Hamburg. Der Kieler Regierungschef spricht im Hamburger Abendblatt über mehr Respekt, den Grünen-Chef und eigene Karrierepläne.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat die Art und Weise, wie in Berlin Politik gemacht wird, kritisiert. Auf der Bundesebene fehle, anders als in Norddeutschland, der Respekt im Umgang miteinander. „In Berlin läuft es immer noch nach dem alten Schema: Alles, was die anderen Parteien machen, ist schlecht. Alles, was meine Partei macht, ist richtig. Ich glaube, dass das heutzutage Menschen nicht mehr anspricht“, sagt der CDU-Politiker in der Abendblatt-Gesprächsreihe „Entscheider treffen Haider“ (anhören unter: www.abendblatt.de/entscheider).
Podcast: Entscheider treffen Haider
Der amtierende Bundesratspräsident fordert die Spitzenpolitiker zum Umdenken auf: „Heute muss man hervorheben, was man selber gut kann, und andere Parteien respektieren. Wenn das in Berlin nicht irgendwann erkannt wird, werden wir einen gewissen Teil der Politikverdrossenheit nicht zurückdrängen können.“ Dazu gehöre auch, dass Politiker in der Hauptstadt endlich damit aufhörten, Informationen aus Sitzungen per Smartphone über die sozialen Medien zu verbreiten: „Wenn bei Koalitionsverhandlungen schon die Journalisten von Indiskretionen genervt sind, dann läuft da etwas falsch“, so Günther. „Wer würde in einer normalen Firma aus vertraulichen Verhandlungen Dinge nach draußen twittern? Niemand.“
Günther vermisst Habecks Politikstil
Der Ministerpräsident, der zu den besten Rednern unter Deutschlands Politikern gehört, rät auch bei Auftritten zu einem anderen Stil: „Egal, wo man redet, die Leute wollen nicht belehrt werden. Die haben den ganzen Tag hart gearbeitet, und wenn sie dann 30 Minuten mit Fakten vollgeballert werden, sind sie genervt.“
Einer, der das anders macht, ist Robert Habeck, einst Minister in Günthers Regierung und jetzt Bundesvorsitzender der Grünen: „Er ist selbstreflektiert, nicht ideologisch, sondern macht Politik aus Überzeugung. Er fehlt mir, weil er einen Politikstil hat, den ich mag“, sagt Günther. Und ja, es sei vorstellbar, dass einer wie Habeck Bundeskanzler werde: „In der Politik ist alles vorstellbar. Aber was vorstellbar ist, ist ja noch lange nicht wünschenswert. Manches an dem Hype der Grünen wird sich vor der nächsten Wahl relativieren.“
Das große Abendblatt-Gespräch mit Daniel Günther
Was die eigenen Karrierepläne angeht, findet Daniel Günther auch klare Worte: „Ich will nach der laufenden Legislaturperiode wieder als Ministerpräsident in Schleswig-Holstein kandidieren, deshalb lassen mich Diskussionen über Kanzlerkandidaten extrem kalt“, sagt er. „Trotzdem ist es schöner, wenn die Leute sagen, der kann auch Kanzler, als wenn sie dir das nicht zutrauen.“