Hannover. Nach Stürmen blockieren oft umgestürzte Bäume die Gleise. Niedersachsen will deshalb enger mit der Deutschen Bahn zusammenarbeiten.
Immer wieder sorgen umgestürzte Bäume im Norden für Zugausfälle. Angesichts dieser Vielzahl will die niedersächsische Landesregierung die Zusammenarbeit von Naturschutz- sowie Waldbehörden mit der Deutschen Bahn verstärken. Ein Leitfaden zum Vegetationsmanagement an Bahntrassen werde voraussichtlich im November fertiggestellt und anschließend im Landtag präsentiert, teilte das Verkehrsministerium in Hannover mit.
Häufig blockieren umgestürzte Bäume die Gleise. Die Bahn durchforstet im Rahmen des Aktionsplans Vegetation derzeit bundesweit den Baumbestand entlang der Strecken und lässt Bäume zurückschneiden beziehungsweise fällen. 25 Millionen Euro mehr als bisher sind für das Stutzen von Bäumen und Büschen vorgesehen.
Auch bei kleineren Stürmen kommt es zu Problemen
Auch Schleswig-Holstein leidet unter sturmbedingten Verspätungen und Ausfällen im Bahnverkehr. "Gerade bei uns im Norden ist die Zahl der Zugausfälle besonders hoch", sagt Hans-Jörn Arp, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in Schleswig-Holstein. "Vor allem die täglichen Pendler würden davon profitieren, wenn das Zugangebot auch bei Stürmen zuverlässiger wird". Nicht nur bei schweren, sondern auch schon bei kleineren Stürmen käme es derzeit schnell zu Problemen. Betroffen sei dabei neben anderen vor allem die Strecke Hamburg-Lübeck.
Der Fahrgastverband Pro Bahn hält den geplanten Leitfaden der niedersächsischen Landesregierung für eine sehr gute Idee. „Das bräuchten wir für alle Bundesländer - und das möglichst einheitlich und auch mit empfehlenden Charakter für private Flächen wie Wälder oder Gärten mit hohen Bäumen direkt an der Bahnstrecke“, sagte Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn.
Mehr als 1500 Zugausfälle nach "Burglind", "Friederike" und "Nadine"
Die FDP-Fraktion hatte in einer Kleinen Anfrage Auskunft über Verspätungen und Zugausfälle in Niedersachsen seit Jahresbeginn verlangt. Wie aus der Antwort der Landesregierung hervorgeht, führten die Sturmtiefs „Burglind“ und „Friederike“ im Januar 2018 sowie „Nadine“ im August 2018 bundesweit zu mehr als 1500 Zugausfällen im Fernverkehr. Wie viel davon Niedersachsen betrafen, sei statistisch nicht erfasst worden.
Bei den Regionalzügen gab es zwischen Januar und Ende August 2018 große Unterschiede. So fielen zum Beispiel auf den Strecken Hannover–Buchholz und Bremen–Uelzen (Heidekreuz) nur 0,5 Prozent der Züge ungeplant durch Sturmschäden oder andere Störungen aus. Auf der Strecke zwischen Norddeich Mole, Bremen und Osnabrück waren es dagegen 2,8 Prozent und bei der über Hildesheim fahrenden Weser-Lammetal-Bahn 3,8 Prozent.
Bahn investiert 125 Millionen Euro in ihren Aktionsplan Vegetation
Darüber hinaus listet das Ministerium geplante Zugausfälle auf, in der Regel aufgrund von Baustellen. Auch hier lag die zwischen dem westfälischen Bünde und Bodenburg bei Hildesheim pendelnde Weser-Lammetal-Bahn mit 3,5 Prozent vorn, gefolgt von der Weser-Elbe-Bahn auf der Strecke Cuxhaven - Bremerhaven - Buxtehude (3,3 Prozent). Bei der S-Bahn Hannover, die unter anderem bis ins westfälische Paderborn pendelt, fielen demnach die meisten Zugkilometer aus, nämlich rund 238.500. Hier wurde nicht zwischen ungeplanten und geplanten Ausfällen differenziert.
Die Bahn investiert 125 Millionen Euro in ihren Aktionsplan Vegetation mit dem Ziel, die Verbindungen sturmsicherer zu machen. Allerdings seien die Eingriffsmöglichkeiten der DB begrenzt, weil Grundstücke Dritter häufig bis dicht an die Bahnstrecken heranreichen, teilte das Ministerium mit. Vor diesem Hintergrund werde vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium eine Gesetzgebungsinitiative zur Stärkung der Eingriffsrechte in sicherheitsrelevanten Bereichen entlang der Schieneninfrastruktur unterstützt, hieß es.
Auch Lokführermangel führt zu Zugausfällen
Der Grund für Zugausfälle kann allerdings auch der Lokführermangel sein. Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) hat dazu für 2018 noch keine Statistik, beobachtet aber eine Zunahme. Die Werte aus dem Vorjahr (46.000 ausgefallene Zugkilometer aufgrund fehlender Lokführer) werden bis zum Jahresende laut LNVG voraussichtlich deutlich überschritten. „Für die Eisenbahnunternehmen bleibt der Fachkräftemangel auch in Zukunft eine ernste Herausforderung. Das ist nicht nur zwischen Ems und Elbe so, sondern es ist bundesweit so“, sagte LNVG-Sprecher Rainer Peters.