Kiel . Neuer Landwirtschaftsminister Schleswig-Holsteins präsentierte bei seinem ersten Auftritt eine geänderte Vorstellung von der Branche.
Den von den Folgen der Dürre betroffenen Bauern in Schleswig-Holstein hat der neue Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) Unterstützung zugesichert. „Wir müssen und werden jene solidarisch auffangen, die ansonsten ihren Betrieb auf Grund der Dürre praktisch schließen müssten“, sagte Albrecht am Donnerstag in seiner ersten Rede im Landtag. Der 35-Jährige trug bei seinem erstem großen Auftritt im Plenum dunkles Sakko und weißes Hemd. Knapp sechs Minuten lang legte Albrecht den Abgeordneten seine Pläne dar.
Aufbruch in neue Landwirtschaft
Neben Hilfen für in Not geratene Betriebe richtete der Grünen-Politiker den Blick aber auch nach vor. Die Krise müsse Anlass für einen „Aufbruch in eine nachhaltige, klimaresistente und digitalisierte Bewirtschaftung unserer Natur“ sein, sagte er und nannte die Umstellung auf neue Technologien zum gezielten Einsatz von Düngemitteln, verstärkte Maßnahmen zum Tierwohl sowie ein hohes Maß an Pflanzenvielfalt als Beispiele. Der Dürresommer hat den Bauern die schlechteste Ernte in Schleswig-Holstein seit 1976 beschert.
Bund plant ebenfalls Hilfen
Weil es Landwirten in anderen Bundesländern ähnlich erging, planen Bund und Länder ein gemeinsames Programm für von der Dürre in Not geratene Landwirte. Nach Länderangaben sind bundesweit rund 10.000 Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Das Gesamtvolumen wird 340 Millionen Euro umfassen. „Wirklich unbürokratisch werden diese Hilfen nichtbereitgestellt“, sagte Albrecht. Nach einigem Bohren komme in die Verhandlungen mit dem Bund etwas Flexibilität. Noch stehe aber nicht fest, wie viele Betriebe in Schleswig-Holstein die Kriterien für eine Existenzgefährdung erfüllen. Sobald es konkrete Zahlen gebe, werde die Landesregierung den Landtag bitten, die Mittel bereitzustellen. „Die Dürre konnte jeder vor seiner eigenen Haustür nachvollziehen - noch nie seit Kriegsende war es in Schleswig-Holstein so trocken wie in diesem Jahr“, sagte Albrecht.
Futter ist knapp
Schätzungen von mehr als 400 Millionen Euro Minus gegenüber einem Normaljahr könnten sich bestätigen. „Viele Sorgen machen sich die viehhaltenden Betriebe, weil das Futter knapp ist.“ Der CDU-Agrarpolitiker Heiner Rickers appellierte in der Diskussion um die Folgen der Dürre nicht zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft zu unterscheiden. Denn: „Trocken ist nun mal trocken.“ Der Opposition reichen die Ankündigungen der Koalition dagegen nicht aus. Die SPD-Agrarpolitikerin Kirsten Eickhoff-Weber forderte, den Landwirten sofort zu helfen. „Tun sie jetzt etwas für die Bauern.“
Großer Ertragsverlust
Nötig sei eine Neuausrichtung der Landwirtschaft. „Nur faire Preise erlauben ein Einkommen von dem man für schlechte Zeiten Rücklagen bilden kann.“ Nach Angaben der Landwirtschaftskammer liegt der durchschnittliche Ertragsverlust in Schleswig-Holstein bei Winterweizen bei 18 Prozent, bei den anderen Wintergetreidearten bei 25 bis 40 Prozent. Insgesamt wird in diesem Jahr mit 1,7 Millionen Tonnen Getreide gerechnet. Das sind 31 Prozent weniger als 2017. Fast alle Betriebe seien betroffen.