Helgoland. Peter Schmidt schuf das neue Logo für Helgoland. Hotelneubau und moderne Fährschiffe sollen Hochseeinsel attraktiver machen.
Der rote Felsen im Meer: Das verbinden viele mit der Hochseeinsel Helgoland. Die Lange Anna, wie die ungewöhnliche Gesteinsformation heißt, ist das Wahrzeichen der Insel und schmückte das Logo der Gemeinde. Bislang. Denn die Insulaner läuten ein neues Zeitalter ein und verbannen dabei sogar ihre geliebte Anna aus dem Logo. „Eine Insel die atmet“ lautet der neue Slogan (mit einem Kommafehler), der allein mit dem Schriftzug Helgolands und der Flagge auskommt.
Bürgermeister Jörg Singer präsentierte das neue Inselimage am Donnerstag erstmals außerhalb seiner 1400-Einwohner-Gemeinde – in Hamburg. „Unser Ziel ist es, Helgoland zu einer smarten europäischen Insel zu entwickeln, die attraktiv für Gäste und Insulaner ist und vorwärtswirksam sowie vorbildlich mit ihren Ressourcen umgeht“, erklärte er. Für ihren Imagewechsel holten sich die Insulaner Hilfe aus Hamburg. Designer Peter Schmidt erschuf unter anderem die Markenbilder für Wolfgang Joop und Jil Sander. Zudem gestaltete er Parfümflakons für Marken wie Davidoff oder Boss und erfand das Logo der Stadt Hamburg.
Die Helgoländer denken groß. Das zeigt auch die lange Liste der Zukunftsprojekte. So arbeiten die Insulaner unter dem Arbeitstitel Atlantis 4.0 an einem neuen, größeren Museumsbau. In modernen Ausstellungsformaten soll Besuchern Geschichte, Kultur und Meeresforschung nähergebracht werden. Geplant ist auch ein neues Viersternehotel am Seeheilbad. Die Ausschreibung läuft bereits.
Laut Singer gibt es viele Interessenten. Im Mai soll eine Entscheidung fallen, wer das 120-Zimmer-Haus von 2018 an bauen wird. Für vier Millionen Euro soll zudem ein neues Empfangsterminal für Besucher entstehen, weitere rund 16 Millionen Euro sollen für die nötige Sanierung des Binnenhafens bereitstehen.
3,2 Millionen Euro für Hafenumbau
„Helgoland ist im Aufbruch“, konstatiert auch Frank Nägele. Der Staatssekretär aus dem Wirtschaftsministerium überreichte Singer am Donnerstag einen Förderbescheid über 3,2 Millionen Euro – eine Kieler Finanzspritze für ein anderes Helgoländer Großbauprojekt. Der Umbau der Südkaje im Außenhafen für die Offshore-Industrie kostet rund 18,5 Millionen Euro und ist fast abgeschlossen.
Zuvor hatte das Land bereits rund sieben Millionen Euro für das Projekt bewilligt. „Wir fördern diese Insel. Sie ist uns lieb und teuer“, so Nägele. Er warb darum, der Insel mit weiteren Ideen wie einem Einzelhandelskonzept Schwung zu verleihen. „Es braucht Läden, die mehr verkaufen als Parfümerie und Alkohol. Mein Wunsch wäre so etwas wie ein Mare-Konzept-Store“, sagte Nägele.
Einzelhandelskonzept gibt es noch nicht
Ein Einzelhandelskonzept gibt es zwar noch nicht, dafür haben die Insulaner aber ein Gastrokonzept erstellt. Bei einer Befragung hatten sich Besucher ein vielfältigeres Angebot gewünscht. „Es gibt zu wenig Gastronomie und nicht dort, wo man es erwartet“, erläuterte Martin Linne vom Helgoländer Business Improvement Club. Das soll sich schon in diesem Jahr ändern. Auf den Grünflächen an der Promenade direkt am Meer werden weitere Sitzplätze geschaffen. Zudem ist ein Beach-Club geplant.
Doch nicht nur auf der Insel tut sich so einiges. Auch auf dem Weg dorthin können Besucher das neue Zeitalter schon spüren. Moderner, luxuriöser und komfortabler wird die Seereise in den kommenden Jahren werden. Den Anfang machte die Reederei Cassen Eils, die mit einem gasbetriebenen Fahrgastschiff 2016 neue Standards auf See setzte. Das mit LNG (Flüssiggas) angetriebene Passagierschiff punktet mit einem Atrium über drei Decks, großzügigen Salonbereichen und drei Oberdecks. Sogar der Seekrankheit sollen mit dem Schiff Grenzen gesetzt werden – den eingebauten Stabilisatoren sei Dank.
17 Millionen Euro investiert Reederei
Bislang können Inselbesucher nur ab Cuxhaven die MS „Helgoland“ kapern, Versuche, ab Hamburg zu starten, scheiterten bislang an einem Liegeverbot aus Sicherheitsgründen. Doch laut Reedereisprecherin Corina Habben ist in dieser Sache das letzte Wort nicht gesprochen. „Wir würden gern auch Fahrten ab Hamburg anbieten und sind weiterhin in Gesprächen mit der Hamburg Port Authority.“ Ob es eine Genehmigung 2017 dafür geben wird, mag Habben allerdings nicht prophezeien.
Klar ist, dass von April an der Katamaran wieder ab Hamburg gen Helgoland startet. Seit 2003 ist der „Halunder Jet“ der Förde Reederei Seetouristik FRS Helgoline im Dienst. 2017 wird allerdings seine letzte Saison sein. Der Katamaran wird ersetzt. 17 Millionen Euro investiert die Reederei in den neuen Katamaran, der mit 680 Sitzplätzen über 20 Prozent mehr Kapazität verfügt und ein sechsmal größeres Freideck haben wird. Birte Dettmers, Geschäftsführerin der Reederei, verspricht: „Wir haben schon den Sitztest gemacht, und ich kann sagen, dass die Reise noch deutlich bequemer wird.“