Hamburg. Im Herbst ist die beste Zeit, Ausflüge in die Wälder in und um Hamburg zu unternehmen. Anreise- und Gastro-Tipps.
Wer gelernt hat, Bäumen zuzuhören, begehrt nichts zu sein als was er ist.“ So hat der Dichter Hermann Hesse beschrieben, was die Deutschen an einem ganz besonderen Ort erfahren können: dem Wald. Hier finden gestresste Großstädter auf sinnliche Art Erholung. Sie hören andere Geräusche, riechen ungewöhnliche Düfte und entdecken neue Horizonte. Gerade dann, wenn sie sonst eher an Häuserschluchten gewöhnt sind. Man kann dort Tiere und Pflanzen entdecken, die man sonst nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Das gilt natürlich gerade jetzt in der Pilzsaison.
Und der Wald ist auch ein mythischer Ort. Hier spielen viele Märchen, die fest zum Kanon der deutschen Literatur gehören. Das Wandern erlebt zurzeit ohnehin eine ungeahnte Renaissance. Da bietet es sich an, schöne Herbsttage zu nutzen, um Ausflügen in einige Wälder in und um Hamburg zu unternehmen, von denen viele zu den insgesamt 31 Naturschutzgebieten der Hansestadt gehören. Innerhalb der Stadtgrenzen steht etwa 4400 Hektar Wald. Dazu kommen Waldflächen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die ebenfalls zur Hamburg gehören.
1. Klövensteen Ein abwechslungsreiches Wildgehege zum Nulltarif und ausgiebige Spaziergänge in grüner Idylle: Der 580 Hektar große Forst Klövensteen in Rissen ist ein Paradies für Klein und Groß.
Anreise: Mit der S 1 bis Rissen. Auto: Über Sülldorfer Landstraße bis Bahnhof Rissen fahren und dort parken. Es gibt auch Waldparkplätze am KlövensteenwegGastro-Tipp: Geheimtipp ist die Kleine Waldschänke am Sandmoorweg 149. Durchgehend von 11.30 Uhr bis 21 Uhr (Dienstag ist Ruhetag) wird in rustikalem Umfeld deftige Kost wie Pannfisch oder Bauernfrühstück serviert. www.kleine-waldschaenke-hamburg.de
2. Niendorfer Gehege Das 142 Hektar fassende Niendorfer Gehege ist nicht nur das größte Waldgebiet im Bezirk Eimsbüttel. Es ist auch der Ort, an dem man die unterschiedlichsten Bedürfnisse einzelner Familienmitglieder stillen kann. Tier gucken? Kein Problem: Im Damwildgehege auf der Waldlichtung sind mit etwas Geduld Rehe, Hirsche, Füchse, Hasen und Mauswiesel zu beobachten. Austoben geht natürlich überall, am besten aber auf dem großen Spielplatz mit Kletterhaus und Seilbahn an der Kreuzung Bondenwald/Niendorfer Gehege. Zum Picknicken bietet sich ein regensicheres Plätzchen unter den zum Teil 200 Jahre alten Fichten, Buchen und Eichen an.
Anreise: Entweder mit dem Auto über die Straße Niendorfer Gehege (Parkplatz am Spielplatz), per Fahrrad oder mit dem HVV: U2 oder Buslinien 5, 23, 24 oder 191 bis Niendorf Markt, weiter etwa zehn Minuten zu FußGastro-Tipp: Waldcafé Corell (Niendorfer Gehege 50, Tel. 040/58 53 78, www.waldcafe-corell.de, ab 1. November wieder täglich geöffnet von 11 bis 22 Uhr).
3. Rantzauer Forst Der 300 Hektar große Rantzauer Forst im Westen der Stadt Norderstedt zählt zum Staatsforst Schleswig-Holstein. Das Wegesystem lädt zu ausgedehnten Waldspaziergängen ein. Höhepunkt sind der Oldschool-Trimm-Dich-Pfad (Infos unter Suchwort Norderstedt auf www.trimm-dich-pfad.com) und vor allem die neu gebaute Disc-Golf-Anlage (Info unter www.nordisc.de), neun fest zwischen den Bäumen installierte Körbe, in die man eine Frisbeescheibe versenken muss.
Anreise: Mit der U 1 bis Norderstedt-Mitte, dann über die Rathausallee und die Oadby-and-Wigston-Straße bis zum Forst. Gastro-Tipp: Brauhaus „Hopfenliebe“ an der Rathausallee 60. Norderstedter Bier, vor Ort gebraut, dazu deftiges, etwa Haxe, Hirschkeule oder Sauerfleisch. www.hopfenliebe.de
4. Tangstedter Forst Direkt an der Bundesstraße 432 am Stadtrand von Norderstedt gelegen, besteht dieser Wald überwiegend aus Nadelhölzern. Er ist von zahlreichen Wander- und Reitwegen durchzogen. Manche Natur- und Tierliebhaber kommen extra, um ihr Haustier auf dem 1,2 Hektar großen, eingezäunten Hundetummelplatz umherlaufen zu lassen.
Anreisetipp: U 1 bis Ochsenzoll, von dort mit Bus 378 weiter bis Tangstedt, Haltestelle PuckaffGastro-Tipp: Tangstedter Mühle, Hauptstraße 96, 22889 Tangstedt, Telefon: 04109/9217; www.tangstedter-muehle.de/
5. Wohldorfer Wald und Duvenstedter Brook Gut elf Kilometer lang ist der Rundwanderweg durch eines der schönsten Naherholungsziele der Hansestadt. Räumlich steht der Wohldorfer Wald im direkten Zusammenhang mit dem Duvenstedter Brook. Der Weg durch dieses Endmoränengebiet mit Bächen und Quellen besticht durch seine Laubwälder mit zum Teil altem Baumbestand. Die Wanderwege sind perfekt präpariert und eignen sich auch für Winterwanderungen.
Anreise: Mit der U 1 bis Ohlstedt Gastrotipp: Gasthaus zum Bäcker, Herrenhausallee 9, 22397 Hamburg; Telefon: 040/60765397; www.zum-baecker.de
6. Hahnheide Ausgangspunkt einer rund 24 Kilometer langen Rundwanderung, die man an mehreren Stellen auch abkürzen kann, ist die Gaststätte Waldeslust in Hamfelde bei Trittau – in der man sich nach der Anstrengung auch unbedingt erholen sollte, wenn man deftige Hausmannskost und Wildgerichte mag. Die Hahnheide ist eine bewaldete Moränenlandschaft, mehr als 800 Hektar des Waldes sind über 100 Jahre alt. Es geht ein wenig bergauf und bergab, wer Lust auf Treppensteigen hat, dem sei der 27 Meter hohe Hahnheider Turm auf dem 99 Meter hohen Hahnheider Berg empfohlen, von dem man einen tollen Blick über die Stormarnsche Schweiz hat.
Anreise: mit der Regionalbahn R10 oder der U 1 bis Großhansdorf, jeweils in die Buslinie 369 umsteigen und bis Trittau fahren. Gastrotipp: Gaststätte Waldeslust, Dorfstraße 6, 22929 Hamfelde, Öffnungszeiten: 12–15, 17–22 Uhr, Telefon: 04154/25 26, www.waldeslust-hamfelde.de
7. Bille-Wanderweg Er führt entlang des Flusses durch den Sachsenwald. Die Strecke von Aumühle bis Grande ist etwa zwölf Kilometer lang. Wer möchte, kann auch schon in Reinbek am S-Bahnhof in Richtung Aumühle starten. Dann ist die Strecke noch mal sieben Kilometer länger. In dem 176 Hektar großen Naturschutzgebiet Billetal leben fast 80 Vogel- und mehr als 20 Fischarten, vom Eisvogel bis zur Bachforelle. Am Flusslauf mit seinen teilweise steilen Hängen wurden mehr als 330 Farn- und Blütenpflanzen gezählt.
Anreise: Ab Bahnhof Aumühle (S 21) immer entlang der Bille bis Grande (zurück mit Bus 333 zum U-Bahnhof Steinfurther Allee), Infos auf www.kreis-stormarn.de
Gastro-Tipp: Grander Mühle, Lauenburger Straße 1, 22958 Kuddewörde, www.grandermuehle.de, Mo und Mi-Fr 17 bis 23 Uhr, Sa und So 12 bis 22 Uhr.
8. Sachsenwald Die beiden S-Bahn-Haltestellen Aumühle und Friedrichsruh (S 21) bilden den Ausgangspunkt für gleich sechs verschieden lange Wanderungen durch den Sachsenwald – der längste, der „Riesenbettweg-Wanderweg“ ist 11,7 Kilometer, der „Schlangenweg-Wanderweg“ mit 4,5 Kilometern Länge der kürzeste. Eine gute Übersicht bietet die Website www.sachsenwald.de. Der 70 Quadratkilometer große Wald, die größte Waldfläche in Schleswig-Holstein, befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie von Bismarck. Im Nordwesten begrenzt das romantische Flüsschen Bille den Wald. Der Flusslauf ist weitgehend unberührt und steht unter Naturschutz. So konnten sich zahlreiche seltene Vogel- und Fischarten ansiedeln, darunter auch Eisvögel.
Anreise: S 21 bis Aumühle oder Friedrichsruh. Gastro-Tipp: Forsthaus Friedrichsruh, Ödendorfer Weg 5, 21521 Friedrichsruh, Telefon: 04104/699 28 99, www.forsthausfriedrichsruh.de
9. Bergedorfer Gehölz Mischwald prägt die Vegetation im Bergedorfer Gehölz. In dem etwas hügeligen Wald findet man unter anderem Eichen, Buchen, Fichten, Kiefern und Douglasien. Ein dichtes Wegenetz lädt zu Spaziergängen ein. Im Gehölz findet man auch einen hübsch angelegten Waldspielplatz, eine Schießsportanlage, eine Rodelbahn und einen Tennisplatz.
Anreise: Mit dem Auto über den Reinbeker Weg oder die B 207. S 21 bis BergedorfGastro-Tipp: Forsthaus Bergedorf, Reinbeker Weg 77, 21029 Hamburg, Tel. 040 7258890, www.forsthaus-bergedorf.de
10. Wälderhaus/Science Center Wald Wer wissen möchte, wie der Wald funktioniert und was alles in ihm wächst, sollte das Wilhelmsburger Wälderhaus besuchen. Baumsamen, Vogelfedern, Schmetterlinge, Tierspuren, ein 20 Millionen Jahre alter versteinerter Baum - es gibt viel zu sehen. Man erfährt, wie heute die Förster arbeiten und welchen Wirtschaftsfaktor ein Wald heute darstellt. Man kann selbst stöbern oder sich einer Führung anschließen. Öffnungszeiten Mo-So, 10–18 Uhr, ab November Mo–So, 10–17 Uhr. Eintritt 6,10 (Erw.), 5,20 (Schüler), Kinder unter sieben Jahren frei.
Anreise: Am Inselpark 19, 21109 Hamburg,
S 3 und 31 WilhelmsburgGastro-Tipp: Wilhelms im Wälderhaus, Telefon 040/302 156 600; www.waelderhaus.de/wilhelms-im-waelderhaus/
11. Harburger Berge Teils zu Hamburg und teils zu Niedersachsen gehören die Harburger Berge. Die Hügellandschaft mit Wald-, Heide- und Ackerflächen eignet sich hervorragend zum Wandern, Laufen und Mountainbiken. Die Hügel reichen bis zu 155 Meter in die Höhe, wer sich hier richtig bewegt, kommt auch mal ins Schwitzen. Auf zahlreichen ausgeschilderten Wegen können Ausflügler die dicht bewachsene Region erkunden – mitten im Wald, aber schnell aus der Stadt zu erreichen. Wer schöne Aussichten schätzt, kann sich an der Zehn-Kilometer-Wandertour „Harburger Berge“ orientieren.
Anreise: S 3 bis Neuwiedenthal, für die Wandertour weiter mit dem Regionalpark-Shuttle (bis 8. Oktober) Hausbruch/Schanzengrund. Gastro-Tipp: Traditionsgasthaus Ehrhorns, Harburger Straße 18, 21224 Rosengarten/Vahrendorf (geschlossen vom 11. bis 17. Oktober 2017), www.erhorns.de, www.regionalpark-rosengarten.de
12. Fischbeker Heide Mit 773 Hektar ist die Fischbeker Heide eines der größten Naturschutzgebiete Hamburgs – nur knapp 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Offene Heideflächen wechseln sich ab mit Baumgruppen und kleineren Wäldern. Die Schwarzen Berge liegen östlich der Fischbeker Heide. Das Gebiet ist von vielen Tälern durchzogen. Hier gibt es zwei Wanderrouten für Einsteiger. Die sechs und elf Kilometer langen Wanderungen starten beide in der Straße Schnuckendrift in Hamburg-Neugraben. Die längere Tour führt auch durch die Hügellandschaft der Schwarzen Berge und endet an der S-Bahn-Haltestelle Neuwiedenthal.
Anreise: Mit der S 3 bis Neugraben. Gastrotipp: Wildpark Restaurant, Am Wildpark 1, 21224 Rosengarten, T. 040/819 77 47 40, www.wildpark-restaurant.de