Sonderborg. Auf der dänischen Insel Als werden 175 Millionen Euro investiert. Gäste werden auch aus Hamburg erwartet.
Dieses Projekt wird den Tourismus im Norden verändern. An der dänischen Ostseeküste, kurz hinter der deutschen Grenze, entsteht nach Informationen des Hamburger Abendblatts eine Anlage mit 500 Ferienhäusern und einem tropischen „Wasserpark“. 175 Millionen Euro wollen dänische Geschäftsleute auf der Insel Als investieren. Das noch namenlose Öko-Resort zielt auch auf Gäste aus der Metropolregion Hamburg – Gäste, die dann an der deutschen Ostseeküste fehlen könnten. Im kommenden Jahr soll Baubeginn für die 190 Hektar umfassende Anlage sein. 2023 werden die ersten Besucher erwartet.
Die Dänen haben Großes vor. Die Landschaft östlich der Stadt Havnbjerg wird neu modelliert. Wasserflächen, Wiesen und Wälder entstehen – zusätzlich zu denen, die es dort schon gibt. Am Strand wird eine Promenade gebaut, davor ein Meerwasserbad angelegt, das v-förmig in die Ostsee ragt. Die 500 Ferienhäuser gruppieren sich um ein Gebäude mit Läden und Restaurants, dazu kommt ein tropisches Badeparadies, den die Investoren „Wasserpark“ nennen. Es gibt einen Erlebnis-Bauernhof, ein Observatorium und viele Spielmöglichkeiten.
Forschung in unterhaltsamer Form
Seit zehn Jahren hat es eine touristische Investition dieses Umfangs in Dänemark nicht mehr gegeben. Verantwortlich dafür sind die Linak Holding und die Bitten und Mads Clausen Stiftung. Hinter der Linak Holding steckt der dänische Unternehmer Bent Jensen, der mit Antriebssystemen für das Gesundheitswesen ein Vermögen gemacht hat – etwa für Patientenlifte. Die Bitten und Mads Clausen Stiftung trägt den Namen des legendären Danfoss-Gründers Mads Clausen. Clausen ist gebürtiger Alser.
In direkter Nähe des Öko-Resorts befindet sich seit 2005 der Danfoss Universe Wissenschaftspark. Dort wird Technik und Forschung in unterhaltsamer Form präsentiert vergleichbar mit der Phänomenta in Flensburg, nur wesentlich umfangreicher. Ferienanlage und Wissenschaftspark sollen sich wechselseitig befruchten. „Wir möchten gerne zu mehr Wachstum und Fortschritt im Norden von Als beitragen“, sagt Bent Jensen. „Dabei ist es uns sehr wichtig, dass die Lokalbevölkerung einbezogen wird und aus diesem großen Projekt Nutzen ziehen kann. Wir sind überzeugt, dass das neue Urlaubsresort für ganz Als von großer Bedeutung sein wird.“
200.000 Besucher pro Jahr erwartet
Peter Mads Clausen, Vorstandsvorsitzender der Bitten und Mads Clausen Stiftung, sagt: „Wir haben in den Universe Science Park investiert, und daher ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, an der weiteren Entwicklung dieser Region mitzuwirken. Wir können ein nachhaltiges Projekt in einer äußerst attraktiven Umgebung umsetzen, das nicht nur Touristen aus ganz Dänemark anziehen wird. Ebenso natürlich auch unsere deutschen Nachbarn, zum Beispiel aus der Metropolregion Hamburg mit ihren fünf Millionen Einwohnern, die gerade mal zwei bis drei Autostunden von Als entfernt ist. Das Potenzial ist also sehr groß.“
Groß ist allerdings auch der Platz im Resort. Die 500 Ferienhäuser müssen erst einmal gefüllt werden. Mit 200.000 Besuchern pro Jahr wird gerechnet. Dennoch soll die Anlage strikt nach ökologischen Grundsätzen organisiert werden. Für alle Baumaßnahmen und Landschaftsgestaltungen gelte „das Primat größtmöglicher Nachhaltigkeit und Energieersparnis“, heißt es bei den Investoren. Richtschnur seien „die 17 von der UN definierten Nachhaltigkeitsziele“. Die Einhaltung einiger dieser Ziele dürfte auf der Insel Als kein Problem sein: „Keine Armut“ und „Kein Hunger“ etwa. Schwieriger wird es beim „Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Böden, Landflächen und Wälder“ und beim „nachhaltigen Konsum“.
Umfangreiche Kundenbefragungen
Niels Feerup vom Projektentwickler, der Nordals Holiday Resort Development Company, sagt, dass dem Bauvorhaben umfangreiche Kundenbefragungen vorangegangen seien. „1500 Familien in Norddeutschlandhaben daran teilgenommen“, sagt er. „Hauptsächlich die jüngeren Familien haben uns gesagt, dass für sie die Natur ganz wichtig ist.“ Viele Eltern, die in Großstädten lebten, seien in Sorge, dass sie ihren Kindern nicht genügend Erlebnisse in Flora und Fauna bieten könnten. „Genau das wollen wir auf Als machen.“ Die Mietpreise für die Ferienhäuser in der Anlage würden sich in dem in Dänemark üblichen Rahmen bewegen.
Das Riesenprojekt ist derzeit vor Ort nicht umstritten – anders als in Deutschland, wo gerade große Bauvorhaben häufig auf Widerstände stoßen. Der Bürgermeister von Sonderborg, Erik Lauritzen, sagt: „Als hat viel zu bieten, und mit dem neuen Resort steigen wir in eine neue Liga auf.“ 300 Arbeitsplätze sind mit der Ferienanlage verbunden.
Die Insel Als, so erzählt es Niels Feerup, habe unter der Finanzkrise stark gelitten. „Viele sind damals weggezogen“, sagt er. Die Ferienanlage soll, so wünschen es sich die Investoren, die Insel neu beleben.