Rostock. Bevor die 500-Pfund-Bombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft werden kann, müssen rund 10.000 Menschen ihre Häuser verlassen.

Ausnahmezustand in Rostock: Wegen der geplanten Entschärfung einer Bombe aus dem zweiten Weltkrieg hat am Mittwochmorgen die Evakuierung der Innenstadt begonnen. Damit wird das Zentrum der Stadt völlig lahmegelgt. Im Umkreis von 1000 Metern um den Fundort gibt es einen Sperrbezirk. Ab 8.00 Uhr ist es verboten, sich dort aufzuhalten, so die Vorgabe der Stadtverwaltung.

Die Verwaltung ging davon aus, dass rund 10 000 Menschen von der Evakuierung betroffen sind werden; etwa in Hotels, Pensionen, Geschäften, Schulen und Heimen. Die 250-Kilogramm-Bombe war am Montag bei der Vorbereitung von Bauarbeiten gefunden worden und soll an Ort und Stelle entschärft werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass in diesem Bereich drei Schulen, fünf Alten- und Pflegeheime, mehr als 100 Arztpraxen und ein Dutzend Hotels und Pensionen liegen. Zudem befindet sich die Fußgänger- und Einkaufszone im Evakuierungsgebiet.

"Der Aufwand ist enorm", erklärt Stadtsprecher Ulrich Kunze. Es sei lange überlegt worden, wie der Aufwand und die Schwierigkeiten für die Einwohner möglichst gering gehalten werden können. "Wir haben mit solchen Dingen aber schon leidlich Erfahrungen gemacht." Es sei aber das erste Mal, dass fast der gesamte Innenstadtbereich von einer Räumung betroffen ist.

Bombe auf Baustelle: Lob an Bauherrn

Die Vorgeschichte zum Fund der Weltkriegsbombe in der Rostocker Innenstadt ist nach Ansicht des Chefs des Munitionsbergungsdiensts MV, Robert Molitor, optimal gelaufen. Es habe eine Anfrage vom Bauherrn gegeben, ob die Fläche mit Kampfmitteln belastet sei. "Das haben wir ihm bestätigt. Er hat daraufhin eine Räumfirma beauftragt, diese Fläche vorsorglich abzusuchen", sagte Molitor am Dienstag.

Es hätten sich bei der Beprobung mehrere Verdachtsstellen ergeben, von denen sich eine als tatsächliche Bombe herauskristallisiert habe. "Wir kämpfen immer dafür, dass möglicherweise belastete Flächen vor Baubeginn abgesucht werden, damit nicht der Bauarbeiter die Bombe in der Baggerschaufel hat." Dann könne es zu Unfällen kommen.

Bombe liegt in vier Metern Tiefe

Dabei könne in der Rostocker Innenstadt wegen der großen Zerstörungen nicht auf alte Luftbilder zugegriffen werden, einzelne Bombeneinschlagspunkte seien kaum zu erkennen. Deshalb werde bei Baugeländen flächendeckend eine sogenannte Bohrlochsondierung vorgenommen, bei der nach magnetischen Anomalien gesucht werde, sagte Molitor. So könne genau festgestellt werden, in welcher Tiefe ein Objekt liege.

Die Bombe im Rostocker Rosengarten, die mit einem Kopf- und einem Heckaufschlagzünder versehen ist, liege in vier Metern Tiefe. Zunächst sei mit einem Bagger bis zu 3,80 Meter gegraben worden, anschließend folgte der Einsatz von Schaufel und Kelle.

Molitor ging davon aus, dass die Entschärfung der Rostocker Bombe am Mittwoch keine Probleme machen werde. "Wir haben aber eine Wasserstrahl-Schneidanlage vor Ort, die wir einsetzen können, falls sich einer der Zünder wehrt", sagte er. "Wenn alles gut läuft, rechnen wir mit einer halben Stunde, bis die Bombe entschärft ist." Allerdings gebe es bei solchen Prognosen immer Unsicherheitsfaktoren.