Kiel . Keramikteller und Gläser statt Plastikmüll: Veranstaltungen wie die Kieler Woche setzen auf Nachhaltigkeit.
Die Diskussionen um Plastik in den Weltmeeren und politische Forderungen nach einem Verbot von Plastikgeschirr machen auch vor den Sommerfesten in Schleswig-Holstein nicht Halt. „Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns generell bei der Kieler Woche sehr – und wir wollen es in den nächsten Jahren noch stärker in den Blick nehmen“, sagte Leiter Philipp Dornberger „Auf der Kieler Woche fallen von Jahr zu Jahr weniger Abfälle an.“ Mehrwegvorgaben der Stadt zeigten Wirkung.
Bis Sonntagabend werden in der Stadt zum größten Sommerfest im Norden Europas etwa drei Millionen Besucher erwartet. 2017 waren an den zehn Veranstaltungstagen mehr als 230 Tonnen Abfall angefallen. 169 Tonnen Abfälle landeten in zahlreichen zusätzlichen Müllbehältern. Auf den Veranstaltungsflächen sammelten die Mitarbeiter des Abfallbetriebs weitere 65 Tonnen Müll ein. Von dort könnten weniger leichte Plastikabfälle in die Förde geweht werden. In der Innenförde treibende Plastikflaschen oder Becher „fischt“ die Besatzung des Abfallsammelbootes „Schiermoker“ ein.
Muddi-Markt auf Kieler Woche geht als bestes Beispiel voran
Für Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck leisten die Feste im Norden einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Plastik. „Die Vorbildfunktion großer Feste und Veranstaltungen für nachhaltigen Konsum ist nicht zu unterschätzen“, sagte der Grünen-Politiker. Viele gute Projekte zeigten bereits heute, dass der Verzicht auf überflüssige Plastikprodukte keineswegs einen Verzicht auf Spaß und Genuss bedeuten müsse.
Der Muddi-Markt auf der Kieler Woche „geht hier als bestes Beispiel voran“. Die Veranstalter setzen an dem Stand nicht nur auf Mehrweggeschirr, sondern wollen mit Aktionen und Vorträgen für eine nachhaltigere Lebensweise anregen.
Travemünder Woche will auch Plastikmüll verringern
Auf einem Bereich der Kieler Woche, dem Internationalen Markt am Rathaus, wird bereits komplett auf Plastiktüten verzichtet. „Und es kommt ausschließlich Mehrweggeschirr zum Einsatz“, sagte Dornberger. Er will künftig noch stärker auf Mehrweg und Pfand setzen und dabei aus den Erfahrungen in diesem Jahr lernen. Plastikvermeidung ist dabei für ihn ein zentraler Aspekt.
Auch die Macher der Travemünder Woche (20. bis 29. Juli) wollen den Plastikmüll verringern. „Daher gibt es klare Vorschriften für die Standbetreiber, das vor allem auf abbaubare Produkte zurückzugreifen ist“, sagte Sprecher Ralf Abratis. „Leider ist das nicht immer möglich.“ Wenn es praktikable Alternativen zum Einweg-Plastikgeschirr gebe, seien diese von den Budenbetreibern zu nutzen.
SHMF arbeitet häufig mit lokalen Gastronomen
Getränke werden auf der Travemünder Woche nur in Mehrweg-Bechern und Gläsern ausgeschenkt. Beim Geschirr komme das Sommerfest allerdings nicht an diesen Wert heran, sagte Abratis. „Fingerfood oder einen Crepe auf Mehrweggeschirr zu servieren, ist leider unrealistisch.“
Die Veranstalter des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) bieten bei Konzerten häufig keine eigene Gastronomie an, sondern arbeiten mit lokalen Gastronomen. „Dort, wo wir den vermeidbaren Einsatz von nicht umweltgerechten Gegenständen feststellen, wirken wir mit Nachdruck dagegen“, sagte SHMF-Finanzchef Jens Boddin. Oftmals organisierten Ehrenamtler ein gastronomisches Angebot. „So werden beispielsweise durch unsere Beiräte eigene Tische und Sonnenschirme aufgebaut, an denen dann Wein oder Salzbrezeln vor Konzertbeginn angeboten werden. Dies passiert fast ausschließlich mit eigenem Geschirr.“