Schwerin. Für gut bezahlte Arbeit nehmen Mecklenburger lange Anfahrtswege in Kauf. Höhere Löhne in Hamburg und Schleswig-Holstein.

Mit Lohnversprechen und guten Worten lassen sich Berufspendlerbislang nicht für Mecklenburg-Vorpommern zurückerobern. 2016 nahmen 74.200 Arbeitnehmer zum Teil lange Fahrstrecken in Kauf, um in einem anderen Bundesland zu arbeiten. Das waren nach Angaben des Statistischen Amtes 1500 mehr als im Jahr zuvor.

Angesichts des in vielen Branchen sichtbaren Fachkräftemangels im eigenen Land sei dies genau die falsche Tendenz, sagte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Henning Foerster­. Der Landesregierung warf er vor, zu wenig für die Fachkräftesicherung zu tun.

West-Ost-Gefälle bei Löhnen

Kritik übte der Oppositionspolitiker an der seiner Meinung nach mangelnden Erfolgskontrolle der Regierung für Rückholaktionen. „Es ist ein Armutszeugnis, dass sie nicht sagen kann, welche Effekte Pendleraktionstage und Messeauftritte haben. Sie weiß nicht, wie viele Fachkräfte auf diesem Weg erreicht oder zurückgewonnen werden konnten“, beklagte Foerster unter Hinweis auf die Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage seiner Fraktion. Daraus geht auch hervor, dass die jährlichen Zuschüsse des Landes für die Rückhol-Agentur „mv4you“ von ursprünglich knapp 150.000 Euro seit 2014 auf jährlich 95.000 Euro reduziert wurden.

Den Hauptgrund für die nach wie vor hohe Zahl von Pendlern sieht Foerster im unverändert großen West-Ost-Gefälle bei den Löhnen. So liegt der durchschnittliche Bruttomonatslohn im verarbeitenden Gewerbe in Mecklenburg-Vorpommern laut Statistikamt bei 2876 Euro, im benachbarten Schleswig-Holstein bei 3393 Euro und in Hamburg gar bei 4111 Euro.

„Die Verdienstmöglichkeit im Westen sind eben noch immer deutlich höher. Und solange das Lohnplus den Preis der Monatsfahrkarte drei- oder auch fünfmal übersteigt, nehmen Arbeitnehmer die längeren Wege in Kauf. Außerdem tun Firmen im Westen auch viel für die Bindung guter Fachkräfte“, sagte Foerster.

Stärkere Tarifbindung

78 Prozent des Bundesdurchschnitts erreichte das Lohnniveau 2016 in Mecklenburg-Vorpommern. Doch die Lohnangleichung komme seit Jahren nur im Schneckentempo voran, sagte Foerster und prangerte die geringe Tarifbindung im Nordosten an.

An die Landesregierung appellierte der Oppositionspolitiker, sich für eine stärkere Tarifbindung einzusetzen und die dazu lange angekündigten Änderungen in der Unternehmensförderung und Auftragsvergabe durch das Land auch umzusetzen.