Teil 3: Duvenstedt hat sich seinen ländlichen Charakter bewahrt. In Tangstedt ist man nah an der Natur, aber auch an Hamburg.
Ganz oben in Hamburgs Norden, umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern, liegt Duvenstedt. Der Weg vom Zentrum hier heraus ist lang. Er führt mit der U-Bahnlinie U 1 über Ohlstedt, alternativ mit dem Auto über Bramfeld oder Poppenbüttel. Doch genau diese Abgeschiedenheit ist es, die die Duvenstedter – die alteingesessenen und die zugezogenen – lieben. „Die Verkehrsanbindung lässt zu wünschen übrig“, sagt Rainer Klemp, 49, der seit seiner Geburt in Duvenstedt wohnt. „Doch seinen ländlichen Charakter, den hat sich Duvenstedt bewahrt.“
Das dörfliche Duvenstedt seiner Kindheit gibt es allerdings nicht mehr. Die Dorfschule wird seit Jahrzehnten als Wohnhaus genutzt, von den Bauernhöfen wird keiner mehr landwirtschaftlich bewirtschaftet. Nur der Cousin seiner Frau Sandra, die aus der alteingesessenen Duvenstedter Familie Iden stammt, betreibt auf dem Familienanwesen einen Reiterhof. Viele andere alte Häuser wurden im Laufe der letzten 20 Jahre abgerissen; in dieser Zeit sind an den Rändern des Stadtteils mehrere Neubaugebiete entstanden, die sich aber verträglich in die Umgebung eingefügt haben. Die Zahl der Einwohner hat sich so innerhalb von 20 Jahren fast verdoppelt.
Auch im Ortskern entstehen immer noch neue Häuser, die mit den verbliebenen Bauernhäusern und Gründerzeitvillen ein ziemliches architektonisches Durcheinander bilden. Am Specksaalredder, unmittelbar neben einer Pferdekoppel, wird derzeit allerdings ein großes Strohdachhaus errichtet – eine vornehme Version der Bauernhäuser, die früher das Ortsbild prägten. Bauherrin ist die Duvenstedter Familie Kröger, die seit Generationen gegenüber das Gasthaus Zur Kastanie betreibt und mit dem Neubau ihr Hotel erweitert.
Durch seine Lage hat Duvenstedt nach wie vor einen hohen Freizeitwert, findet Rainer Klemp. Die Naturschutzgebiete Wohldorfer Wald, Wittmoor, Rhodenbeker Quellental und Duvenstedter Brook laden zum Spazierengehen ein, die Alster zum Paddeln, es gibt einen Sportverein, Reitmöglichkeiten, ein schönes Naturbad – und eine Freiwillige Feuerwehr. „In anderen Stadtteilen können die Freiwilligen Feuerwehren tagsüber nicht ausrücken, weil die Bewohner außerhalb arbeiten“, weiß Klemp. „Bei uns ist das anders. Duvenstedt ist keine Schlafstadt.“
Tatsächlich finden sich im Ortskern viele Geschäfte. Außerdem gibt es einige Supermärkte, das über die Grenzen des Stadtteils hinaus bekannte Duvenstedter Eiscafé und die ebenso bekannte Gärtnerei Pflanzen Körner sowie verschiedene Arztpraxen, eine Handvoll Frisöre – und nicht zu vergessen den Verlag Friedrich Oetinger, in dem unter anderem die Geschichten von Pippi Langstrumpf und den Kindern aus Bullerbü erschienen sind.
Darauf sind besonders die Kinder des Stadtteils stolz, und davon gibt es viele: Fast ein Viertel der Duvenstedter ist jünger als 18 Jahre. Morgens wuseln sie durch die Straße – die Kleineren auf dem Weg zur Grundschule, die mit 400 Schülern die größte der Walddörfer ist, die Großen mit Bus oder Fahrrad zu den weiterführenden Schulen in Ohlstedt, Bergstedt oder Poppenbüttel.
Auf die Frage, was charakteristisch ist für Duvenstedt, muss Klemp nicht lange überlegen. „Die vielen Menschen, die sich hier engagieren“, sagt er. Der Verein „Duvenstedt aktiv“ etwa, in dem hauptsächlich Gewerbetreibende vertreten sind, fördert seit elf Jahren das persönliche Miteinander unter den Duvenstedtern mit Stadtteilfesten, Flohmärkten und anderen Veranstaltungen. Die Vereinigung Duvenstedt e. V. dagegen ist seit 1961 um das kulturelle Leben bemüht. Im Bürgerhaus betreibt der Verein eine kleine Kita, außerdem ein Amateurtheater und ein Orchester.
Dort macht Klemp bereits seit 41 Jahren mit. Hat als Junge erst Trommel, dann Tuba gespielt und war später 20 Jahre lang Orchesterleiter. Im vergangenen Jahr hat er sein Engagement ausgeweitet und den Vorsitz der Vereinigung übernommen – und steht damit an der Spitze der vielen engagierten Bewohner von Duvenstedt.