Turku/Bremen. Kindergärtner, Floristen, IT-Experten: Was ein Bremer Kreuzfahrtexperte über Karrierechancen sagt. Kiellegung der “Mein Schiff 2“.
Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn die Kiellegung eines Schiffes beginnt. Werft- und Reederei-Mitarbeiter versammeln sich zu diesem Ereignis, das an Land mit einer Grundsteinlegung verglichen werden kann.
So jetzt auch im finnischen Turku. In der dortigen Werft gehen nach der Kiellegung die Bauarbeiten am Rumpf der neuen "Mein Schiff 2" (TUI Cruises) mit Hochdruck voran. Während die alte "Mein Schiff 2" vor ihrem geplanten Verkauf noch über die Meere schippert, wird am Stahlblock des Nachfolge-Kreuzfahrtschiffes fleißig weiter gebaut. Auch die "Mein Schiff 1" der Hamburger Reederei nimmt in Turku Gestalt an.
"Mit der neuen 'Mein Schiff 1' und der 'Mein Schiff 2' bekommen wir zwei großartige Schiffe, mit denen unsere Flotte gut für die Zukunft aufgestellt ist", sagt Wybcke Meier, die auf Helgoland geborene Geschäftsführerin von TUI Cruises. Die neue "Mein Schiff 2" wird Anfang 2019 in den Dienst gestellt; es bietet 2894 Passagieren Platz.
Auch Kindergärtner gesucht
Die Branche befindet sich derzeit auf Wachstumskurs. Wie der Bremer Kreuzfahrt-Experte John Will sagt, werden in den kommenden fünf Jahren für weltweit 75 neue Schiffe rund 100.000 zusätzliche Crew-Mitglieder gesucht. Gefragt sind auch Kreuzfahrt-Quereinsteiger aus Hotelerie, Gastgewerbe, Wellness-Experten, Tour-Guides, Floristen und IT-Experten. Der Grund für die Nachfrage: Kreuzfahrtschiffe werden immer größer, moderner und locken mit Attraktionen und Aufgaben, die auf hoher See zunächst nicht vermutet werden. Wie zum Beispiel Kindergärtner und Grafiker.
Berliner Messe
In Berlin findet am 17. Oktober eine Kreuzfahrt-Jobmesse statt. Dabei präsentieren sich auch Hamburger Reedereien wie Hapag-Lloyd Cruises und TUI Cruises als attraktive Arbeitgeber. Insgesamt geht es um Jobs auf mehr als 300 Hochsee- und Flusskreuzfahrtschiffen.
Wie personalintensiv selbst die älteren Traumschiffe sind, zeigt das Beispiel der 1996 gebauten "Aida cara", die 1180 Passagiere aufnehmen kann. Auf Deck und an der Maschine arbeiten rund 70 Mitarbeiter, im Hotelbereich sind 230 Angestellte tätig, im Entertainment gut 40. Dazu kommen zwei Ärzte, Krankenschwestern, rund 20 Mitarbeiter für Ausflüge, elf an der Bar, vier in den Verkaufsshops und ein Bordfotograf.
Rund 24 Millionen Passagiere
Nach Angaben des Internationalen Kreuzfahrtverbandes Cruise Lines International Association (CLIA) werden in diesem Jahr weltweit 24,2 Millionen Gäste eine Kreuzfahrt machen. 2007 lag die Zahl noch bei 15,8 Millionen. Zwischen 2017 und 2027 erwartet die Branche, dass weitere 97 Cruise Liner gebaut werden.
Auch in Deutschland hält der Boom an. Nach CLIA-Angaben waren im vergangenen Jahr 2,02 Millionen Deutsche auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs. Drei von vier Deutschen wählten dabei europäische Fahrtgebiete. Der deutsche Hochseekreuzfahrtmarkt erwirtschaftete 2016 einen Reiseumsatz von 3,38 Milliarden Euro.
Erfunden wurde die Kreuzfahrt übrigens in Hamburg vom Reeder Albert Ballin. Und das kam so: Am 22. Januar 1891 stach bei heftigem Eisgang in Cuxhaven der 144 Meter lange schnelle Passagierdampfer "Augusta Victoria" in die Nordsee. Das Ziel: das südliche Mittelmeer mit Alexandria und Beirut, Istanbul und Neapel. Eigentlich verkehrte das Schiff auf der Transatlantik-Route nach Amerika und brachte Auswanderer in die Neue Welt.
Die erste "Vergnügungsfahrt"
Doch während der europäischen Wintersaison fielen die Touren wegen der stürmischen See stets ins Wasser. Da kam Albert Ballin, Generaldirektor der HamburgAmerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) und damit Reeder der "Augusta Victoria", auf die Idee, den Dampfer auch in der schlechten Jahreszeit zu nutzen. Und so starteten 241 Passagiere zur ersten " Vernügungsfahrt". Dies gilt als Geburtsstunde der Kreuzfahrt.