Kopenhagen. Wie viel sieht man in zwei Tagen von der Dänen-Metropole. Eine Menge, wenn sich per Rad zwischen royalem Glanz und moderner Architektur bewegt.

Keine andere europäische Metropole liegt uns so nah wie Kopenhagen. Gerade mal 350 Kilometer ist Dänemarks Hauptstadt entfernt – und doch erfrischend anders. Die royale Pracht des benachbarten Königreichs beeindruckt, zugleich haben die Dänen Kopenhagen zu einer Vorzeigemetropole urbaner Entwicklung gemacht und sind dabei angenehm gelassen.

7.25 Uhr Urlaub ab der ersten Minute

Man kann natürlich mit dem Auto fahren, entspannter ist es mit der Eisenbahn. Drei Mal am Tag fährt ein Eurocity vom Hamburger Hauptbahnhof nach Kopenhagen. Und spätestens, wenn der Zug in Puttgarden auf die Fähre nach Rcdby rollt, ist das Urlaubsfeeling da. Bei gutem Wetter sitzt man auf dem Außendeck und genießt Sonne, Wind und den Blick über die See.

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13 Uhr : Sightseeing in der Buslinie 1a

København H, so heißt der Hauptbahnhof auf dänisch, liegt im Zentrum. Direkt vor dem Eingang steht Elsabeth in einer der fahrbaren Würstchenbuden, den Pølsevogn. „An manchen Tagen verkaufe ich 1000 Hot Dogs“, sagt sie auf Englisch, während sie eine Ristet Pølse auf das Brötchen legt (28 DKK) legt. Schon um sechs Uhr kommen die ersten Kunden. Trotzdem ist die Tradition in Gefahr angesichts zahlreicher Fastfoodketten. „Es gibt nicht mehr viele von uns“, sagt Elsabeth und reicht das Hot Dog über die Theke.

Elsabeth verkauft Hotdogs in ihrer Bude vor dem Bahnhof
Elsabeth verkauft Hotdogs in ihrer Bude vor dem Bahnhof © Hanna-Lotte Mikuteit

100 Meter weiter fährt der Linienbus 1a ab, dessen Route an Nationalmuseum, Regierungssitz Christiansborg und königlichem Wohnsitz Amalienborg vorbeiführt – eine Mini-Sightseeingtour mit normalem Busticket (36 DKK). Ziel ist das Wahrzeichen der Dänen-Metropole: die Kleine Meerjungfrau, die übrigens viel kleiner ist, als man denkt. Ein Foto muss sein. Klar, das denken auch alle anderen. Immerhin man kann sich dann gegenseitig knipsen.

14 Uhr : Christianshavn

Die orangefarbenen Wasserbusse sind in Kopenhagen ähnlich wie die Fähren im Hamburger Hafen normale Verkehrsmittel. Vom Anleger Nordre Toldbod geht es mit der Linie 992 über das Wasser, mit bestem Blick auf das futuristische Gebäude der neuen Oper bis nach Christianshavn. Auf der Insel, die wegen der vielen Kanäle auch „Klein-Amsterdam“ genannt wird, sitzen Bewohner und Touristen in der Sonne am Ufer bei Kaffee oder Picknick.

Einen der spektakulärsten Blicke auf Kopenhagen gibt es vom Turm der Vor Frelsers Kirke (40 DKK). 400 Stufen geht es auf immer schmaler werdenden Treppen in 90 Meter Höhe, die letzten 150 Stufen schlängeln sich außen um den 1750 gebauten Kirchturm. „Bisschen unheimlich“, sagt ein australischer Student, der mit Freunden den Aufstieg wagt – immer das goldene Geländer fest im Griff. Von oben hat man freie Sicht auf die Innenstadt mit dem markanten Rathausturm und bis zur Öresund-Brücke, die Dänemark und Schweden verbindet.

Bunt und schrill,
Hauptsache
entspannt:
Zeitreise mit 80er-Feeling
im selbst
verwalteten Freistaat
Christiania
Bunt und schrill, Hauptsache entspannt: Zeitreise mit 80er-Feeling im selbst verwalteten Freistaat Christiania © Hanna-Lotte Mikuteit

Und man sieht auch in das Innenleben des „Freistaats Christiania“, dessen Haupteingang nur wenige hundert Meter weiter in der Princessegade liegt. Ein Besuch ist wie eine Zeitreise in die 70er- und 80er-Jahre. Inzwischen sind die Aussteiger, die das ehemalige Militärgelände besetzten und sich erbitterte Kämpfe mit dem Staat lieferten, älter geworden. Und der selbstverwaltete Freistaat hat sich zu einem bunten Stadtteil mit ungewöhnlichen Häusern, viel Kunst und Natur entwickelt – und zu einem Touristenmagnet. Die Chris­tianiten nutzen das auf ihre Weise. An mit Netzen getarnten Ständen verkauft vermummtes Personal Hasch. Das ist ein Grund, weshalb, bei aller Freiheit, auf dem Gelände gilt: Fotografieren verboten. Denn auch in Dänemark ist der Verkauf von Cannabis illegal.

16 Uhr : Rund um die Størget

Kontrastprogramm gewünscht? Mit der Metro, Kopenhagens ultramodernem Schnellzug, geht es zurück in die Stadtmitte. Besonders Kindern gefällt ein Sitzplatz ganz vorn. Es kribbelt so schön im Bauch, wenn der fahrerlose Zug durch den beleuchteten Tunnel rast. Trotzdem die nächste Haltestelle nicht verpassen: Kongens Nytorv. Noch mindestens drei Jahre ist der Platz wegen des Metroausbaus eine Riesenbaustelle. Von hier ist es nicht weit zum Nyhavn mit seinen malerischen Häuserfassaden. Der Stichkanal ist ein Postkartenmotiv – Fotografieren ausdrücklich erwünscht.

Zu Fuß geht es weiter ins Zentrum. Die Einkaufsstraße, die einfach Strøget (Strich) genannt wird, mit vielen Geschäften (darunter auch einer Lego-Filiale), führt zwei Kilometer bis zum Rathausplatz. Spannender ist das Universitätsviertel nördlich davon. Im Latin Quarter um den Runden Turm laden historische Gassen mit Boutiquen und Designläden zum Bummeln ein. Die Stimmung: gelassen und heiter. In Perch’s Thehandel (Kronprinsengade 5) kauft auch die königliche Familie seit fast zwei Jahrhunderten ihren Tee. Ein guter Ort für einen Vorabend-Drink ist das Buchcafé Paludan (Fiolstraede 10) vis-à-vis der Universitätsbibliothek.

18.30 Uhr Vesterbro

Bus, Fähre oder per Pedes? Die beste Fortbewegungsart in Kopenhagen ist das Fahrrad. Es gibt viel Platz für Radler, das Miteinander im Straßenverkehr ist entspannt. Aber nicht übermütig werden: In der Radmetropole gibt es inzwischen Geschwindigkeitsmesser.

Nach dem Einchecken im Hotel ist das Bahnhofsviertel Vesterbro eine gute Adresse für den frühen Abend. An der Hauptstraße Istedgade gibt es Bars, Restaurants und Szene-Läden. Im ehemaligen Schlachthofviertel trifft sich das Szenevolk, zum Theaterbesuch in den Oksnehallen oder in einem der zahlreichen Restaurants im Kødbyen. Für deutsche Verhältnisse sind die Preise auch jenseits von internationalen Sterne-Restaurants wie dem Noma gepfeffert, trotzdem sind die Lokale immer voll.

21 Uhr : Abendleuchten im Tivoli

Zeit für eine weitere Institution Kopenhagens: das Tivoli. Ein Besuch ist Pflicht, auch wenn man nicht eins der spektakulären Fahrgeschäfte ausprobieren möchte. Besonders nostalgisch-schön strahlt der 1843 eröffnete Vergnügungspark abends. Und ja, es kann Spaß machen, mit 60 Stundenkilometers auf der Achterbahn Rutschebanen den Berg runterzurasen. Wer dann noch nicht müde ist, der sollte auf dem Weg ins Hotelbett noch auf einen Absacker in dem ältesten Jazzclub der Dänen-Metropole, dem La Fontaine (Kompagnisstraede 11) vorbeischauen.

8.30 Uhr : Nørrebro

Frühstücken im Hotel, das kann man natürlich machen. Oder man setzt sich aufs Rad oder in den Bus (Linie 18, 12, 66) und fährt in einer knappen halben Stunde in das angesagteste Quartier der Stadt: nach Nørrebro. Besonders schön auf dem Weg ist der Blick auf die beiden Seen Peblinge Sø und den Sortedams Sø. In dem ehemaligen Arbeiterviertel dahinter wird es rauer. Den besten Kaffee gibt es in der kreativen Jaegersborggade bei Coffee Collective. Der Kaffee von Bauern aus Kolumbien, Kenia oder Panama (Espresso ab 20 DKK, Cappuccino ab 30 DKK) wird in dem kleinen Laden geröstet und verkauft. Barista Astrid wiegt das Pulver für jede Tasse exakt aus: „Nach unserem Rezept sind es 19 Gramm für einen Cappuccino“, erklärt sie. Gleich gegenüber bei Meyers Bageri gibt es bestes dänisches Frühstücksgebäck. Auf dem Rückweg lohnt ein Stopp in den Markthalle Torvehallerne (Frederiksborggade 21, ab 10/11 Uhr). Fast 100 Stände locken mit kulinarischen Angeboten, mit dabei das dänische Nationalheiligtum Smørrebrød in allen Varianten.

11.30 Uhr : Wachwechsel

Vorbei an Schloß Rosenborg mit seinem königlichen Gartenanlagen geht es bis zum Schloss Amalienborg – ins ­royale Zentrum. Der Danebrog weht nicht auf dem Dach. Königin Margrethe II. weilt auswärts, da im Moment der Palast der Königsfamilie saniert wird. An der Tradition ändert das nichts: Um 11.30 Uhr beginnt der Wachwechsel der königlichen Leibgarde. Mit strengen Regeln, auch für Zuschauer. Wer sich auf die Treppen vor einem der vier 1800 fertiggestellten Rokokopalais setzt, bekommt Ärger. „Down from the stairs“, bellt ein Wachsoldat mit Puschelmütze chinesische Touristen an. Kurz nach 12 Uhr ist die Zeremonie beendet, die Stimmung entspannt sich.

Bevor der Zug wieder Richtung Hamburg fährt, ist noch Zeit für einen kurzen Abstecher in die Marmorkirken. Der Bau mit 46 Meter hoher Kuppel erinnert an den Petersdom. Es gibt auch eine Geschichte: Frederik V. hatte die Kirche 1749 in Auftrag gegeben, aber weil die Kosten explodierten, wurden die Arbeiten 1770 gestoppt. Erst 80 Jahre später rettete ein Kaufmann das Pleiteunternehmen und ließ es – weniger prunkvoll – fertig bauen.

13.43 Uhr: Zurück nach Hamburg

Auf der Heimfahrt im Zug ist Zeit für ein Fazit: In 36 Stunden kriegt man ein Gefühl für die Stadt und ihre Bewohner. Aber ein bisschen ist es wie mit den Hot Dogs: Man bekommt auch Lust auf mehr.

Tipps und Adressen

Anreise: Mit dem Eurocity von Hamburg-Hauptbahnhof nach Kopenhagen, ab 29 Euro pro Strecke; Fernbusse u.a. Eurolines, FlixBus, Postbus, ab 19 Euro (jeweils inkl. Fähre). Oder mit dem Auto über die A 1 nach Puttgarden, Fähre nach Rødby, dann auf der E47 bis Kopenhagen; Fahrtzeit etwa fünf Stunden, mit dem Bus länger.

Hotels: Wakeup Copenhagen entweder nahe Tivoli oder Nyhavn. Die Ausstattung ist funktional, Zimmer eher klein; wakeupcopenhagen.com

Mit Blick auf das Wasser und die Oper bietet das 71 Nyhavn Hotel unweit der Amüsiermeile Nyhavn mehr Luxus; 71nyhavnhotel.dk

Für Jüngere und Familien ist das neu eröffnete Hostel Urban House in Vesterbro mit günstigen Schlafplätze in größeren Zimmern eine Adresse; urbanhouse.me

Tourismusinformation: Copenhagen Visitor Service, Vesterbrogade 4 direkt gegenüber dem Bahnhof; Lounge mit kostenlosem W-lan

Fahrräder: An 15 Stationen lassen sich die weißen E-Bikes von Bycyklen ausleihen. Positiv: Alle haben ein Navigationssystem. Negativ: Die Räder sind schwer. Kosten:
25 DKK/Stunde. Wird über die Kreditkarte abgerechnet, am besten von Deutschland aus anmelden. Auch viele Hotels und Radläden verleihen Räder. bycyklen.dk

Restaurants: Im Gastro-Hotspot Kødbyen in Vesterbro gibt es u. a. Frokost und Salat bei Wedofood (ab 59 DKK), saftige Burger im Kødbuyens Deli (ab 80 DKK), Pizza bei Mother (unbedingt reservieren, mother.dk) oder die Biokantine BioMio (Hauptgerichte ab 175 DKK).