Dahme/Hamburg. Immer mehr Eltern machen mit Kindern Urlaub in den preiswerten Häusern an der Küste. Zahl der ausländischen Gäste steigt um 25 Prozent.
Der Tag beginnt für die ganze Familie mit einem Langschläfer-Frühstück. Danach folgen ein Salzgrotten-Besuch mit Sauna und ein Spaziergang am Großen Plöner See. Der Abend geht bei Vollpension ganz gemütlich im Familienzimmer mit Seeblick zu Ende.
Was womöglich nach einem teuren Hotelaufenthalt klingt, ist in der Jugendherberge Plön relativ preiswert zu haben. Dort sind Angebote für Mütter mit ihren Töchtern, aber auch für die ganze Familie der neue Trend der Saison 2016. Die 47 Jugendherbergen in Schleswig-Holstein, Hamburg und dem nördlichen Niedersachsen (DJH Landesverband Nordmark) werden längst nicht mehr nur von Schulen genutzt.
„Knapp 20 Prozent unserer Gäste machen Familien aus“, sagt Jessica Backhus, Sprecherin des DJH-Landesverbands Nordmark. „Familien bevorzugen gerne die typischen Tourismusorte und schätzen vor allem die tolle Lage unserer Jugendherbergen und natürlich auch den günstigen Preis“, sagt sie. So ist das dreitägige Angebot „Cool down für Frauen und Mädchen“ in Plön für 155 Euro pro Person zu haben, inklusive weiterer Sonderleistungen.
Norddeutschlands beliebteste Jugendherbergen für Familien sind nahe ans Wasser gebaut: Sie stehen wie in Dahme (Schleswig-Holstein) direkt an der Ostseeküste, an der Nordsee (Büsum) und in den Dünen (Sylt). Auf der Nordseeinsel verfügt der Landesverband mit Hörnum, Westerland und List sogar über drei Häuser. Laut Statistik gab es dort im vergangenen Jahr insgesamt 25.500 Familienübernachtungen. Das Haus in List-Mövenberg, die nördlichste Jugendherberge Deutschlands, verfügt sogar über einen eigenen Jugendstrand.
Auf der am Mittwoch in Hamburg beginnenden Reise-Messe präsentieren sich die Nordmark-Herbergen mit ihren Angeboten und geben im Erdgeschoss der Halle B 4 auf dem Messegelände preisgünstige Tipps für die Osterferien.
Fachkundige Führung durch das Watt für Eltern und Kinder
In der Jugendherberge Cuxhaven-Duhnen zum Beispiel, nur 300 Meter vom zehn Kilometer langen Sandstrand entfernt, dreht sich beim österlichen Familienspaß alles um „Sand, Wattwurm und Meer“. Für Eltern und Kinder gibt es eine fachkundige Führung durch das Watt und einen Törn zu den Seehundbänken, inklusive Transfer.
Die Jugendherberge Wyk auf Föhr am Südstrand der Insel lockt derweil mit dem traditionellen Ostereiersuchen am Meer und einer Inselrundfahrt. Am beliebtesten bei Familien ist die Herberge in Dahme. Dort beträgt der Familienanteil immerhin 40 Prozent. An zweiter Stelle folgten im vergangenen Jahr Büsum (27 Prozent) und Cuxhaven (25 Prozent).
Den größten Teil der Gäste stellen immer noch Schülerinnen und Schüler mit einem Anteil von 40 Prozent. „Die Küstenstandorte sind bei den Klassenreisen besonders nachgefragt“, sagt DJH-Sprecherin Jessica Backhus. Doch auch das küstennahe Binnenland lockt die jungen Leute – zum Beispiel in die Herbergen nach Bad Malente und Tönning.
Dort haben sich die Ferienanbieter längst auf einen weiteren Trend eingestellt: Denn nach DJH-Angaben werden erlebnispädagogische Angebote von den Lehrern immer häufiger nachgefragt. So verfügt die Jugendherberge in Tönning inzwischen über ein eigenes Wasserlabor und ein kleines Nordseeaquarium. Zusammen mit einer Umweltpädagogin streifen die Klassen durch das Watt, sammeln Pflanzen und Muscheln und betrachten sie im Wasserlabor unter dem Mikroskop. In der Jugendherberge Bad Malente können die Schüler unter fachkundiger Anleitung ein Floß bauen und sich mithilfe von GPS (Global Positioning System) auf Orientierungstour begeben.
Das große Angebot hat sich auch im Ausland herumgesprochen. Die Übernachtungszahlen der ausländischen Gäste sind von 2014 auf 2015 um knapp 25 Prozent gestiegen; die aktuellsten Zahlen liegen allerdings noch nicht vor.
Die meisten Touristen kommen aus Dänemark
Platz eins der Herkunftsländer belegt Dänemark, gefolgt von der Schweiz, Polen, Frankreich, den Niederlanden und Österreich. Ausgehend von einer Gesamtübernachtungszahl von 1,1 Millionen entspricht das einem Anteil der ausländischen Gäste von knapp sechs Prozent. Damit die Herbergen auf dem neuesten Stand bleiben, wurden allein in Büsum rund 500.000 Euro in die Neugestaltung des Turms und die Modernisierung investiert. Deutlich ansprechender präsentieren sich jetzt auch die Jugendherbergen in Bad Malente und Lauenburg. Dort ist unter anderem ein Bistro in der Eingangshalle entstanden, das speziell zur Verpflegung von Seminargästen genutzt werden kann.
Nach der Eröffnung der neuen Jugendherberge in Ratzeburg im Herbst 2012 sind im Bereich Nordmark zurzeit keine weiteren Neubauten geplant. „Der Fokus des DJH-Landesverbands Nordmark liegt momentan auf der Modernisierung der bestehenden Kapazitäten“, sagt DJH-Präsidentin Angela Braasch-Eggert, die auch Präsidentin des Weltverbands der Jugendherbergen ist. Dazu gehört es unter anderem, mit moderner Technik die Energiekosten zu senken.
Weil in wenigen Wochen die neue Reisesaison beginnt, bereiten sich Jugendherbergen jetzt auf die neuen Gäste vor. Bundesweit waren seit Herbst in den Häusern vorübergehend rund 3500 Flüchtlinge aufgenommen worden. Dazu gehörte auch die Jugendherberge auf Borkum. Die rund 300 Flüchtlinge würden nun anderorts auf der Insel untergebracht, hieß es in der Stadtverwaltung.