Norderstedt. Jahresauftakt im SPD-Podium: Norderstedter SPD setzt große Hoffnungen in die neu gewählte Doppelspitze der Bundespartei.
Eine gelöste Stimmung zum Jahresauftakt herrschte beim Neujahrsempfang der Norderstedter Sozialdemokraten. Die Ortsvorsitzende Katrin Fedrowitz konnte im dicht gefüllten SPD-Podium in der Ochsenzoller Straße rund 100 Gäste begrüßen. Neben den Parteimitgliedern waren auch die Vertreter anderer Organisationen und Vereine aus der Stadt gekommen. Ebenso nutzten ehemalige Fraktionschefs wie Jürgen Lange oder der frühere Stadtrat und Kulturdezernent Freter die Gelegenheit, mit alten Genossen und Weggefährten ins Gespräch zu kommen.
2019 sei für die Sozialdemokraten ein eher „ernüchterndes Jahr“ gewesen, leitete Gastgeberin Fedrowitz ihre kurze Ansprache ein. Ständig hätten ihr irgendwelche Leute ihr Mitleid ausgesprochen, weil die SPD bei den Umfragen und der Europawahl so schlecht abgeschnitten hatte.
Umso mehr Hoffnung setze sie nun im neuen Jahr auf die neue Parteiführung in Berlin mit den beiden Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. „Jetzt ist wichtig, dass wir zusammenrücken und wieder Ruhe in die Partei kriegen“, so Fedrowitz, die stolz darauf ist, dass der Norderstedter Ortsverein mit 340 Mitgliedern der größte im Land ist. Die SPD müsse ihre Positionen wieder glaubwürdiger gegenüber den Menschen im Land vertreten und mit Themen wie der Vermögenssteuer und der ungerechten Verteilung in der Gesellschaft zeigen, dass sie „die starke Schulter für die Schwächeren in der Gesellschaft“ sein kann. „Das ist die eigentliche Aufgabe der SPD.“
Auch Jürgen Lange, der sich 2015 nach 29 Jahren aus der Kommunalpolitik zurückgezogen hatte, hofft „auf frischen Wind“ mit dem neuen Führungs-Duo der Partei. „Es ist wichtig, dass wieder ein neuer Geist in der Partei herrscht. Damit wird die SPD mittelfristig auch wieder Erfolg haben“, so seine Überzeugung.
Der ehemalige Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Harald Freter erwartet von der neuen Parteiführung, „dass sie sich wieder auf die inneren Werte der SPD besinnt.“ Dazu zähle er nicht nur programmatische Politik, die Fragen zur sozialen Gerechtigkeit löse wie die Grundrente. Die SPD müsse wieder „Visionen entwickeln“, die die Menschen mitreißen, und auch beim Umwelt- und Klimaschutz die soziale Balance wahren. Und für den Erhalt des Weltfriedens dürfe es nicht sein, dass eine Bundesregierung mit SPD-Beteiligung die Waffenexporte in die Höhe treibe, sagte Freter und bekannte, voriges Jahr erstmals seit vielen Jahren wieder auf Demonstrationen wie „Fridays for Future“ und der „Seebrücke“ gewesen zu sein. „Die SPD muss sich diesen sozialen Bewegungen wieder mehr öffnen.“
Hauptredner Sönke Rix, Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Landesvorsitzender aus Eckernförde, schien in seiner Rede von diesem neuen Mut beseelt. So brauche Deutschland mehr Zuwanderung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Wirtschaft sowie die Sozialsysteme am Laufen zu halten, sagte Rix, der im Bundestag zur parlamentarischen Linken seiner Partei gehört. Verschuldete Kommunen müssten „entschuldet“ werden und Eltern von den Kita-Gebühren komplett befreit, forderte er. In Mecklenburg seien seit Jahresbeginn die Kindergärten kostenlos für Familien. Das müsse Schleswig-Holstein auch gelingen, sagte Rix mit einem Seitenhieb auf die Jamaika-Koalition in Kiel. Dafür sollte auch die Schuldenbremse gelockert werden.
Für Schmunzeln sorgte Gastgeberin Fedrowitz, als sie auf das Stadtjubiläum „50 Jahre Norderstedt“ in diesem Jahr – „wir feiern das ganze Jahr durch“ – einging. Die SPD habe damals in allen vier Gründungskommunen die Bürgermeister gestellt und auch vier Jahre lang die absolute Mehrheit in der Stadtvertretung innegehabt. „Das war aber 1970 bis 1974“, korrigierten die alten Hasen Lange und Freter die Parteivorsitzende, die dieses Ereignis vier Jahre später eingeordnet hatte.