Bremen. Ausschreitungen überschatten das Nord-Derby in Bremen. Metronom schätzt Schaden auf 100.000 Euro. “Solche Chaoten befördern wir nicht mehr.“

Straßenschlachten zwischen Fußballfans haben das Nordderby am Sonntag zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV begleitet. Vier Polizisten wurden dabei verletzt. Die Zahl der verletzten Randalierer konnte die Polizei am Montag nicht beziffern. Zahlreiche Fans kamen vorrübergehend in Gewahrsam. Die Polizei war bei der als Risikospiel eingestuften Partie mit fast 1000 Beamten im Einsatz, darunter auch Polizisten aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Hessen und von der Bundespolizei. Bei normalen Bundesligaspielen sind es etwa 100.

Fans zerstörten unter anderem Sitze
Fans zerstörten unter anderem Sitze © metronom Eisenbahngesellschaft mbH

Schon auf dem Weg zum Spiel hinterließen HSV-Fans in Waggons des Metronoms ein Feld der Verwüstung. "Solche Chaoten werden wir künftig nicht mehr befördern", kündigte Metronom-Geschäftsführer Jan Görnemann an. "Dann bleiben die Züge eben leer." Laut der Eisenbahngesellschaft befanden sich etwa 300 HSV-Ultras in dem vollbesetzten Zug, welche mehrere Wagen völlig zerstört hätten. Unter anderem rissen sie in den betroffenen Wagen nahezu sämtliche Deckenplatten heraus, zerstörten Fensterscheiben und Tische. Viele der Sitze müssen aufgearbeitet oder ersetzt werden.

"Das Innere der Wagen war dermaßen voll mit Aufklebern und Schmierereien, dass man nicht mehr hinnein- oder herausschauen konnte", gibt Wilmut König, Leiter des Fahrgastservice beim Metronom zu Protokoll. "Kurz vor Einfahrt in Bremen wurden dann noch Feuerlöscher entleert und am Zug Pyrotechnik gezündet", so König weiter.

Die Kosten der Reparaturen sind noch nicht vollständig abzuschätzen, können nach Angaben des Unternehmens aber 100.000 Euro übersteigen. "Die Kosten sind das Eine, die Sicherheit der ehrlichen Fans und aller anderen Fahrgäste das Wichtigste", gibt Geschäftsführer Görnemann zu bedenken. "In einer solchen Situation ist es für Familien mit Kindern unzumutbar, mit dem Zug zu fahren."

Zu den heftigsten Ausschreitungen kam es vor Anpfiff des Spiels. In der Nähe des Stadions gingen mehr als 200 gewaltbereite Fans aus Hamburg und Bremen mit Steinen und Flaschen aufeinander los. Die Polizei konnte beide Seiten mit Pfefferspray und Schlagstöcken trennen. 85 Hamburger kamen in Gewahrsam. Gegen etwa 70 Bremer Ultras verhängte die Polizei Stadionverbote. Sichtschutzwände am Stadion, die erstmals eingesetzt wurden, konnten nach Angaben der Einsatzkräfte weitere Auseinandersetzungen verhindern.

Nach dem 1:0 Sieg für Werder gerieten Bremer Hooligans und Ultras in den Straßen rund um das Stadion aneinander. Sie schlugen mit Holzlatten auf ihre Gegner ein und bewarfen sie mit Biertischen. Dabei gab es zahlreiche Verletzte. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will die zusätzlichen Kosten für den massiven Polizeieinsatz der Deutschen Fußball Liga (DFL) als Veranstalter erstmals in Rechnung stellen. DFL und Werder Bremen lehnen das ab.

Die Metronom-Gesellschaft will sich dafür einsetzen, Randalierer und Chaoten in Zukunft nicht mehr zu befördern. Görnemann; "Alle anderen Fahrgäste werden es uns danken!" (HA/dpa)