Lübeck/Hamburg. Nachhaltigkeit ist im Norden angesagt: kein Plastik, regionale Produkte, ökologischer Strom und vieles mehr.

Viele Weihnachtsmärkte im Norden setzen auf Nachhaltigkeit. Mehrweg- statt Einweggeschirr, Papiertragetaschen statt Plastiktüten und LED-Lichter statt Glühlampen bei der Weihnachtsbeleuchtung sind bei vielen Märkten seit Jahren Standard.

Auf den Kieler Weihnachtsmärkten wird nach Angaben der Stadt Pommes frites statt in Pappschalen in kleinen Töpfen und Currywurst im Glas serviert. In Lübeck gibt es in diesem Jahr erstmals einen Markt, auf dem nur fair gehandelte und regionale Produkte angeboten werden. Und in Hamburg öffnet das Museum der Arbeit seine Türen wieder für den Ökologischen Weihnachtsmarkt. Außerdem gibt es auf allen Weihnachtsmärkten in der Innenstadt Mehrweg­becher, Holzgabeln und leicht kompostierbare Teller.

Nachhaltiges aus Lübecker Manufakturen

Der erste „Lübeck Homemade-Markt“ im Rathaus-Innenhof besteht aus fünf Holzhütten, in denen nachhaltige Produkte aus Lübecker Manufakturen angeboten werden. Dabei wird auch auf Transparenz gesetzt: Nach Angaben von Holger Schubert, Mitorganisator des Homemade-Marktes, könnten Kaffeekäufer etwa im Internet nachvollziehen, wie viel Geld die afrikanischen Bauern für den Kaffee bekommen und welche sozialen Projekte durch den Kauf unterstützt würden.

Ein ähnliches Konzept hat der Ökologische Weihnachtsmarkt im Hamburger Museum für Arbeit. Am ersten Adventswochenende können Besucher hier Kunstgewerbe und handgemachten Weihnachtsschmuck kaufen – und mit Gastronomen ein komplett biologisches Festmahl planen.

LED-Lichter sorgen für Glanz

Ansonsten ist das Biosiegel auf den Weihnachtsmärkten selten vertreten. „Reine Biostände haben wir in diesem Jahr nicht, weil es keine entsprechenden Bewerbungen gab“, sagt Simone Sievers vom Kieler Ordnungsamt, die zwei der fünf Kieler Weihnachtsmärkte betreut. „Wir haben auf unseren Weihnachtsmärkten nur einzelne Stände mit regionalen Produkten und mit Biopunsch.“ Auch auf dem Flensburger Weihnachtsmarkt gibt es laut Veranstalter keine reinen Biostände.

Für festlichen Lichterglanz auf den Weihnachtsmärkten sorgen dagegen in vielen Städten inzwischen LED-Lichter, die oft auch mit Ökostrom betrieben werden – in Hamburg beispielsweise auf den Weihnachtsmärkten an der Spitalerstraße und auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz.

Der historische Weihnachtsmarkt auf dem Hamburger Rathausmarkt hat nach Angaben seiner Sprecherin Heide Mombächer in den vergangenen Jahren 200.000 Euro investiert, um die gesamte Beleuchtung auf stromsparende LED-Technik umzurüsten. Zudem verzichteten die Aussteller bereits seit 20 Jahren so gut es gehe auf Produkte, die Plastik enthielten. „Plastik gehört einfach nicht auf einen historischen Weihnachtsmarkt, lässt sich aber leider auch dort nicht vollständig vermeiden“, sagt Mombächer mit Blick auf Mülltüten, Ketchupflaschen oder andere Verpackungen.

Vermeidung von Plastikmüll auch bei Weihnachtsbäumen

Auf allen Weihnachtsmärkten ist die Vermeidung von (Plastik-)Müll wichtig. „Wir gestatten unseren Ausstellern nur in Ausnahmefällen Pappschalen oder kompostierbare Schalen, in der Regel verlangen wir Mehrweggeschirr“, sagt Friederike Heinemann von der Tourismus Agentur Flensburger Förde. In Hamburg sieht das ähnlich aus. „Es gibt überall Mehrwegbecher und entweder leicht kompostierbare Bambus- oder unbeschichtete Pappteller“, sagt City-Managerin Brigitte Engler. Außerdem bestehe die Pflicht zur Mülltrennung.

Kiel macht Standbetreibern schon im Zulassungsbescheid die Auflage, lose Getränke nur in Mehrweggläsern oder -bechern auszuschenken. „Alle Aussteller müssen unsere zentrale Spülstation benutzen, die nach Angaben ihrer Betreiberin bis zu 50 Prozent weniger Strom und Wasser verbraucht als gewerbliche Einzelspülmaschinen“, sagt Simone Sievers vom Kieler Ordnungsamt. Auch in Lübeck und Travemünde gilt: Mehrweg statt Einweg, Re- und Upcycling, vermehrter Einsatz regionaler Produkte und die Nutzung von Ökostrom. Statt Plastiktüten gebe es wie schon 2018 rote Lübecker Weihnachtstüten aus Papier, sagt Marketing-Geschäftsführer Christian Martin Lukas.

Ökologischer Weihnachtsbaumkauf

Auch beim Weihnachtsbaumkauf wird Klimaschutz und Ökologie immer wichtiger. Den Kunden gehe es um Transportwege, Verpackung, Klima­bilanz oder den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger, Martin Rometsch. Ein natürlicher Weihnachtsbaum speichere beim Wachsen Kohlendioxid (CO2). Wenn er in der Region verkauft werde, entstünden nur geringe Belastungen durch den Transport, betonte er. Neu seien bei ersten Händlern Transportnetze aus nachwachsenden Rohstoffen, die ebenfalls kompostiert werden können.