Hamburg/Kiel. Beim Hamburger Gabelstaplerbauer Still folgen 2200 Beschäftigte dem Aufruf der Gewerkschaft. Arbeitgeber reichen Klage ein.

Lodernde Holzscheite in der Feuertonne vor dem Werkstor, im Wind flatternde rote Fahnen mit IG- Metall-Logo, von Streikenden abgesperrte Werkstore, kämpferische Worte von Bezirkschef Meinhard Geiken vor 600 Beschäftigten der Frühschicht – im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie um mehr Lohn und ein Recht auf Teilzeit hat die Gewerkschaft erstmals in ihrer Geschichte Unternehmen mit einem ganztägigen Warnstreik unter Druck gesetzt. Beim Hamburger Gabelstaplerbauer Still beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft insgesamt 2200 Beschäftigte an den Streiks. Im Still-Werk an der Berzeliusstraße (Billbrook) ruhte die Arbeit sogar für 26 Stunden. Die Nachtschicht legte bereits um 4.00 Uhr die Arbeit nieder, um die Kundgebung vorzubereiten und damit sich die Beschäftigten als Streikteilnehmer registrieren konnten. Die Gewerkschaft zahlt ihnen den Lohn, den der Arbeitgeber wegen des Streiks streicht.

Am Freitag folgt das Airbus-Werk

Nach diesem Drehbuch soll am Donnerstag auch der Ganztagesstreik im Mercedes-Werk in Hausbruch ablaufen: Um 4.00 Uhr früh wird die Arbeit eingestellt, erst die Frühschicht am Freitag nimmt sie um 6.00 Uhr wieder auf, am Vormittag gibt es eine Kundgebung mit Bezirksleiter Geiken vor dem Werkstor. Am Freitag wird der Höhepunkt der dreitägigen Warnstreikwelle in der Hansestadt erreicht: Dann sind die mehr als 12.000 Beschäftigten im Airbus-Werk auf Finkenwerder zum 24-Stunden-Streik aufgerufen. Auch im Stader Werk des Flugzeugbauers wird die Arbeit ruhen.

Arbeitgeber reichen Klage ein

Der Arbeitgeberverband Nordmetall reichte am Mittwoch – wie tags zuvor angekündigt – Klage gegen die Warnstreiks ein – und zwar beim Arbeitsgericht Frankfurt, weil dort der Hauptsitz der Gewerkschaft ist. Die Arbeitgeber halten die Forderung nach einem Lohnausgleich für bestimmte Teilzeitarbeiter für rechtswidrig – und deshalb auch die Streiks. Die Klage zielt allerdings nicht darauf, die Aktionen vom Gericht verbieten zu lassen, die Arbeitgeber wollen eine Grundsatzentscheidung – auf deren Grundlage sie Schadenersatz von der IG Metall fordern können. Das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) schätzt den Schaden der 24-Stunden-Arbeitsniederlegungen in der Metall- und Elektroindustrie bundesweit auf bis zu 90 Millionen Euro am Tag. IG-Metall-Bundeschef Jörg Hofmann sagte: „Die IG Metall lässt sich durch juristische Nebelkerzen nicht abschrecken. Wir führen unsere ganztägigen Warnstreiks durch – jetzt erst recht.“