Sylt. Gaststättenverband plant Kampagne. Kampener Pesel schließt, Sturmhaube eröffnet neu – und Streit um Wonnemeyer-Fläche geht weiter.
Kurz vor Jahreswechsel kam der Paukenschlag: Das beliebte Strandrestaurant Wonnemeyer auf Sylt musste schließen. Darauf folgte ein öffentlicher Schlagabtausch zwischen Pächter Rüdiger Meyer und dem Tourismus Service Wenningstedt Braderup (TSWB) über die Details des Pachtvertrags – und letztlich die Schuldfrage. Die Bewirtschaftung der attraktiven Fläche direkt am Strand von Wenningstedt soll neu ausgeschrieben werden.
Auch ansonsten tut sich in der Sylter Gastronomie in diesem Jahr einiges: Gespannt wird die Neueröffnung der Kampener Sturmhaube erwartet. Der Hamburger Grundstücks- und Immobilienentwickler Michael C. Zankel sowie der Sylter Architekt H. Henning Lehmann haben sich erfolgreich um den markanten Rundbau am Roten Kliff etwas nördlich von Wonnemeyer beworben. Auch der Kampener Hotelier Dirk Erdmann ist mit an Bord. Wie genau und wann es mit der Sturmhaube weitergeht, ist jedoch unklar. „Es stehen noch Gespräch mit Kreis und Land aus, weil erhebliche Renovierungsmaßnahmen nötig sind“, erklärt Kampens Bürgermeisterin Steffi Böhm.
Betreiberwechsel im Grande Plage
Auch im Grande Plage unweit der Sturmhaube steht ein Betreiberwechsel an. Manfred Herrmann gibt das Strandrestaurant nach 15 Jahren auf. Er brauche eine Veränderung, sagte er dem Gemeindemagazin „Pro Kampen“. Abdelkhalak Raghdaoui, besser bekannt als „Abbi“, übernimmt. Er ist einer von sechs weiteren Gesellschaftern. Das operative Geschäft werden sich Abbi Raghdaoui und Christina Böckmann teilen. Die Strandsauna wird es künftig nicht mehr geben. Stattdessen ist eine „Seaside Lounge“ geplant. Die „Neuen“ hoffen, zumindest einen Teilbereich zu Ostern zu eröffnen.
In der Ortsmitte indes macht Gastronom René Richter Schluss mit dem Kampener Pesel. Grund: Er findet kein zuverlässiges Personal. „Seit fünf Jahren ist es extrem. Jetzt geht es nicht mehr mit den Zugeständnissen“, so Richter. Er verlässt mit seiner Familie die Insel, um einen Betrieb in Stuttgart zu übernehmen. „Das wird auch nicht einfach, aber einfacher“, hofft er. Für den Kampener Pesel sucht Richter einen Nachpächter – sein Vertrag läuft noch drei Jahre.
Fehlendes Personal
Personal zu finden ist ein Riesenthema auf Sylt. „Seit drei Jahren ist es das größte Problem in den Betrieben“, sagt Hotelier Claas-Erik Johannsen, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Sylt (Dehoga Sylt). Lernten vor fünf Jahren noch 500 Schüler in dieser Branche an der Sylter Berufsschule, seien es jetzt nur noch 240.
„Wir müssen das Berufsbild attraktiver machen, zusätzliche Qualifikationen einbauen. Und uns fragen, wie Sylt als Arbeitsplatz attraktiv bleibt“, so Johannsen. Geplant sei auch eine entsprechende Imagekampagne. Und: „Wir beschäftigen uns intensiv damit, wie wir wieder innovative, moderne Gastronomie-Konzepte umsetzen können. Sylt bietet die Chancen dazu.“ Als ein Beispiel dafür nennt Johannsen das Restaurant Easy in List, das vor wenigen Monaten in der Shoppingmall „Lister Markt“ eröffnete. In urbanem Flair serviert Gastronom Ivo Köster ungezwungen Sushi, Steak, Hähnchen und Pizza.
Wonnemeyer muss abgerissen werden
Das Wonnemeyer muss indes abgerissen werden. Rüdiger Meyer liegt eine entsprechende Aufforderung bis zum 31. Januar vor. Allein der Podest-Teil mit den öffentlichen Toiletten bleibt. Meyer hofft aber noch auf eine Einigung. „Wir wünschen uns einen Gütetermin“, so Meyer. Der TSWB indes will nicht nachverhandeln. „Was hier passiert ist ein Novum auf der Insel. Über öffentlichen Druck zu versuchen, einen besseren Deal zu bekommen, darauf können wir nicht eingehen“, sagt Tourismusdirektor Henning Sieverts.
Knackpunkt im Streit war vor allem die Investition für die Erneuerung des Podests sowie die Pachtverlängerung um vier Jahre. 400.000 Euro hätte Meyer nach eigener Aussage investieren müssen. Warum er den Vertragsbestimmungen zunächst zustimmte und dann widerrief, erklärt er so: „Meine Berater waren von Anfang an dagegen, doch darüber habe ich mich zunächst hinweggesetzt, mir das schöngerechnet.“
Der TSWB legt aber eine Kostenschätzung von 270.000 Euro vor und bezieht sich dabei auf Informationen des von Meyer beauftragten Ingenieurbüros. Dass das Strandrestaurant nach Ablauf der vierjährigen Pachtzeit ohne Abstandszahlung an den TSWB gegangen wäre, begründet Sieverts vor allem mit der für Sylt moderaten Pacht von 1925 Euro pro Monat – zuzüglich rund 100 Quadratmeter Lager in der Strandkorbhalle des TSWB sowie fünf Parkplätzen. „Da kann man schon verlangen, dass der Pächter Rückstellungen für Investitionen bildet“, so Sieverts. Zumal der TSWB ohne Rechtspflicht zugesichert habe, sich an den Kosten für einen Sturmschaden am Podest zu beteiligen.
„Mit Ende des Pachtvertrags wären das anteilig 172.000 Euro bzw. nach vier Jahren 110.000 Euro gewesen. Einer längeren Pachtdauer ohne öffentlichen Wettbewerb konnten wir einer Rechtseinschätzung zufolge nicht zustimmen. Meyer bzw. dessen Tochter Carla Wonneberger hätten ja nach den vier Jahren am Bewerbungsverfahren teilnehmen und das Restaurant wieder bekommen können.“ Der TSWB wolle die gastronomische Vielfalt im Ort erhalten und voraussichtlich im Frühjahr die Bewertungskriterien für den Wettbewerb veröffentlichen.