Wacken. Durchnässte Metal-Fans harren am Festivalgelände aus. Dafür gibt es Death Metal zum Frühstück, Heavy Metal zum Abendbrot.

Knietief im Matsch und Morast waten die Metal-Fans in Wacken zu ihrem Festivalgelände. Die Autos stecken im Schlamm und spritzen den Dreck meterweit in die Höhe. „Es ist die Liebe, die mich in Wacken hält“, sagt ein Mann. Liebe zum Metal, Liebe zur Musik. Trotz des andauernden Starkregens, der durchnässten Zelte und der Kälte harren Tausende Fans im schleswig-holsteinischen Wacken auf dem Gelände eines der weltweit größten Heavy-Metal-Festivals aus.

Aus den Zelten am Campingplatz sind am Donnerstagmorgen nur selten schwere Basstöne zu hören. Viel eher sind es Wetterberichte aus dem Radio, denen die Metal-Fans gespannt lauschen. „Immer heißt es, am Donnerstag wird es besser. Davon sehen wir nichts“, sagt ein Besucher und blickt auf den wolkenverhangenen Himmel.

Ein Mann in schwarzer Lederhose und mit nacktem Oberkörper frisiert seine nassen, schulterlangen blonden Haare vor seinem Zelt. „Duschen hat bei dem Wetter auch keinen Sinn mehr“, sagt er - und macht sich bereit für die ersten Konzerte und die offizielle Eröffnung des dreitägigen 26. Wacken Open Air.

Death Metal zum Frühstück, Heavy Metal zum Abendbrot - die ersten Konzerte waren ohne Verzögerungen gestartet. Am Abend sollten die Bands In Extremo und Savatage auftreten. Vom schlechten Wetter lassen sich die Besucher nicht abschrecken. Einige wenige waren nach der durchregneten Nacht abgereist, das Gros hält aber durch.

„Mit dem Auto kommt man eh nicht mehr weg, dann müssen wir sowieso hierbleiben“, sagt Sven Bunzeck. Mit wasserdichten gelben Overalls marschiert er mit seiner Freundin Verena durch den Matschboden. Bereits zum zehnten Mal sind sie gemeinsam beim Wacken-Festival, so extreme Verhältnisse wie diesmal haben sie jedoch noch nicht erlebt. In der Nacht hatte der Wind den Pavillon vor ihrem Zelt weggefegt.

Für die Rollstuhlfahrerin Andrea Schütt ist der Matsch kein großes Problem, auch wenn sie allein nicht mehr vorankommt. „Rain or Shine, ich bleibe in Wacken“, sagt die Frau aus Itzehoe und lacht. Mehrmals blieb sie bereits im Boden stecken, ihr Bruder und zwei weitere Freunde weichen ihr deshalb nicht mehr von der Seite.

„Wir dachten, wir haben in den Vorjahren schon alles miterlebt, aber diesmal ist es eine echte Herausforderung“, sagt Schütt. An zwei Zugseilen, die an den Rädern befestigt sind, ziehen die Helfer die Frau durch den Morast. „Die Schlammparty toppt natürlich alles“, sagt ihr Bruder Kai-Uwe Schütt.

Den ganzen Tag durchqueren Spezialwagen Teile des Geländes und versuchen, das Wasser aus den Pfützen zu pumpen. Nach nur wenigen Minuten sind diese wieder vollgelaufen. Auf den matschigen Straßen können aber nicht einmal die großen Fahrzeuge weiter, riesige Traktoren versuchen, steckengebliebene Autos aus dem Schlamm zu ziehen. Zusätzlich wird an den Eingängen haufenweise Rindenmulch ausgestreut, um die Wege wieder begehbar zu machen.

Der 54-jährige Michael Sobotta aus Stuttgart sitzt derweil mit ausgestreckten Beinen auf einer Holzbank. Sein nackter Fuß ist mit zentimeterdickem Schlamm bedeckt, schnell macht er mit seinem Smartphone ein Foto für seine Freunde. „Mein erstes Mal Wacken habe ich mir anders vorgestellt“, sagt der Mann. Gummistiefel will er sich trotz der Schlammpartie nicht zulegen. „Barfuß komme ich hier am schnellsten voran.“