Aus teils lebensbedrohlichen Situationen konnten Seenotretter im vergangenen Jahr 768 Menschen an Nord- und Ostsee befreien. Fast 2200 Mal rückten die Besatzungen der Rettungsschiffe aus.
Cuxhaven. Die Seenotretter sind 2014 zu mehr Einsätzen gerufen worden als im Jahr zuvor. Insgesamt waren sie 2183 Mal in Nord- und Ostsee unterwegs, teilte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Dienstag in Cuxhaven mit. 2013 waren es rund 100 Einsätze weniger. Ein dramatischer Notfall ereignete sich im April 2014: Drei Fischer mussten in der Elbmündung vor Cuxhaven von ihrem gekenterten Kutter gerettet werden.
Insgesamt befreiten die Besatzungen der 60 Rettungsschiffe im vorigen Jahr 768 Menschen aus Seenot oder einer bedrohlichen Situation. 2013 waren es 718 gewesen. Doch nicht alle Einsätze gingen glimpflich aus: Ein im August 2014 in der Hohwachter Bucht vermisster Fischer konnte nicht mehr lebend gefunden werden.
Feuerlichkeiten zum 150. Jubiläum
Mit einer „Woche der Seenotretter“ feiert die Gesellschaft in diesem Jahr in Bremen und Bremerhaven ihren 150. Geburtstag. Gegründet wurde die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger am 29. Mai 1865 in Kiel.
Höhepunkte sind ein Festakt im Bremer Rathaus am 29. Mai und ein Jubiläumskonzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die 2015 ehrenamtliche Botschafterin der DGzRS ist. Zum Jubiläum gibt das Bundesfinanzministerium auch eine Zehn-Euro-Gedenkmünze heraus.
Zudem werden zwei neue Rettungsschiffe getauft und in Dienst gestellt: Der erste 28-Meter-Seenotkreuzer eines neu entwickelten Schiffstyps, der gerade auf einer Werft in Berne an der Unterweser gebaut wird, und eine rund zehn Meter lange Rettungseinheit, die in Rostock entsteht. Dieser erste Neubau für die DGzRS in Mecklenburg-Vorpommern seit der Wiedervereinigung wird in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck ebenfalls am 29. Mai auf dem Bremer Marktplatz getauft.
Noch mehr Rettungsboote können Ende Mai in Bremerhaven während einer Messe für maritime Sicherheit und eines Kongresses von Seenotrettungsdiensten aus aller Welt besichtigt werden. Historische Exponate der Seenotretter werden in einer großen Sonderausstellung vom 13. Mai bis 21. Juni in der Unteren Rathaushalle in Bremen präsentiert.
1000 Mitarbeiter, 800 Freiwillige
Auslöser für die Gründung der Gesellschaft war der Untergang des Auswandererschiffes „Johanne“ am 6. November 1854 vor Spiekeroog an der ostfriesischen Nordseeküste. Beim Schiffbruch der Bark starben 84 Menschen bei tosendem Wellengang. Der Untergang der „Johanne“ war eines der schwersten Schiffsunglücke jener Jahre an den deutschen Küsten. Weil es an Rettungsmitteln fehlte, mussten die Inselbewohner tatenlos zusehen. Erst bei Ebbe konnten sie die überlebenden Schiffbrüchigen retten und die Toten bergen.
Sitz der Seenot-Leitzentrale ist Bremen. Seit Gründung der Gesellschaft wurden fast 82.000 Menschen gerettet und aus Gefahren befreit. In ihrer Arbeit an 54 Stationen rund um die Uhr und bei jedem Wetter stützt sich die Gesellschaft auf rund 1.000 Mitarbeiter, von denen sich etwa 800 freiwillig engagieren.