Hamburg/Husum. Ab Ende März müssen Reisende sich auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Teilweise verlängert sich die Fahrzeit.
Bahnreisende von Hamburg nach Sylt müssen sich in den kommenden Monaten auf Behinderungen einstellen. Grund dafür ist die längst fällige Grundsanierung der Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland. Nach erheblichen Mängeln, Zugausfällen und Verspätungen investiert die Bahn 160 Millionen Euro in die Marschbahn, saniert marode Brücken und erneuert 200 Kilometer Gleise und mehr als 30 Weichen. Die Bauarbeiten beginnen am 30. März zwischen Bredstedt und Stedesand und sollen in mehreren Etappen bis zum Jahr 2022 abgeschlossen sein.
Die Streckensanierung sei auf vier Jahre angelegt, um den Zugverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen, sagte Christopher Ströh von der DB Regio: „Für Urlauber und Sylt-Pendler sollen die Einschränkungen so gering wie möglich ausfallen.“ Daher seien die Maßnahmen unter anderem mit der Pendlerinitiative Sylt abgesprochen und die Schulferien von sechs Bundesländern berücksichtigt worden.
Die Landesregierung machte Druck
Das Bahnchaos zwischen Hamburg und Sylt hatte im Herbst 2016 begonnen, als bei der Nord-Ostsee-Bahn gravierende Defekte an der Kupplung von mindestens 90 Waggons auftraten. Im Dezember 2016 übernahm die Deutsche Bahn wieder den Nahverkehr zwischen Altona und Westerland, den täglich 14.000 Fahrgäste, darunter 4500 Pendler, nutzen.
Doch die Situation verbesserte sich nicht. Wie dramatisch die Lage war, brachte der Sprecher der Pendlerinitiative, Achim Bonnichsen, so auf den Punkt: „Im Mai 2018 verzeichneten wir 115 Zugausfälle, im Juni waren es 38. Pro Tag hätte die Bahn 400 bis 700 Minuten Verspätung.“ Tausende Pendler kämen zu spät zur Arbeit.
Unterdessen machte die Landesregierung Druck. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hatte der Bahn mit Vertragskündigungen gedroht, falls das Unternehmen die Probleme auf der Strecke von Hamburg nach Westerland nicht in den Griff bekomme. Kernpunkte eines Forderungskatalogs mit neun Einzelpunkten sind die „Steigerung der Pünktlichkeit der Marschbahn auf das vertraglich vereinbarte Niveau (93 Prozent) und die Vermeidung von Zugausfällen“.
Erste Etappe zwischen Bredstedt und Stedesand
Bis zum Jahr 2022 werden nun 140 Millionen Euro für die Erneuerung der Gleisanlagen ausgegeben. Darüber hinaus modernisiert das Unternehmen mit 20 Millionen Euro acht Bahnübergänge, Brücken und Signaltechnik. Die erste Etappe umfasst die Erneuerung von 3000 Metern Gleisen zwischen Bredstedt und Stedesand. Die Arbeiten starten am 30. März.
Zugleich werden die alten Brücken erneuert, darunter in Breklum und Bredstedt. Sie sind gut 100 Jahre alt und haben das Ende der technischen Nutzungsdauer erreicht. Der Abschluss aller Brückenbauarbeiten ist für den Sommer geplant. Dabei kommt es den Bahnangaben zufolge in diesem Bereich zu starkem Baustellenverkehr, der auch Auswirkungen auf den Straßenverkehr haben wird.
Während dieser bis zum 8. April terminierten Arbeiten auf dem ersten Teilstück im Kreis Nordfriesland wird sich die Reisezeit um rund eine halbe Stunde verlängern. Im Regionalverkehr starten die Züge in Westerland 30 Minuten früher. Vom 5. bis 7. April fahren keine Züge zwischen Niebüll/Bredstedt und Husum. „Fahrgäste müssten dann auf Busse umsteigen“, sagte Ströh. Die Züge des Sylt-Shuttles Plus und die Autozüge des Sylt-Shuttles pendeln nur zwischen Westerland und Niebüll. Die IC-Züge des Fernverkehrs zwischen Hamburg und Sylt fahren gar nicht.
Zweigleisig nach Sylt frühestens im Jahr 2030
Sanierungen sind unter anderem zwischen Lindholm und Stedesand (23. April bis 8. Mai) geplant. Dort werden fast 4000 Meter Gleise erneuert. Weitere Maßnahmen gibt es unter anderem vom 8. bis 14. Juni (drei neue Weichen im Bahnhof Wilster), vom 28. August bis 2. Oktober (5400 Meter neue Gleise zwischen Bredstedt und Stedesand) und vom 4. bis 29. November. In dieser Zeit werden 3000 Meter Gleise zwischen Lehnshallig und Klanxbüll bei einer mehrtägigen Streckensperrung saniert. Mit neuen Weichen für den Bahnhof Westerland und neuen Gleisen zwischen Morsum und Klanxbüll geht das erste Jahr der Grundsanierung auf der Syltstrecke im Dezember zu Ende.
Nordfriesische Politiker wie der Kreisvorsitzende der Jungen Union und Kreistagsabgeordnete Leif Bodin begrüßten die Investitionen. Damit die Marschbahn wirklich zukunftsfähig werde, müsse neben der Grundsanierung aber auch zwingend die durchgängige Zweigleisigkeit sichergestellt sein, betonte er. Mit dem Abschluss eines ebenfalls geplanten zweigleisigen Ausbaus zwischen Niebüll und Klanxbüll ist nicht vor 2030 zu rechnen.
Weitere Informationen über die Maßnahmen und die Verkehrsbehinderungen bietet die App „Bauarbeiten“ der Bahn oder die Kundenhotline 01806 99 66 33 (20 ct/Anruf aus Festnetz).