Sylt. In Kampen werden durchschnittlich 30.600 Euro pro Quadratmeter für Einfamilienhäuser erzielt. Hörnum ist am günstigsten.
Sylt ist die exklusivste deutsche Insel und ein beliebter Treffpunkt der feinen Hamburger Gesellschaft. Zahlreiche wohlhabende Hanseaten haben dort Häuser, und das ist auch eine gute Geldanlage. Denn die Wohnimmobilienpreise auf Sylt steigen weiter an. Zu diesem Ergebnis kommt der Immobiliendienstleister Grossmann & Berger in seinem aktuellen G&B-Preistrend. Demnach legten die erzielbaren durchschnittlichen Kaufpreise auf der Nordseeinsel von 2017 auf 2018 im Durchschnitt um 1,9 bei Einfamilienhäusern, um 2,2 Prozent bei Doppelhaushälften und um 1,4 bei Eigentumswohnungen zu. Dabei bezieht sich G&B auf sogenannte Standardimmobilien mit „guter Bausubstanz und Ausstattung in guter Wohnlage.“
Der begehrteste Ort auf Sylt ist das noble Kampen. Dort konnten in diesem Jahr durchschnittliche Preise von 30.600 Euro pro Quadratmeter für Einfamilienhäuser – 2017 waren es 30.125 Euro – erzielt werden. Noch höhere Preise werden dem Vernehmen nach in Lagen wie dem Hobokenweg bezahlt, dort haben die Grundstücke einen unverbaubaren Blick auf das Watt.
Interessenten aus dem Ausland
In Kampen „ist die Nachfrage nach Spitzenimmobilien höher als das Angebot. Dort werden auch in den nächsten Jahren die Preise weiter steigen“, sagte Andreas Gnielka, Bereichsleiter Wohnimmobilien Bestand bei Grossmann & Berger. Das Hamburger Unternehmen hat eine Niederlassung in Kampen. Nicht nur aus dem gesamten Bundesgebiet, sondern „auch aus dem europäischen Ausland haben wir Interessenten für hochwertige Immobilien auf der Insel“, sagte Gnielka.
Bahnchaos – jetzt auch noch kaputte Weiche
Auf dem zweiten Platz der Sylter Preishierarchie bei Einfamilienhäusern landet Braderup mit 25.700 Euro pro Quadratmeter für Einfamilienhäuser, gefolgt von Rantum mit 20.900 Euro und Keitum mit 19.800 Euro. Auch im Vergleich mit teuren Metropolen liegt Sylt weit vorn: In Londoner Nobelstadtteilen wie Knightsbridge oder Mayfair werden laut dem renommierten Immobiliendienstleister Carter Jonas für Wohnimmobilien durchschnittlich 21.484 Euro pro Quadratmeter erzielt. In Eins-a-Lagen an der Hamburger Außenalster wurden im vergangenen Jahr nach Abendblatt-Informationen maximal um die 19.000 Euro pro Quadratmeter bezahlt.
In Hörnum und Morsum sollen Preise steigen
Bei vielen Hamburgern ist die Baleareninsel Mallorca beliebt als Zweitwohnsitz. Dort ist es deutlich günstiger als in Kampen: Im noblen Port Andratx werden für „Luxusvillen durchschnittlich 10.000 Euro pro Quadratmeter bezahlt“, weiß Hanns-Christopher Deppe, Geschäftsführer von Dahler & Company Mallorca zu berichten. Zurück auf die Insel Sylt. Selbst für Doppelhaushälften werden in Kampen laut G&B-Preistrend 28.700 Euro pro Quadratmeter erzielt und in Braderup 21.500 Euro.
Aber es gibt auch noch bezahlbare Orte: Dafür müssen die Käufer an die südliche Spitze nach Hörnum fahren. Dort sind Eigentumswohnungen für durchschnittlich 4300 Euro pro Quadratmeter zu finden. Damit bildet der Ort das Schlusslicht bei den Preisen. Nur 300 Euro mehr pro Quadratmeter werden in Morsum, ganz im Osten der Insel gelegen, aufgerufen und 4700 Euro in Tinnum. Auch bei den Einfamilienhäusern ist Hörnum mit einem durchschnittlich erzielbaren Kaufpreis von 6250 Euro am günstigsten, gefolgt von Tinnum mit 6650 Euro.
Großes Potenzial auch in List
Aber Gnielka prognostiziert: „In den nächsten Jahren rechnen wir in allen drei Orten mit weiteren, deutlichen Preissteigerungen, weil es in Kampen und Co. schlicht zu wenig Angebot gibt.“ Ein großes Potenzial sieht der Immobilienexperte auch in List, dort wird das ehemalige Kasernengelände entwickelt: „Dadurch wird dieser Ort immer belebter und beliebter werden. Das wird sich langfristig auch positiv auf die Preise auswirken.“ Noch werden in List für eine Eigentumswohnung 5000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen.
Ein Spezialist für Luxusimmobilien auf der Insel ist auch Makler Tom Kirst, geschäftsführender Gesellschafter von Dahler & Company Sylt: „Wir haben rund 40 vorgemerkte Interessenten, die bereit wären, für eine Spitzenimmobilie mit Wattblick in Kampen einen zweistelligen Millionenbetrag zu bezahlen. Allerdings muss das Haus dann auch in einem Topzustand sein.“ Das Problem: In Eins-a-Lagen wie dem Hobokenweg gebe es nur äußerst selten Häuser, die zum Verkauf stehen.
Mehrere Immobilien im Angebot
Zur Zeit hat Kirst in Kampen mehrere Immobilien im Angebot, die zwischen fünf und sieben Millionen Euro kosten und 170 bis 200 Quadratmeter Fläche haben. Diese haben allerdings ein Manko in den Augen der anspruchsvollen Klientel: „Die Häuser liegen im Ortskern, zum Teil an stärker befahrenen Straßen und verfügen nicht über das in diesem Preissegment gewünschte Raumangebot, oder die Ausstattung ist nicht mehr zeitgemäß“, so Kirst. Es kann laut Kirst schon mal zwei bis drei Jahre dauern, bis solch eine Immobilie verkauft wird.