Wacken. 75.000 Metal-Fans feiern heute die ersten von 150 Bands, die Wacken vier Tage lang zu Europas lautestem Dorf machen.

Das Dorf sieht schwarz: An diesem Mittwoch spielen die ersten Aufwärmbands von Europe bis New Model Army beim 26. Wacken Open Air, dem nicht größten, aber wohl berühmtesten Metal-Festival der Welt. Bis zum frühen Sonntagmorgen wird in dem Örtchen bei Itzehoe in die Saiten und in die Bierdosen-Pyramiden gegriffen. Für alle Daheimgebliebenen, Anreise-Stausteher und Nichtmetaller ein kleines Wacken von A bis Z zum Mitreden und Mitprosten:


Ausverkauft: Seit Jahren sind die offiziell 75.000 Tickets kurz nach Vorverkaufsbeginn vergriffen. Dieses Mal hat es zwölf Stunden gedauert.


Bier: Nicht jeder Metal-Fan in Wacken trinkt Bier. Aber jedes Bier in Wacken wird von einem Metal-Fan gerunken.


Campingplatz: „Wir treffen uns am silbernen Igluzelt neben dem weißen Pavillon. Ich trage ein schwarzes Metal-Band-Shirt und habe lange Haare. Du kannst mich nicht verfehlen.“


Duschen: Für die einen ist das nicht Heavy Metal, für die anderen die Bewahrung eines Rests Würde. Kompromiss: Bierdusche.


Hamburg Airport wird zum Wacken Airport

Der Empfangsbereich für Wacken-Fans am Hamburg Airport: Am Morgen war es noch ruhig
Der Empfangsbereich für Wacken-Fans am Hamburg Airport: Am Morgen war es noch ruhig © HA | Hamburg Airport
Erwartet werden 4.000 bis 5.000 Gäste, die am Hamburg Airport ankommen. Dafür wurde erneut einen extra Empfangsbereich eingerichtet. Diese Gruppe aus Bulgarien freut es
Erwartet werden 4.000 bis 5.000 Gäste, die am Hamburg Airport ankommen. Dafür wurde erneut einen extra Empfangsbereich eingerichtet. Diese Gruppe aus Bulgarien freut es © HA | Hamburg Airport
Der Wackenstrandkorb wird dann auch gleich mal ausprobiert
Der Wackenstrandkorb wird dann auch gleich mal ausprobiert © HA | Hamburg Airport
Dieses Pärchen aus der Schweiz ist ebenfalls am Dienstag angekommen
Dieses Pärchen aus der Schweiz ist ebenfalls am Dienstag angekommen © HA | Hamburg Airport
Das Service-Personal des Flughafen hat extra seine Uniform gegen Festival-T-Shirts eingetauscht
Das Service-Personal des Flughafen hat extra seine Uniform gegen Festival-T-Shirts eingetauscht © HA | Hamburg Airport
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Energieerhaltungssatz: Bewegt sich ein Metal-Fan in Wacken auf beliebigen Wegen von einem Startpunkt zu einem Ziel, so entspricht die abgegebene Energie genau der, die über das dabei konsumierte Wegbier aufgenommen wurde.


Fahne: Nicht die. Die andere. Die Fahne, die das eigene Zeltlager schmückt und anderen als Wegmarke dient: „Wir biegen an der Bayern-Flagge links ab, passieren die Iron-Maiden-Fahne und dann sind beim Manowar-Banner die Duschen. Hoffe ich zumindest. Zur Not als Kompromiss: Bierdusche.“


Wird das Sex nach der Bierdusche? Nein, lehrt unser Alphabet, Sex findet in Wacken nicht statt. Aber Bier ist bestimmt auch in dieser Regenpfütze
Wird das Sex nach der Bierdusche? Nein, lehrt unser Alphabet, Sex findet in Wacken nicht statt. Aber Bier ist bestimmt auch in dieser Regenpfütze © dpa

Genres: Der Sänger singt hoch: Heavy Metal. Der Sänger singt tief: Thrash Metal. Der Sänger grunzt: Death Metal. Der Sänger keift: Black Metal. Der Sänger rappt: Nu Metal. Die Sängerin jodelt: Symphonic Metal. Der Sänger röchelt eingegraben im Sarg: Rumänischer Folk-Metal. Alles hastig: Speed Metal. Alles in Zeitlupe: Doom Metal. Und dann gibt es noch Gothic Metal, Viking Metal, Pagan Metal, Industrial Metal, Progressive Metal, Groove Metal, Stoner Metal, Glam Metal, Grindcore, Metalcore, Drone, Blackened Crust, Death ’n’ Roll ...


Helga: Immer noch ein Running Gag auf Festivals: Nachts nach „Helga“ rufen und sich über Hundertfaches Echo freuen. Nur nicht in Wacken. Dort ruft man: „Slaaaaaayeeeeer!“


Infield: Hier stehen die drei größten der insgesamt sieben Bühnen. Man nennt das Infield auch „das schwarze Loch“.


Joints: Nach 16 Paderborner Pilsenern aus der Halbliterkanne geben sie manchem den Rest. Oder gar nix mehr.


Kutte: Dem Metaller ist seine mit Bandaufnähern verzierte Weste heilig. Sie wird nie gewaschen (Kompromiss: Bierdusche). Die Frage „Mit Kragen oder ohne?“ sorgte für ein gewaltiges Schisma in der Szene.


Lärm: Ja.


Mode: Schwarz ist das neue Schwarz in Wacken. Dieses Jahr total en vogue: hellschwarz und dunkelschwarz.


Nachtruhe: Wird überschätzt. Die Bands spielen bis 3 Uhr morgens, dann geht es in die Zeltlager, wo mächtige HiFi-Anlagen an Benzingeneratoren vier Tage lang 24 Stunden am Stück ballern. Und mit Pech laufen vier Tage lang 24 Stunden am Stück Böhse Onkelz oder „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer.


Orchester: Tatsächlich gibt es so was auch in Wacken. Das Musikkorps der Bundeswehr begleitet U.D.O., das Bohemian Smphony Orchestra Prague spielt mit Dee Snider (Twisted Sister) bei „Rock meets Classic“. Und die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Wacken ist seit Jahren Kult.


Ö: Der „Metal-Umlaut“ bringt den Rock ’n’ Roll in Bandnamen wie Motörhead, Mötley Crüe, Blue Öyster Cult, Höhner und Grönemeyer.


Passion: Jeder kann nach seiner Façon selig werden, ob bei Metal-Gottesdiensten in der Kirche von Wacken oder bei „sanften Metal-Hymnen“ im romantischen „Metal Heart“-Flirtzelt.


Queensrÿche: Eine Progressive-Metal-Legende in Wacken dieses Jahr. Mit Metal-Umlaut auf dem Y!


Ravioli: Der Vietcong unter den Festivalnahrungsmitteln. Keiner mag sie, keiner isst sie, trotzdem sind sie da.


Sex: Sie glauben, nach 24 Stunden Böhse-Onkelz-Beschallung vom Zeltnachbarn, dem Konsum von literweise Bier und Fernet-Fanta sowie tagelangem Headbangen statt Duschen (Kompromiss: Bierdusche) und Zähneputzen hat irgendjemand Lust auf Sex in Schlamm, Staub oder silbernen Iglu-Zelten? Niemand! Hat! Sex! In Wacken!


Totalausfälle: Knapp 150 Bands spielen in Wacken. Und es wird Metaller geben, die genau null davon sehen. Sie kommen am Dienstag, setzen sich in den Campingstuhl und erheben sich am Sonntag wieder für die Rückfahrt. Oder bleiben gleich sitzen bis Wacken 2016.


Unwetter: In dieser Festivalsaison offenbar alltäglich. Man unterscheidet die Wacken Open Airs nach trockenen und nassen Jahren. Oder nach Jahren mit und ohne Konzerte von Motörhead.


Vorverkauf: Sonntag um Mitternacht beginnt der Kartenverkauf für Wacken 2016. Nach 12 Stunden werden alle vergriffen sein. Spätestens.


Wackööön!: „Wacken“ gegrölt nach sechs Bieren, mit drei Metal-Umlauten. Nach weiteren sechs Bieren fallen sie weg: „Wwggnn!“


X: Einer der Hinterletzten der von A bis Y unterteilten Zelt- und Parkplätze. Von dort bis zum Bühnengelände marschiert man eine halbe Stunde. Tagsüber und nüchtern, wohlgemerkt.


Y: Der Hinterletzte der von A bis Y unterteilten Zelt- und Parkplätze. Hier versammeln sich die Festival-Profis mit ihren Wohnmobilen, Trucks und anderen Dickschiffen.


Zoll- und Polizeikontrollen: Sie sorgen dafür, dass alle nüchtern hin- und wegkommen, warnen vor Diebesbanden und regeln den Verkehr. Mehr gibt es eigentlich nicht zu tun, Wacken ist berühmt für seine ausgelassene, friedliche Atmosphäre.