Kiel/Hamburg. Abschnitt zwischen Dreieck Hamburg-Nordwest und Bordesholm soll bis Ende 2018 fertig sein. Jeder Tag Verspätung kostet 55.000 Euro.
Auf einem Teil der A 7 geht es in die Endphase. Gut acht Monate bleiben dem Baukonsortium Via Solutions Nord (VSN) noch, um den Vertrag mit dem Bund wenigstens teilweise zu erfüllen. Eine Fertigstellung der Ausbaustrecke zwischen dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest und dem Autobahndreieck Bordesholm nördlich von Neumünster bis zum 28. Dezember 2018 – dazu hat sich VSN verpflichtet.
Eine Verpflichtung, die schon jetzt nicht mehr zur Gänze einzuhalten ist. Der Tunnel in Schnelsen soll erst im zweiten Halbjahr 2019 fertig werden. Wann genau? Das ist die 20-Millionen-Euro-Frage. Denn dem Konsortium droht eine Vertragsstrafe. Aber zumindest auf dem großen Rest der 65 Kilometer langen Ausbaustrecke, da ist sich VSN-Sprecher Florian Zettel sicher, soll alles gut werden. „Unser Ziel ist es, den Termin ,Jahresende‘ einzuhalten“, sagte er dem Abendblatt.
Für die Autofahrer wäre das trotz des Tunnelproblems eine Erleichterung. Nach vier Jahren voller Baustellen und Staus wäre die wichtigste Nord-Süd-Verbindung in Schleswig-Holstein endlich wieder frei. Und sie wird deutlich leistungsfähiger sein. Denn dann gibt es dort sechs statt vier Fahrspuren.
Für Via Solutions Nord ist die verpatzte Vertragserfüllung eine Niederlage. Der Ausbau sollte eigentlich ein Erfolgsmodell werden. Denn erstmals im Norden baut und betreibt ein privates Konsortium eine Bundesautobahn.
Derzeit sind vier Bauabschnitte fertig. Auf vier weiteren wird noch gearbeitet. Neben dem Tunnel sind das die Abschnitte südlich von Neumünster (2), südlich von Bad Bramstedt (4) und in Höhe von Norderstedt (6). Am weitesten zurück ist der knapp sieben Kilometer lange zweite Abschnitt. Dort wird noch an der Verbreiterung der westlichen Fahrbahn gearbeitet. „Vermutlich im Mai wird der Verkehr auf diese Fahrbahn umgelegt, dann kommt die Ostseite dran“, sagte VSN-Sprecher Zettel.
Knackpunkt: Tunnel in Schnelsen
Im vierten Abschnitt wird schon an der Ostseite gearbeitet, im sechsten Abschnitt soll es in den kommenden Wochen losgehen. Dennoch bleibt nicht mehr viel Zeit bis Dezember. „Der Zeitplan ist knapp bemessen“, sagte Christian Mehr, der als Verkehrskoordinator die Interessen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein im Blick hat. Und beim staatseigenen Verkehrsprojekte-Unternehmen Deges, das den Bund gegenüber VSN vertritt, heißt es recht vage: „Wir gehen derzeit davon aus, dass VSN alles daransetzt, um die avisierten Zeitfenster einzuhalten.“
Optimismus klingt anders. Knackpunkt aber bleibt der 560 Meter lange Tunnel in Schnelsen. Die Arbeiten an der Weströhre dauern viel länger als geplant. Eigentlich sollte die erste der beiden Röhren schon im dritten Quartal des vergangenen Jahres fertig gewesen sein. Jetzt wird Juni dieses Jahres angepeilt. Mittlerweile wird dort im Mehrschichtbetrieb gearbeitet. Im Juni wären fast zwei Jahre Bauzeit verstrichen.
Sollte der Bau der Oströhre ähnlich lange dauern, wäre auch der geplante Fertigstellungstermin für den kompletten Tunnel im zweiten Halbjahr 2019 nicht einzuhalten. „Aber die Oströhre braucht nicht so viel Zeit“, sagte Zettel. „Wir müssen weniger bauen, die Mittelwand ist ja schon fertig.“ Und den Einbau der komplizierten Tunneltechnik habe man schon bei der Weströhre erprobt, davon profitiere man nun.
Pro Verspätungstag werden 55.000 Euro fällig
Der Ausbau der A 7 ist nach dem Verfügbarkeitsmodell vergeben worden. VSN baut nicht nur, sondern ist auch 30 Jahre lang für die Pflege und Instandhaltung verantwortlich. Das Konsortium hat deshalb bereits einen Betriebshof am Rand der A 7 gebaut. In Zukunft wird man zum Beispiel beobachten können, ob es das private Unternehmen beim Winterdienst besser oder schlechter macht als die staatlichen Autobahnmeistereien. Ein schlechteres Abschneiden hätte finanzielle Folgen für VSN. Denn das Unternehmen bekommt je nach Verfügbarkeit der A 7 Entgelte vom Staat – gibt es Baustellen auf der Autobahn oder ist die Fahrbahn nicht geräumt, sinkt das Entgelt.
All dies sind natürlich Regelungen, die in einen Rechtsstreit münden könnten. Das gilt auch für die Vertragsstrafe, die VSN droht, weil das Fertigstellungsdatum 28. Dezember nicht eingehalten wird. Bekannt ist, das pro Verspätungstag 55.000 Euro fällig werden – gedeckelt auf maximal 20 Millionen Euro. Nach Informationen des Abendblatts haben bereits erste Gespräche darüber stattgefunden, ob und wann gezahlt werden muss. Details waren allerdings nicht zu erfahren. Die Deges äußert sich zum Thema Verzögerung nur schriftlich: „Die konkreten Auswirkungen in vertraglicher Hinsicht sind in Diskussion/Prüfung. Dieser komplexe Prozess ist noch nicht abgeschlossen und wird noch eine Weile in Anspruch nehmen.“
Lieferengpässe und schwieriger Baugrund
Via Solutions Nord könnte sich durchaus auf den Standpunkt zurückziehen, dass die Verzögerung nicht allein von ihr verursacht worden sei. Das war auch schon der Pressemitteilung zu entnehmen, mit der das Konsortium im November die Öffentlichkeit informierte. Als Grund für die Zeitprobleme wurde unter anderem genannt, dass es Lieferengpässe bei Spezialbauteilen gebe und der Baugrund Probleme bereitet habe. Außerdem würden im Schnelsener Tunnel „alle Sicherheitsanforderungen“ getestet, die auch für die noch zu bauenden Tunnel in Stellingen und Bahrenfeld gelten. Mit anderen Worten: In Schnelsen ist Zeit investiert worden, die man bei den beiden anderen Bauvorhaben wieder einsparen wird.
Ob diese Argumentation verfängt, hängt sicher auch davon ab, wann der Schnelsener Tunnel fertig wird – und ob es weitere Verspätungen gibt. VSN-Sprecher Zettel: „Klar ist, dass wir in die Pflicht genommen werden.“