Hamburg. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sprach im Hotel Elysée über das Scheitern der Jamaika-Koalition im Bund.

Auftritte in Hamburg sind für Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) längst ein Heimspiel. Er beherrscht die freie Rede, äußert sich offen, klar und stets ein bisschen selbstironisch – im politischen Geschäft ist das eher selten. Gestern sprach er auf Einladung des CDU-Wirtschaftsrats im Hotel Elysée.

Der 44-Jährige bedauerte, dass anders als in Kiel eine Jamaika-Koalition im Bund gescheitert sei. „Deutschland hat eine große Chance verpasst“, sagte er und kritisierte auch Parteifreunde für ihre Geschwätzigkeit aus den Verhandlungen heraus. „Wir hatten vertrauliche Runden“, sagte er über die Kieler Gespräche. „Wir respektieren einander und gestehen zu, dass auch andere gute Ideen haben.“

Fachkräfte fehlen

Den Start der Großen Koalition kritisierte der Politiker aus Eckernförde. „Es ist irrelevant, ob wir finden, dass der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht. Wir müssen real existierende Probleme lösen.“ Eindringlich forderte er, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. „Wir ruhen uns seit Jahren auf der guten wirtschaftlichen Entwicklung aus“, so Günther. „Wann kümmern wir uns um den Fachkräftemangel? Wir brauchen Zuwanderung, deshalb sollten wir definieren, wen wir nach Deutschland holen.“

Allein in Schleswig-Holstein fehlten bis zum Jahr 2030 rund 100.000 Fachkräfte. Gerade bei den sozialen Berufen führe kein Weg an einer besseren Bezahlung vorbei. Eindringlich warb Günther für eine bessere Zusammenarbeit und Vernetzung im Norden. „Ich will mich nicht damit abfinden, dass der Süden besser ist.“ Chancen sieht der Ministerpräsident gerade in der Windenergie auf dem Wasser.

Weniger Akzeptanz für Windparks an Land

„Die Akzeptanz für Windparks an Land lässt spürbar nach. Offshore-Windparks sind eine Riesenchance für den Norden.“ Es sei aber absurd, dass die Bürger derzeit 300 Millionen Euro für stillgeleget Anlagen zahlen müssten, weil der Strom nicht abtransportiert werden könne. Es müsse darum gehen, die Netze auszubauen und mehr in Stromspeicher zu investieren. Nach seiner Rede ehrte Günther den 90-jährigen Jürgen Westphal, der von 1973 bis 1985 Wirtschaftsminister in Kiel war.