Osnabrück, Hamburg. In Hamburg nahmen sich 60 Flüchtlinge das Leben, in Niedersachsen 50. Pro Asyl warnt. Kiel und Schwerin können keine Zahlen vorlegen.
In Hamburg haben im vorigen Jahr 62 Flüchtlinge versucht, sich das Leben zu nehmen. Das berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Montagausgabe) unter Berufung auf Angaben des Hamburger Senats. Nach Angaben der norddeutschen Landesregierungen haben 2017 in Norddeutschland insgesamt mehr als 110 Flüchtlinge einen Suizidversuch unternommen.
Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt zeigte sich alarmiert. „Eine bundesweite Meldepflicht würde das Problem der Verzweiflungstaten von Flüchtlingen sichtbar machen“, sagte er der Zeitung. Im Moment versuche die Politik hingegen, die Not der Flüchtlinge aus dem Bewusstsein der Gesellschaft zu drängen.
Kiel konnte nur Bruchstücke liefern
Der Zeitung zufolge verfügt unter den norddeutschen Bundesländern allein Hamburg über gesicherte Zahlen zu den Suizidversuchen. Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein konnten auf Anfrage der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ keine Angaben machen. Das Innenministerium in Kiel verwies aber auf einen vollendeten und einen versuchten Suizid eines Flüchtlings in diesem Jahr, von dem die Landesregierung Kenntnis erhalten habe.
In Niedersachsen berichtete die Landesregierung kürzlich auf Anfrage der FDP von mindestens 50 Suizidversuchen im Jahr 2017, davon elf in den Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes. Zwei Asylbewerber starben. Ebenso viele nahmen sich bereits im laufenden Jahr das Leben. Die Zahl der Suizidversuche in den Landeseinrichtungen stieg bereits bis Mai auf zwölf.
Pro Asyl warnt vor Ankerzentren
Pro Asyl warnte in diesem Zusammenhang vor den geplanten Ankerzentren der großen Koalition. Dort sollen Asylbewerber künftig bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens zentral untergebracht werden. „Sollten die von Innenminister Horst Seehofer vorgeschlagenen Ankerzentren Realität werden, würde dies die Zahl der Verzweiflungstaten nach oben treiben“, sagte Geschäftsführer Burkhardt.