Hamburg. Die teuersten Domizile liegen im Landkreis Nordfriesland. Spitzenreiter ist Wenningstedt auf Sylt mit 8.300 Euro pro Quadratmeter.
Ein eigenes Ferienhäuschen an Nord- oder Ostsee? Das
scheint für immer mehr Menschen attraktiv zu sein: Die Preise für
Ferienimmobilien an den deutschen Küsten sind auch in diesem Jahr
weiter stark gestiegen. „Immer mehr Deutsche zieht es im Urlaub an
die heimischen Küsten. Und viele spielen mit dem Gedanken, ein
eigenes Feriendomizil oder einen Zweitwohnsitz an ihrem
Lieblingsort zu erwerben“, sagt Ivonn Kappel, Sprecherin der
Landesbausparkassen (LBS).
In den vergangenen drei Jahren sind in
den untersuchten Küstenregionen die Standardpreise für inserierte
Ferienobjekte im Durchschnitt um jeweils fünf Prozent pro Jahr
gestiegen.
Plus von 30 Prozent
Einsamer Spitzenreiter ist Nordfriesland. Im
nördlichsten Landkreis Deutschlands, der von St. Peter-Ording bis
List auf Sylt reicht und auch die Inseln Amrum und Föhr beinhaltet,
betrug die Preissteigerungsrate für Feriendomizile 30 Prozent – pro
Jahr. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Marktanalyse von LBS
Research in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut empirica. Für
die Untersuchung wurden Inserate ausgewertet, in denen Ferienhäuser
und -wohnungen in den Landkreisen und kreisfreien Städten entlang
der deutschen Küsten (ohne Hamburg und Bremen) angeboten werden.
Dabei handelt es sich überwiegend um Bestandsimmobilien, aber auch
neue Objekte wurden berücksichtigt.
Extreme Bandbreiten
Im Landkreis Nordfriesland
beträgt der mittlere Preis für eine Ferienimmobilie 3.400 Euro pro
Quadratmeter Wohnfläche, auf den nächsten Plätzen folgen Lübeck mit
2.900 Euro und der Landkreis Vorpommern-Rügen mit 2.600 Euro pro
Quadratmeter Ferienimmobilie. Für die Ermittlung typischer
Kaufpreise wurden Ausreißer nach oben und unten bereits „abgeschnitten“. Kappel: „Trotzdem sind die Bandbreiten bei den
Preisen teilweise extrem.“ In Nordfriesland sind auch die teuersten
25 Prozent aller angebotenen Ferienobjekte mit mindestens 6.900
Euro pro Quadratmeter inseriert.
Zwei Millionen Euro für ein Haus
Auf den nächsten Plätzen der
Spitzenpreise folgen Lübeck (4.200 Euro/qm) sowie Rostock und der
Landkreis Vorpommern-Rügen (3.500 Euro/qm). Auch von den
Top-10-Standorten an den deutschen Küsten befinden sich sechs in
Nordfriesland mit dem Spitzenreiter Wenningstedt-Braderup. Dort
müssen Kaufinteressenten 8300 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für
das Feriendomizil bezahlen. „Ein Viertel aller angebotenen Objekte
in Wenningstedt/Braderup war zuletzt sogar nicht unter 11.100 Euro
pro Quadratmeter beziehungsweise nicht unter zwei Millionen Euro
pro Ferienobjekt zu bekommen“, sagen die Immobilienexperten von LBS
Research.
Mit Juist, Norderney, Langeoog und Wangerooge liegen auch
die anderen vier Top-Standorte an der Nordsee. Auf
Platz zehn ist mit St. Peter-Ording der erste Standort, der nicht
auf einer Insel liegt. „Da auf den Inseln die Neubaumöglichkeiten
naturgemäß begrenzt sind, wird das Angebot an Feriendomizilen
zunehmend schmaler und vor allem in direkter Meeresnähe
entsprechend teurer“, sagt Ivonn Kappel.
Rügen noch bezahlbar
Als ebenfalls sehr
beliebt, aber noch deutlich günstiger machen die Immobilienforscher
die Ostseeküste aus. Hier können Inselliebhaber bei der Suche nach
einer günstigeren Alternative für ihr Feriendomizil auch an der
mecklenburgischen Ostseeküste fündig werden. Rügen und Usedom
bieten trotz ihrer großen Popularität immer noch ein wesentlich
gemäßigteres Preisniveau als die Nordseeinseln. Auf Rügen liegen
die Standardpreise in den bei Touristen beliebten Gemeinden
zwischen 3.500 und 4.300 Euro pro Quadratmeter. Selbst im gefragten
Heringsdorf auf Usedom wird die Grenze von 4.000 Euro pro
Quadratmeter nicht überschritten.
Noch günstiger wird es auf dem
Festland an der mecklenburgischen Ostseeküste, wo für attraktive
Standorte wie das Seebad Kühlungsborn die mittleren
Quadratmeterpreise bei rund 3.900 Euro oder auf der Halbinsel
Fischland-Darß-Zingst die Standardpreise um die 3.200 Euro pro
Quadratmeter liegen. In 70 Prozent aller ausgewerteten
Küstenregionen liegen die Spitzenpreise zwischen 2.000 und 4.000
Euro pro Quadratmeter. Die niedrigsten Spitzenpreise werden in
Wilhelmshaven verlangt. Hier beginnen die teuersten 25 Prozent
aller inserierten Ferienobjekte bereits bei 1.300 Euro pro
Quadratmeter. Der Standardpreis liegt bei 975 Euro. Wilhelmshaven
ist damit die einzige Region mit einem Standardpreis von unter
1.000 Euro pro Quadratmeter.
Anstieg in der Wesermarsch
Nach Nordfriesland gab es den größten
Preisanstieg in den vergangenen drei Jahren im niedersächsischen
Landkreis Wesermarsch mit einer durchschnittlichen Preissteigerung
von 15 Prozent pro Jahr. Ein jährliches Plus von zehn Prozent und
mehr wurden in den Landkreisen Stade und Plön beobachtet. Fazit der
Immobilienexperten von LBS Research: „Steigende Immobilienpreise
sind kein Phänomen wirtschaftsstarker Metropolregionen, sondern
sind auch und besonders bei Ferienimmobilien zu registrieren.“ Für
Kaufinteressenten heiße das: Noch mehr als bisher müssen sie auf
die Kriterien Lage, Ausstattung, Infrastruktur und Vermietbarkeit
achten.