Brunsbüttel. Der ehemalige Hamburger Hafenmanager Heinrich Ahlers will die Verbindung Brunsbüttel–Cuxhaven neu auflegen. Die Hintergründe.
Rund 26 Kilometer liegen zwischen Cuxhaven in Niedersachsen und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein. Die teilweise recht schmale Elbe weitete sich hier zu einer breiten Mündung. 14,1 Seemeilen trennen die beiden Hafenstädte. In diesem schwierigen Seegebiet gibt es starke Strömungen, starke Winde haben schon Geld vieler Unternehmer versenkt. Zuletzt vor rund einem Jahr. Da musste die Firma Elb-Link, die zeitweise mit zwei Fähren zwischen den beiden Häfen verkehrte, Insolvenz anmelden. Seitdem ruht der Verkehr. Aber die Fährverbindung Brunsbüttel-Cuxhaven lässt die Menschen im Unterelberaum nicht ruhen. Einer will es jetzt noch einmal versuchen: Heinrich Ahlers, Geschäftsführer der soeben gegründeten Elbferry GmbH.
Ahlers ist in Hamburg kein Unbekannter. Der 67-Jährige lebt in Marne, war aber lange bei der Reederei Hapag-Lloyd tätig. Zuletzt war Ahlers, der vor seiner Karriere im Management als Kapitän zur See gefahren ist, sieben Jahre Geschäftsführer der Hafenfirma Buss Port Logistics. 2016 ging er in Ruhestand – und machte mit einem Beratungsunternehmen weiter. Ahlers ist, wenn man so will, Hafenexperte. Und als solcher kennt er sich auch mit Fähren aus. „Ich bin überzeugt, dass die Fährverbindung Brunsbüttel-Cuxhaven wirtschaftlich sein kann“, sagt er. Man dürfe nur eben die Fehler der Vorgängerreederei Elb-Link nicht wiederholen.
„Die sind im August gestartet, da ist die Saison ja schon zur Hälfte vorbei“, knurrt Ahlers. Im April müsse man anfangen, alles anders sei „Unfug“. Also arbeitet Ahlers als Geschäftsführer der Elbferry GmbH nun daraufhin, im April kommenden Jahres mit einer Fähre zu starten. Welches Schiff das ist, kann er noch nicht sagen. „Das ist noch nicht in trockenen Tüchern“, sagt er. Aber: Eine LNG-Fähre soll es sein. Also ein mit Flüssiggas angetriebenes Schiff, schadstoffarm und umweltfreundlich.
LNG-Technik noch in den Kinderschuhen
Die LNG-Technik steckt in Deutschland allerdings noch in den Kinderschuhen. In Norwegen ist man dank einer umfangreichen staatlichen Förderung viel weiter. Im norwegischen Schärengürtel verkehren mittlerweile viele solcher Fähren. Eine steht sogar gerade zum Verkauf: die „Fanafjord“. Ahlers ist interessiert. Am Donnerstag reist er nach Norwegen. „Danach weiß ich mehr“, sagt er.
Der Schiffsmakler J. Gran im norwegischen Bergen bewirbt die Fähre unter anderem mit dem Hinweis auf die hohe Dienstgeschwindigkeit („attractive service speed“). Die ist auf der Elbe durchaus wichtig. Wenn man die Überfahrt in maximal 50 Minuten schaffen will, dann braucht man wegen der starken Gezeiten-Strömungen „eine relativ hohe Fahrtgeschwindigkeit“, wie es in einer Verkehrsuntersuchung zur Fährverbindung aus dem Jahr 2013 heißt. 21 Knoten schafft die „Fanafjord“, das könnte reichen. Die Schiffe, die Elb-Link einsetzte, brachten es nur auf 15 Knoten – wohl auch wegen ihres für Eisgang verstärkten Rumpfes. In Estland, wo sie zuerst eingesetzt waren, war das wichtig. Auf der Elbe war es unnötig. „Überdimensioniert und untermotorisiert“ seien die Fähren gewesen, heißt es bei Fachleuten.
Rückenwind gibt es jede Menge
Der Einsatz eines LNG-Schiffes auf der Unterelbe hat eine gewisse Logik. LNG könnte der Schiffstreibstoff der Zukunft sein. Brunsbüttel will deshalb zum Standort eines Importterminals für LNG werden. Vom Hafen aus soll das Gas dann dorthin gebracht werden, wo es in Deutschland benötigt wird. Die Landesregierung unterstützt das Vorhaben nach Kräften, noch ist allerdings keine Entscheidung gefallen. Allerdings könnte eine LNG-Fähre schon jetzt in Brunsbüttel betankt werden. Eine norwegische Firma unterhält dort ein Lager. An Kunden für die Fährverbindung dürfte es nicht mangeln, glaubt Heinrich Ahlers. „An der Elbfähre Glückstadt-Wischhafen hast du manchmal drei Stunden Wartezeit“, sagt er. „Und der Elbtunnel bei Glückstadt wird ja vermutlich erst irgendwann in den 30er-Jahren fertig sein.“ Und die A 7? Nun, die sei ja rund um den Elbtunnel noch ewig Baustelle.
Also angepackt. Rückenwind gibt es jede Menge. In Cuxhaven und Brunsbüttel trauern viele der eingestellten Fährverbindung nach. „Wenn ich da eine Umfrage mache, bekomme ich 90 Prozent Zustimmung zu meinem Plan“, sagt Ahlers und lacht.
Unterstützung kommt auch aus dem niedersächsischen Landtag. In einem im November verabschiedeten Entschließungsantrag wird die Landesregierung aufgefordert, „Interessen und Ambitionen möglicher Betreiber an einer wirtschaftlichen Fährverbindung unterstützend zu flankieren“. Uwe Santjer, hafenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, sagt: „Sie glauben gar nicht, wie oft ich auf die Fähre angesprochen werde, wenn ich in Cuxhaven unterwegs bin.“ Niedersachsen könne das Projekt zwar nicht direkt fördern, das sei aus Wettbewerbsgründen nicht möglich. „Aber eine Ausfallbürgschaft, weil ja im Winter weniger Verkehr als im Sommer, ist schon vorstellbar“, sagt Santjer.
Staatsbürgschaft für Schiffsinvestition ist möglich
In Schleswig-Holstein ist man ein wenig zurückhaltender. „Wenn sich Leute finden, die das machen wollen, ist das erst einmal toll“, sagt Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). „Es wäre wichtig, dass dies auf wirtschaftlich gesunder Basis erfolgt, denn für die verladende Wirtschaft kann nur eine zuverlässige Lösung von Interesse sein.“ Eine Bürgschaft für den Fährbetrieb könne es nicht geben – für die Investition aber schon, also für den Kauf oder das Chartern einer Fähre.
Heinrich Ahlers arbeitet daran. Er hat nicht viel Zeit. „Wenn wir im April anfangen wollen, muss im Januar klar sein, mit welchem Schiff wir das tun“, sagt er.