Norderstedt. Das Unternehmen erhöht Umsatz und Gewinn deutlich. Zudem wollen die Norderstedter eigene Seifenspender auf den Markt bringen.

Auf den ersten Blick ist es einfach nur eine Rolle Doppelklebeband. Robert Gereke zuckt fast bedauernd die Schultern. Denn das schwarze Tape ist zwar äußerlich unscheinbar, steckt aber weltweit in Millionen Smartphones. „Es ist besonders schock- und wasserbeständig“, sagt der Tesa-Vorstandsvorsitzende.

In mobilen Endgeräten wie Handys oder Tablets ist schon lange kein Platz mehr für Schrauben, stattdessen wird vom Display bis zum Akku alles geklebt. Zwei Jahre haben die Befestigungsexperten in den Labors der Norderstedter Tesa-Zentrale an der Entwicklung der 756XX Flexible AC Foam Tapes gearbeitet. Wenn man Gereke fragt, von welchem Produkt er im laufenden Jahr das höchste Umsatzwachstum erwartet, ist es dieses Schaumstoff-Tape.

Für Heimwerkeranwendungen bekannt

Tesa – in Deutschland quasi das Synonym fürs Kleben – ist vor allem für seine Büro- und Heimwerkeranwendungen bekannt, erwirtschaftet inzwischen rund drei Viertel des Umsatzes als Zulieferer für die Industrie. Und die Geschäfte laufen bestens. „Wir haben ein ganz hervorragendes Jahr 2017 gehabt“, so der promovierte Chemiker Gereke, der den Konzern mit knapp 4500 Beschäftigen seit 2016 leitet.

Der Umsatz der Beiersdorf-Tochter legte um knapp zehn Prozent auf 1,26 Milliarden Euro zu. Der Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen stieg auf 207,5 Millionen Euro nach knapp 186 Millionen im Vorjahr. „Besonders erfreulich ist, dass das Geschäft mit der Elektronikindustrie in Asien zu alter Stärke zurückgekehrt ist. Dass zugleich der Automobilbereich erneut überproportional zulegte und auch alle anderen Bereiche und Regionen sich positiv entwickelten, zeigt, dass unser Erfolg auf einer breiten Basis steht“, so der Tesa-Chef.

Wandel in der Automobilindustrie

Große Chancen sieht der Klebe-Hersteller, der mit 52 Tochterunternehmen und acht Produktionsstätten zu den weltweitführenden Unternehmen in der Branche zählt, in dem bevorstehenden Wandel in der Automobilindustrie. Jennifer Kipke ist Laborleiterin im Bereich Automotive Electronics, in dem sich die beiden Schlüsselindus­trien des Unternehmens verzahnen.

Schon heute werden im Innenraum eines Pkw bis zu 100 verschiedene Klebeanwendungen verbaut von LEDs, über Sensoren, Batterien für Elektroautos bis zum Tablet-Monitor in der Mittelkonsole. „Die Displays werden immer größer“, sagt Kipke. Es gehe darum, passgenaue Lösungen für die Hersteller zu finden. Für den Übergang des Automobils ins elektrische und digitale Zeitalter sieht sich Tesa gut aufgestellt. Schon jetzt ist das Autogeschäft ein wichtiger Wachstumstreiber, vor allem in den USA. Neben den Verklebungen im Innenraum haben Markierungssysteme für zweifarbige Lackierungen das Geschäft beflügelt.

Gestärkt wurde mit dem Kauf der Hanauer Nie Wieder Bohren AG im vergangenen Jahr auch der Bereich der Endverbraucheranwendungen. Das Unternehmen mit 90 Beschäftigen stellt Haken- und Sanitär-Accessoires auf der Basis einer patentierten Befestigungslösung her. Die Produkte, die sich etwa an Fliesen anbringen lassen, haben eine besonders hohe Haltekraft, sind – so das Versprechen – leicht und spurlos wieder zu entfernen und passen zu Tesa-Produkten wie etwa Klebe-Schrauben.

Robert Gereke,
Vorsitzender des Vorstands Tesa SE
Robert Gereke, Vorsitzender des Vorstands Tesa SE © dpa | Bodo Marks

Der Umsatz lag im vergangenen Jahr im niedrigen zweistelligen Bereich und soll weiter ausgebaut werden. „Wir setzen ganz stark auf Befestigungslösungen“, sagt Gereke und verweist auf die steigende Marktrelevanz im Segment von Bad-Accessoires.

Produktbereich erweitern

Noch in diesem Jahr wollen die Klebe-Spezialisten den Produktbereich erweitern und ein eigenes Sortiment unter der Marke Tesa in Deutschland in Geschäfte und Baumärkte bringen: Tesa-Seifenspender, Tesa-Handtuch-Haken, Tesa-Ablagekörbe. Die Linie ist noch in der Entwicklung, soll sich aber laut Gereke durch besseres Material und edleres Design von den bisherigen Angeboten abheben.

Trotz des wachsenden Produkt-Portfolios und Planungen für den Ausbau des Online-Handels dämpft Tesa die Erwartungen für das laufende Jahr. Das Unternehmen rechnet mit einem geringeren Erlöswachstum von drei bis vier Prozent. Der klassische Tesa-Film macht dabei übrigens nur noch etwa fünf Prozent des Gesamtumsatzes aus.