Fehmarn. Hotelpläne, große Ferienanlagen, ein besonderer Aussichtsturm und viele Veranstaltungen – die Ostseeinsel hübscht sich auf.
Verschlafen ist die Ostseeinsel, die sich gern mit ihren durchschnittlich 2200 Sonnenstunden im Jahr schmückt, an diesem Februartag. Die Restaurants haben geschlossen, der Südstrand ist leer. Noch nicht einmal Möwen lauern darauf, den Touristen ihre Crêpes zu klauen. Immerhin: Die Sonne scheint. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Hinter den Kulissen bereitet sich Fehmarn vor auf die Saison und die 350.000 Gäste im Jahr, Tendenz steigend.
Noch ist alles Baustelle, in den Holzhäusern steht Wasser, die Ziegelsteine, mit denen die Häuser später verklinkert werden, liegen auf den Paletten. Schon im Sommer sollen diese zehn Häuser ein autofreies Feriendorf bilden. Dann ist der Ferien- und Reiterhof Küselhof in Wulfen fast dreimal so groß wie bislang und bietet statt 36 in Zukunft 104 Betten. Mit ihrem Feriendorf gehen Sonja und Andreas Witt neue Wege. Das Konzept: ein Reiterhof mit exklusiven Ferienwohnungen samt Sauna, Kamin und hochwertiger Ausstattung, ländlich rustikal. Damit verwirklicht sich Sonja Witt, die aus dem Tourismus kommt, einen Traum.
Sie wird sich mit einer Hotelfachangestellten um die Vermietung kümmern, Ehemann Andreas um den Reitbetrieb. Wie Familie Witt ihren Reiterhof zu einem Feriendorf umbauen lässt, ist typisch für die Insel: 25 bis 30 ähnliche Baupläne liegen derzeit vor. Aus kleinen Höfen entsteht auch an anderer Stelle Großes. „Die neuen Ferienhöfe ähneln hochwertigen Resorts“, sagt Tourismusdirektor Oliver Behncke. Die Ansprüche der Gäste seien gestiegen. Behncke: „Auf diesen Höfen kommen Familien miteinander in Kontakt, und bei schlechtem Wetter bieten die Höfe genug Komfort.“
Was Fehmarn mit Mauritius gemein hat
Dabei hat die drittgrößte deutsche Ostseeinsel noch mehr zu bieten: Der Tourismusdirektor vergleicht Fehmarn sogar mit Mauritius. „Genau wie Mauritius haben wir ein weltbekanntes Stehrevier für Surfer“, so Behncke. Aus drei Richtungen kann der Wind an der Orther Reede für die Wassersportler kommen. Neues gibt es für den Radsport: Auf 70 Kilometern lässt sich die Insel umrunden, teilweise auf der Deichkrone. Auf 18 Kilometern soll die Spurrille auf dem Deich bis zum Mai zu einem 1,60 Meter breiten Fahrradweg aus Sand ausgebaut werden.
Eines von vielen Infrastrukturprojekten in diesem Jahr ist auch der Um- und Neubau der Binnensee- und Yachthafenpromenade für 12,7 Millionen Euro in Burgtiefe, samt Aufenthalts- und Veranstaltungspavillons und eines 16,50 Meter hohen barrierefreien Aussichtsturms in Weiß sowie einer neuen Seebrücke. Beides angelehnt an die Arne-Jacobsen-Bungalows und die Hochhäuser am Südstrand. Fertigstellung ist für das Frühjahr 2020 geplant. Außerdem bekommt die Insel ein neues Reitsportzentrum mit Reithalle, Reitplatz und Tribüne. Denn Fehmarn ist mit 600 Pferden Reiterinsel. Olympiateilnehmer Kai Rüder lebt hier auf seinem Hof mit Ferienwohnungen, genau wie Sven Gero Hünecke, bester Springreiter seines Jahrgangs und Reitlehrer bei den Witts.
Neues Hotel mit 800 Betten geplant
„Obwohl wir Marktführer in Deutschland in puncto Urlaub auf dem Bauernhof, Campingtourismus und Wassersport – kiten und windsurfen – und Reittourismus sind, haben wir Nachholbedarf“, so Behncke. So soll auf der sogenannten 35.000 Quadratmeter großen Spielwiese neben dem Schwimmbad Fehmare am Südstrand ein Hotel mit bis zu 800 Betten gebaut werden, Gespräche mit dem Investor laufen. „Das ist die einzige große Fläche an der deutschen Ostseeküste, die so wassernah noch erschlossen werden kann.“ Bis zu sechs Stockwerke hoch könnte das neue Hotel gebaut werden. Auch Fehmarns Campingplätze sind preisgekrönt. So hat das Inselcamp Fehmarn wieder eine Fünf-Sterne-Bewertung vom ADAC erhalten. Betreiberin Katherin Kleingarn plant Innovatives wie einen E-Roller-Verleih, einen Fitnessraum oder einen Hunde-Agility-Bereich.
Die Gäste kommen gern nach Fehmarn: In den vergangenen zehn Jahren gab es bei den Übernachtungen einen Zuwachs um rund 15 Prozent. Und doch sorgt sich der Tourismusdirektor. Grund ist der Bau der Fehmarnbeltquerung. Wenn der 17,6 Kilometer lange Tunnelzwischen Fehmarn und Dänemark kommt, hat es die Insel mit Europas größter Baustelle zu tun. Behncke rechnet mit bis zu 100.00 Baustellentouristen einerseits und mit zusätzlichem Baustellenverkehr und Staus andererseits. „Davor haben wir großen Respekt.“ Ende des Jahres soll außerdem über eine neue Sundüberquerung entschieden werden, da die Fehmarnsundbrücke dem Verkehrsaufkommen nach der Eröffnung des Belttunnels nicht mehr gewachsen sein wird.
Bis dahin steht viel auf dem Veranstaltungsprogramm: ein Surf-Festival vom 30. Mai bis 2. Juni, ein Bulli Festival und Fehmarn Pferdefestival, beide vom 20. bis 23. Juni, eine Beachvolleyball-Tour vom 2. bis 4. August und ein Sommerbiathlon am 17. und 18. August.