Hamburg/Kiel. Aggro-Wildschweine, kampfbereite Krähen und Fische, die stechen: Wie Wildtiere den Menschen schaden können und wie man sich wehrt.

Täglich ereignen sich in Deutschland 720 Wildunfälle. Diese Zahl hat jetzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft veröffentlicht. Wo Menschen auf wilde Tiere treffen, lauern häufig Gefahren, wie dieser Blick auf die schlimmsten Tier-Attacken in Norddeutschland zeigt.

Ein Jäger kniet neben dem von ihn erlegten Wildschwein vor einer Sparkassen-Filiale in Heide
Ein Jäger kniet neben dem von ihn erlegten Wildschwein vor einer Sparkassen-Filiale in Heide © dpa

Wildschweine

Erst vor wenigen Wochen haben zwei aggressive Wildschweine in der Innenstadt von Heide (Kreis Dithmarschen) vier Menschen verletzt. Ein Wildschwein hat einem Passanten den Finger teilweise abgebissen. Ein Tier wurde vor der Sparkassen-Filiale von einem Jäger erschossen, das andere Exemplar ergriff rechtzeitig die Flucht. Vor der Sparkassen spielten sich dramatische Szenen ab, weil alle Menschen Angst und Panik vor den beiden Wildschweinen hatten.

Experten raten bei der plötzlichen Begegnung mit einem Wildschwein in freier Natur, Abstand zu dem Tier zu halten und sich langsam zurückzuziehen. Sollte das nicht möglich sein, das Tier sehr aggressiv reagieren und als Warnsignal mit den Zähnen klappern, empfiehlt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband: "Ist man in eine derartige Situation geraten, hilft in den meisten Fällen nur noch sich großmachen und in die Hände klatschen - sich mit allen Mitteln bemerkbar machen. Normalerweise verzieht sich dann das Wildschwein." Bisse mit den messerscharfen Eckzähnen können jedenfalls gerade bei Verletzungen der Beinarterien lebensbedrohlich sein.

Der wissenschaftliche Name des Petermännchens lautet Trachinidae
Der wissenschaftliche Name des Petermännchens lautet Trachinidae © Imago

Petermännchen

Im Juni 2017 wurden drei Badegäste von einem hochgiftigen Fisch, dem sogenannten Petermännchen, gestochen. Alle drei Fälle ereigneten in der Ostsee vor Fehmarn. Das Petermännchen gehört zu den giftigsten Fischen Europas. Die Badegäste klagten auch Wochen nach der Attacke über Schmerzen. Erst im vergangenen Jahr mussten vor Fehmarn zwei Angler von ihrem Kutter gerettet werden, weil sie nach dem Fang von einem Petermännchen gestochen wurden.

Skorpion

Im Frühjahr 2017 wurde eine Frau in einem Hamburger Hotel von einem giftigen Sandskorpion gestochen. Das Tier befand sich nach Angaben der 35-Jährigen in ihrem Schuh. Sie kam ins Krankenhaus und konnte den Biss unbeschadet überstehen. Woher das Tier kam, sei unklar gewesen, hieß es.

Krähen

Im Mai 2015 attackierten in Hamburg-Harvestehude Dutzende von Krähen aus heiterem Himmel zahlreiche Passanten. Mit Krallen und Schnäbeln gingen sie auf die Menschen los, unter den Opfern waren auch Polizeibeamte. Die Ursache für dieses Verhalten war nach Angaben des Hamburger Ornithologen Guido Teenck, dass Passanten einem Jungvogel zu nahe gekommen seien. Vor einem Jahr hatte eine Krähe in Neumünster sogar ein kleines Kind angegriffen und verletzt.

„Die Krähen rücken immer weiter in die Städte vor, weil es für sie sichere Plätze sind“, sagt der Artenschutzreferent beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Flintbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde), Rüdiger Albrecht. Warum das Tier aggressiv reagiert habe, sei unklar. Experten raten, Rabenkrähen nicht zu füttern und Abstand zu ihnen zu halten.

Wölfe

Es gibt hin und wieder Berichte von Joggern und Spaziergängern, dass sie von einem Wolf angegriffen worden seien. Im Dezember 2015 wurde angeblich ein Jogger im niedersächsischen Gartow an der Hand von einem Wolf leicht verletzt. Der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz glaubt das nicht: Der Jogger sei vermutlich nicht von einem Wolf, sondern von einem Hund an der Hand touchiert worden. Nachweisbar kam aber im August 1977 ein Bremer Junge durch einen Wolfsbiss ums Leben. Das Tier hatte das Kind beim Spielen in Delmenhorst zu Tode gebissen. Zuvor war der Pyrenäen-Wolf seinem Besitzer entwischt.

Kreuzottern

Bisse von Kreuzottern enden prinzipiell nicht tödlich. Allerdings können kleine Kinder und kranke Alte das Gift nur schlecht kompensieren. So starb im Jahr 2004 eine 82-Jährige in ihrem Garten in Breege auf Rügen nach dem Biss einer schwarzen Kreuzotter. Die Frau war mit 1,50 Meter sehr klein und von einem Krankenhausaufenthalt geschwächt, so dass das Gift tödlich wirkte oder einen Herzinfarkt auslöste.

Hirsche

Hirsche gehen gern auf Wanderschaft und werden dann zur Gefahr für Auto- und Rollerfahrer. Im September 2017 wurde ein Mann bei einem Unfall in Schleswig-Holstein lebensgefährlich verletzt. Der aus Flensburg stammende Rollerfahrer war auf der B 205 unterwegs, als kurz vor dem Ortseingang von Rickling ein Hirsch auf die Fahrbahn sprang. Der 70-Jährige stürzte und musste mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Der Hirsch verschwand unverletzt im Wald.

Die Deutsche Wildtierstiftung mit Sitz in Hamburg warnt: "Unfälle mit Hirschen können für den Menschen tödlich enden." Ein männliches Prachtexemplar bringe bis zu 180 Kilogramm auf die Waage, das spitze Geweih bestehe aus harten Knochen und habe eine enorme Durchschlagkraft. Deshalb: Höchste Vorsicht vor Wildwechsel!