Hamburg. Steffen Oppermann stellt in Halstenbek unter anderem Fantasyverkleidung her. Am Dienstag will er damit die Investoren überzeugen.
Der Kehlenschnitt mit dem Samuraischwert ist für 14,90 Euro zu haben, Vampirzähne wachsen ab 1,90 Euro, und das Blut, das aus dem Mundwinkel über das Kinn sickert, hat die Geschmacksrichtung Kirsche. „Ich habe auch Granatapfel ausprobiert, aber das war nicht mein Geschmack“, sagt Steffen Oppermann und grinst ein bisschen.
Das Kunstblut hat der 40-Jährige zusammen mit einem Partnerunternehmen entwickelt, es ist eines der neuen Produkte seiner Firma Wizardo in Halstenbek vor den Toren Hamburgs. Die Betriebsräume liegen im Keller eines Einzelhauses in gutbürgerlicher Wohngegend und sollten von schreckhaften Menschen gemieden werden. Denn an den Wänden hängen Masken, die zum Beispiel „Verfaulter Rodney“, „Toter Harry“, „Gemeine Hexe“ oder schlicht „Werwolf“ heißen und genau so auch aussehen: allenthalben Wunden und Warzen, deformierte Gesichter und debile Blicke, bösartige Gebisse und blanke Knochen. Oppermann hat das Kabinett des Grauens selbst geschaffen, er verdient damit Geld. Jedenfalls einen Teil des Haushaltseinkommens, ein anderer Teil kommt aus seinem eigentlichen Beruf: Frauenarzt.
Maskenbildner für die Schultheatergruppe
Die ersten Schritte hin zu dieser Doppelexistenz des promovierten Mediziners und professionellen Maskendesigners machte Oppermann schon vor mehr als 20 Jahren am Goethe-Gymnasium in Hamburg-Lurup. „Damals habe ich für die Schultheatergruppe die Maskenbildnerei gemacht und Spaß daran gefunden.“ Neben dem Studium entwickelte er freischaffend Spezialeffekte für Filmproduktionen, gründete später eine Firma namens Fantasieprodukte, die allerlei Zubehör für Fantasy-Rollenspiele anbot.
Menschen, die gemeinsam mit Gleichgesonnenen ganze Wochenenden lang in die Fantasiewelten der Elfen und Kobolde, der Hobbits und Orks eintauchen, sind bis heute fester Teil des Kundenstamms. Oppermann liefert spitze Ohren, aufklebbare Wunden und eben die aus Latex gefertigten Masken. Horror und Ekel sind nur ein Thema – Fantasy-, Tier- und eher lustige Masken machen den größeren Teil des Programms aus. Zwei Drittel des Umsatzes erzielt das Unternehmen allein vor Halloween und Karneval.
Die meisten Masken hat er selbst designt
Jahrelang betrieb Oppermann das Geschäft auf mittlerer Flamme neben seinem Arztberuf, die Firma machte 60.000 bis 70.000 Euro Jahresumsatz und warf ein bisschen Gewinn ab. „Wer weiß, wo ich heute stehen würde, wenn ich damals mutiger gewesen wäre“, sagt Oppermann. Den Mut zum „ganz oder gar nicht“ fasste er vor knapp drei Jahren. Der Familienvater kündigte seine Anstellung im Albertinenkrankenhaus, arbeitete Teilzeit in einer Praxis in Eimsbüttel, nannte das Unternehmen Wizardo – eine Ableitung vom englischen Wort für Zauberer –, baute einen Onlineshop auf und erweiterte das Produktportfolio. Die meisten der gut 50 Masken im Programm hat er selbst designt und die Formen gefertigt, in denen die gummiartige Masse gegossen wird.
Für die Masken in großer Serie erledigen das Hersteller in China. Oppermann hat sie mehrfach besucht – auch um sicherzustellen, dass seine Produkte gesundheitlich unbedenklich sind. Da ist er ganz Arzt. Mittlerweile beschäftigt Wizardo zwei Aushilfen auf 450-Euro-Basis und zwei freie Mitarbeiter. Einer davon wird zum Jahreswechsel fest angestellt. Steffen Oppermann ist auf der Suche nach einer mittelgroßen Lagerhalle mit Büro und erwartet für 2016 etwa 140.000 bis 150.000 Euro Umsatz.
Für den Kundenansturm ist er vorbereitet
Drei Viertel der Erlöse erzielt er bislang als Zulieferer für andere Händler, die Gewinnmargen sind dabei geringer als beim Verkauf an Endkunden. Und weil er die Gewinne derzeit komplett ins Wachstum des Unternehmens investiert, wird er demnächst auch wieder als Arzt arbeiten, als Teilhaber einer Praxis in Henstedt-Ulzburg.
Für sein Masken-Unternehmen könnte morgen ein entscheidender Tag werden. Dann ist Steffen Oppermann in der „Höhle der Löwen“, der Start-up-Show des Privatsenders Vox. Auf den danach üblichen Kundenansturm ist er vorbereitet. „Ich habe den Lagerbestand für einen deutlich fünfstelligen Betrag aufgestockt.“
Ob einer der Investoren in das Unternehmen eingestiegen ist, muss bis zur Ausstrahlung der Sendung zwar geheim bleiben, ein anderes Ergebnis aber ist schon im Onlineshop zu sehen: Wizardo hat neuerdings auch eine Löwenmaske im Programm.