Es bleibt stürmisch, am Donnerstag zieht „Hermann“ auf. Förster warnen bereits vor Spaziergängen im Wald. Ein Video zeigt einen Blitzeinschlag im Fernsehturm.

Hamburg. Nach den schweren Unwettern im Norden mit orkanartigen Böen und Sturmfluten haben die Aufräumarbeiten begonnen. Mit Orkanböen bis Windstärke 12 hatten die Sturmtiefs „Elon“ und „Felix“ Bäume abgebrochen oder entwurzelt, Verkehrs- und Straßenschilder abgerissen sowie Ziegel von den Dächern geweht. Es gab diverse Unfälle. Bis Montagvormittag beruhigte sich die Lage im Norden weitgehend – im Laufe des Tages wurde aber mit neuen Sturmböen gerechnet.

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bleibt es weiter stürmisch, vereinzelt sind orkanartige Böen und Glatteis möglich. An der Westküste Schleswig-Holsteins wurden von Freitag bis Sonntag eine Serie von Sturmfluten registriert. „An einigen Orten folgten fünf Sturmfluten mit Wasserständern von mehr als 1,5 Metern über dem mittleren Tidehochwasser (MThW) aufeinander“, sagte Hendrik Brunckhorst vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz.

„Südlich von Husum und an der Elbe wurde am frühen Sonntagmorgen eine schwere Sturmflut registriert, die maximale Wasserstände von 2,72 Meter über MThW in Husum und 3,04 Meter über MThW in St. Pauli brachte.“

Stärkere Schäden traten auf der Nordsee-Insel Sylt auf. An der Hörnum-Odde brachen bis zu 19 Meter Dünen ab, und es gab Sandumlagerungen. Bei Rantum, Kampen und List gab es leichtere Dünenabbrüche. An den neuen Deichen auf Nordstrand und in Büsum gab es geringe Schäden an den Deckwerken oder Auswaschungen dahinter. Mit den Ausbesserungsarbeiten wurde begonnen. „Die Deichsicherheit war an keinem Ort und zu keinem Zeitpunkt gefährdet und ist auch jetzt in vollem Umfang gegeben“, sagte Brunckhorst.

Viel Arbeit gibt es nun in den Wäldern Schleswig-Holsteins: Das Aufräumen nach den Stürmen „Xaver“ und „Christian“ Ende 2013 hatten die Helfer erst im Herbst vergangenen Jahres abgeschlossen. Jetzt müssen erneut Sturmschäden weggeräumt und Wildschutzzäune bei den Neuanpflanzungen geradegerückt werden, wie die Sprecherin der Landwirtschaftskammer, Isa-Maria Kuhn, berichtete. „Es ist jedoch kein Vergleich zu Xaver und Christian.“

In Hamburg rät die Oberste Forstbehörde Besuchern, die Wälder bis Mittwoch zu meiden. Die Feuerwehr zählte seit Freitag insgesamt 1063 wetterbedingte Einsätze, sagte ein Sprecher. Teilweise gingen in der Rettungsleitstelle fast 400 Notrufe pro Stunde ein. Am Montag seien bis zum Vormittag erneut rund zehn Wetter-Einsätze registriert worden.

Bei Unfällen starben mehrere Menschen. Die Fähre nach Helgoland blieb am Montag wegen des Windes in Cuxhaven. Die Rader Hochbrücke auf der Autobahn 7 Hamburg-Flensburg war für leere Lastwagen und Pkw mit Anhängern auch am Montag gesperrt.

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Die Provinzial Versicherung schätzte die Zahl der in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gemeldeten Schäden am Montag auf 10.000 bis 12.000. Das wäre etwa die Hälfte des Ausmaßes von „Xaver“ mit rund 20.000 Schäden und einem Schadensvolumen von 20 Millionen Euro. Wie hoch der Gesamtschaden diesmal ist, konnte die Provinzial noch nicht konkret sagen.

Diesmal ging es überwiegend um kleinere Schäden, etwa infolge umgestürzter Bäume, umgerissener Zäune und abgedeckter Dachpfannen, sagte ein Sprecher. Die Schäden verteilten sich auf das gesamte Geschäftsgebiet in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Dabei waren das Binnenland und Gebiete in der Nähe zur Ostsee stärker betroffen als die Westküste.

In Ueckermünde (Kreis Vorpommern-Greifswald) knickte „Felix“ zahlreiche Bäume um und zerstörte das Wolfsgehege. Wie Tierparkleiterin Katrin Töpke am Montag sagte, stürzten seit dem späten Sonnabendnachmittag mehr als 30 große Kiefern um und beschädigten zu großen Teilen die Zäune des Wolfs- und Rotwildgeheges. Die Wölfe wurden betäubt und in ein kleines Quarantänegehege umgesetzt.

Eine Wetterbesserung ist zunächst nicht in Sicht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) kündigte bis Dienstagmittag weiter stürmisches Wetter mit Böen um 70 Stundenkilometer (Windstärke 8) sowie Dauerregen mit bis zu 30 Litern pro Quadratmeter an. Der Wind soll bis Mittwoch etwas abflauen, in der Nacht zum Donnerstag an der Nordsee aber erneut mit zum Teil schweren Sturmböen wehen. Dazu soll es laut DWD Regen- und Graupelschauer oder auch kurze Gewitter geben. Das Tief heißt „Hermann“.