Bad Oldesloe. Preise für Luxusimmobilien seit 2012 um bis zu 45 Prozent gestiegen. Wo Wohnen noch relativ günstig ist.

Ein Schloss vor den Toren Hamburgs für 3,75 Millionen Euro, ein Gutshaus in der Nähe von Bad Oldesloe mit 1000 Quadratmetern Wohnfläche und Privatsee für 4,25 Millionen Euro und ein barockes Anwesen am Elbeseitenkanal im Lauenburgischen für 975.000 Euro: Die Preise im Hamburger Umland sind weiter gestiegen. Gerade im Luxussegment befinden sie sich auf Rekordniveau.

Wie eine Umfrage des Abendblatts unter Immobilienexperten im Sachsenwald, in der Nordheide und in Ratzeburg ergab, verzeichnet der Markt für derartige, exklusive Immobilien Steigerungsraten von bis zu 45 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

Sachsenwald bevorzugte Adresse

Beliebt bei den betuchten Käufern sind beispielsweise Anwesen am Ratzeburger See. „Immobilien in außergewöhnlichen, einmaligen Lagen verzeichnen dort in der Spitze einen Preiszuwachs von bis zu 45 Prozent“, bestätigt auch Nina Fait von Engel & Völkers Ratzeburg.

Schon seit 2012 ließen sich für Wohnimmobilien im hochwertigen Preissegment Steigerungen von 30 bis 35 Prozent erzielen.

Auch der Sachsenwald ist eine bevorzugte Adresse. In Wohltorf mit seinen rund 2400 Einwohnern steht gegenwärtig eine herrschaftliche Rotklinker-Villa zum Verkauf, 1926 gebaut. Sie verfügt über 17 Zimmer und wurde erst vor drei Jahren aufwendig restauriert. Der Preis für Villa und Grundstück (4200 Quadratmeter): 2,49 Millionen Euro.

Wie Silke-Kathrin Jencquel von Engel & Völkers Sachsenwald sagt, verzeichnen Einfamilienhäuser seit 2012 in dieser Region Zuwächse von bis zu 30 Prozent. Der allgemeine Anstieg bei Premium-Objekten liegt bei 15 Prozent.

Ähnlich ist die Entwicklung in der Nordheide. Immobilienexperten sagten dem Hamburger Abendblatt, dass Wohnhäuser in der Region Nordheide/Buchholz Zuwächse von durchschnittlich 20 Prozent haben. Im Premium-segment gibt es einen Anstieg um zehn Prozent. Eine Stadtvilla dort (223 Quadratmeter Wohnfläche, 1700 Quadratmeter Grundstück), 1999 gebaut, wurde zuletzt für 998.000 Euro angeboten.

Der Immobilienatlas der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg bestätigt diesen Trend. Momentane Spitzenreiter bei den teuersten Lagen sind Wentorf und Aumühle mit fast 3300 Euro pro Quadratmeter bei den Ein- und Zweifamilienhäusern. Danach folgen Schenefeld, Halstenbek, Ahrensburg, Rellingen und Wedel. Grund für den kontinuierlichen Preisanstieg sei die hohe Nachfrage in Hamburg, heißt es bei der LBS.

Je weiter aus der Stadt, desto günstiger

Im Schnitt liegen die Preise im Hamburger Umland für Eigenheime um 7,7 Prozent höher als am Jahresanfang 2016. Die Preise für Eigentumswohnungen legten 2016 um 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu.

Eine Langzeitbetrachtung der Preisentwicklung im Hamburger Umland bestätigt, dass die gestiegene Nachfrage nach Wohnimmobilien in der Hansestadt seit Ende der 2000er-Jahre „zu enormen Preisanstiegen geführt hat“, heißt es in der LBS-Studie. „Im Vergleich zu den Durchschnittspreisen kosten Bestandseigenheime heute gut 30 Prozent, Eigentumswohnungen sogar 47 Prozent mehr.“ Dennoch fällt die Preisentwicklung moderater als in der Hansestadt selbst aus. „Weiterfahren zahlt sich aus“, heißt es bei der LBS. „Wer bereit sei, zwischen 15 bis 30 Minuten Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zur Innenstadt aufzuwenden, wird für diese Flexibilität mit günstigeren Preisen belohnt.“

Im Osten von Hamburg kann zum Beispiel eine rund fünf Minuten längere Fahrzeit vom Hauptbahnhof aus beim Erwerb einer bestehenden Wohnung eine Ersparnis von rund 740 Euro pro Quadratmeter bewirken. Denn während der Käufer in Wandsbek im Schnitt zurzeit 3413 Euro pro Quadratmeter zahlt, kann er in Rahlstedt mit 2670 Euro kalkulieren.

Wie teuer auch cityferne Randlagen sein können, zeigt das Beispiel Bergedorf: Die Bodenpreise haben sich in den vergangenen fünf Jahren um bis zu 50 Prozent erhöht. „Und die Kaufpreise für bebaute Grundstücke mit Haus oder Eigentumswohnungen sind seit 2012 um 20 bis 30 Prozent gestiegen.“