie oft schon hoffnungslos überfüllt. Kählert sieht da auch Hamburg in der Pflicht – schließlich wohnten im Umland viele Menschen, die in der Metropole arbeiteten. „Insofern würde ich mir generell wünschen, dass das Umland in Hamburg stärker wahrgenommen wird“, sagt sie.
Der 32. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts
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Ähnlich sind die Befindlichkeiten in der Nachbarstadt Uetersen, die gar nicht ans Schienennetz angebunden ist. Ein Probebetrieb im Frühjahr soll zeigen, ob sich eine alte Bahnverbindung zwischen Uetersen und Tornesch reaktivieren lässt. Es ist ein Test, den Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen mit Spannung erwartet. Torneschs Verwaltungschefin Kählert sagt dazu: „So richtig Sinn ergibt das aber nur, wenn die Verbindung bis Pinneberg, ja idealerweise bis Hamburg fortgeführt wird.“
Schenefelds Bürgermeisterin sorgt sich über Mieten
Mit der Nähe zu Hamburg verschieben sich die Probleme. „Mir bereiten die Mietpreise Sorgen“, sagt Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Die an der Hamburger Grenze gelegene Stadt zählt zu den teuersten Pflastern im Kreis Pinneberg. Als zweite große Herausforderung nennt Küchenhof den Klimawandel, dem gerade auch auf lokaler Ebene begegnet werden müsse.
Sehr gelassen geht Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer ins neue Jahr – denn er wird dieses Amt nur noch bis Ende Mai innehaben. Vor einigen Wochen hatte Bauer, der keiner Partei angehört, erklärt, bei der Bürgermeisterwahl am 1. März nicht wieder anzutreten. „Ab Juni bin ich erst einmal Pensionär“, sagt der 50-Jährige. Wie es beruflich mit ihm weitergehe, wollte er nicht verraten, aber eins steht fest: Im August wird Bauer zu einer einjährigen Weltreise mit seinem BMW-Motorrad starten.
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Glinder wünschen sich eine U-Bahn-Anbindung
Einer Wahl stellen muss sich 2020 Segebergs Landrat Jan Peter Schröder. Seit 2014 führt der 51-Jährige die Amtsgeschäfte der Kreisverwaltung, er würde gern eine zweite Amtszeit dranhängen. Beworben haben sich weitere neun Männer und Frauen, deren Namen bisher nicht öffentlich sind – mit einer Ausnahme: Die Lübecker Senatorin für Kultur und Bildung, Kathrin Weiher, hat erklärt, dass sie antreten werde.
Digitalisierung und vor allem auch das Thema Inklusion sind die Bereiche, um die Schröder sich besonders kümmern will. Themen, die auch Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause sehr am Herzen liegen. Außerdem will der Christdemokrat ausloten, wie die Chancen für den Bau eines Kulturhauses und eines Medizinischen Versorgungszentrums in Kaltenkirchen stehen.
Bad Bramstedts Bürgermeisterin Verena Jeske, die vor knapp einem Jahr die Amtsgeschäfte im Rathaus übernommen hat und für viel frischen Wind in der Rolandstadt sorgt, will sich 2020 um die Bereiche Stadtmarketing und Tourismus kümmern. Die Außenwirkung der Stadt könne noch besser werden, betonte die 40-Jährige, die sich in Bad Bramstedt ausgesprochen wohlfühlt.
Verkehrsplanung muss abgesprochen werden
Auch für Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht steht der Schutz des Klimas ganz oben auf der Agenda. Sie sagt: „Wir dürfen uns auf dem Erreichten nicht ausruhen.“ Glindes Verwaltungschef Rainhard Zug wünscht sich den Bau einer U-Bahn-Linie von Hamburg über Oststeinbek und Glinde nach Neuschönningstedt. „Auch der Ausbau von Radschnellwegen würde uns beim Klimaschutz voranbringen.“
Stades Landrat Michael Roesberg beobachtet die anstehende Bürgerschaftswahl in Hamburg so aufmerksam wie die Bürgermeisterinnen von Buxtehude und Seevetal, Katja Oldenburg-Schmidt und Martina Oertzen. „Für uns ist entscheidend, dass Hamburg sich in der Metropolregion engagiert“, sagt Roesberg. Alle drei betonten die Notwendigkeit einer abgesprochenen Verkehrsplanung zwischen der Hansestadt und dem Umland, von der auch der Bezirk Harburg profitieren würde. Dessen „Bürgermeisterin“ Sophie Fredenhagen hat sich im rot-grün geführten Süden so gut eingearbeitet, dass sie nun nach einer passenden Wohnimmobilie sucht.
Gemeinwohl soll wieder mehr ins Bewusstsein der Bürger
Stades Landrat Michael Roesberg setzt vor allem auf persönliche Kontakte. „Das zählt – ganz gleich, welche Partei den Bürgermeister stellt. Und mein Kontakt zu Andreas Rieckhof ist immer noch ausgezeichnet.“ Allerdings bezweifelt Roesberg, dass der aktuelle Staatsrat der Hamburger Wirtschafts- und Verkehrsbehörde mit seiner Prognose recht behält, wonach die ersehnte Anbindung der Niederelbe-Autobahn A 26 an die A 7 bei Moorburg ist drei Jahren erfolgen wird.
Rellingens Bürgermeister Marc Trampe und Claudius von Rüden, Verwaltungschef der Nachbargemeinde Halstenbek, haben sich schon auf der gemeinsamen Anreise zum Neujahrsempfang darüber unterhalten, was ihnen besonders auf den Nägeln brennt. „Die Frage ist, wie wir die Bürger wieder stärker mitnehmen, wie wir sie wieder für ein ,Dafür‘ begeistern können“, sagt Trampe. Er nehme in der Bevölkerung eine relativ schlechte Stimmung wahr.
Amtskollege von Rüden pflichtet ihm bei: „Die Förderung des Gemeinwohls ist die Aufgabe in den Kommunen. Da beginnt die Demokratie.“ Auch Wedels Bürgermeister Niels Schmidt beobachtet: „In der Gesellschaft greift die Polarisierung um sich.“ Die Menschen seien weniger kompromissbereit geworden. „Sie glauben, dass nur sie recht haben. Dass ein anderer auch ein kleines bisschen recht haben könnte, ziehen sie nicht ins Kalkül.“
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