Pendler müssen sich bei der Bahn auf Einschränkungen einstellen. Das Wetter sorgte in Hamburg und im gesamten Norden zeitweise für Chaos. Viele Unfälle, Sylter Dünen abgebrochen.

Hamburg. Nach orkanartigen Böen und Sturmfluten am Wochenende hat sich das Wetter in Norddeutschland etwas beruhigt. In Hamburg und an der Küste erwarten die Behörden am Montagmorgen jedoch eine neue Sturmflut mit einem Meter über dem mittleren Hochwasser, sagte ein Sprecher des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie.

Der Hamburger Fischmarkt sei davon jedoch nicht betroffen. In Schleswig-Holstein vermeldete die Polizei am Montagmorgen keine neuen Schäden oder Unfälle durch Unwetter. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet mit neuen schweren Sturmböen im Laufe des Tages. „Ab dem Nachmittag könnte es an der Nord- und Ostseeküste wieder schwere Sturmböen geben“, sagte ein Sprecher. Allerdings kommt es auch am Montag noch zu Verspätungen im Zugverkehr. Betroffen ist vor allem die Strecke von Hamburg nach Hannover.

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Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bleibt es am Montag weiter stürmisch, vereinzelt sind orkanartige Böen und Glatteis möglich.

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„Elon“ und „Felix“ hatten am Wochenende in Europa zum Teil erhebliche Schäden angerichtet und vielerorts den Bahnverkehr lahmgelegt. Auf Sylt brachen an der Südspitze Teile der Dünen ab. Bei Unfällen starben mehrere Menschen. Darunter war auch der Wolfsburger Profi Junior Malanda.

Besonders schlimm hatte es Bahnreisende im Norden und Westen Deutschlands getroffen – viele Hauptrouten waren stundenlang gesperrt – Bäume lagen auf den Gleisen. Am Sonntag fuhren die meisten Züge wieder nach Plan. „Wir hatten Ausnahmezustand“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Sonntag.

Es wurden auch schwere Glatteis-Unfälle aus Schleswig-Holstein gemeldet. Eine Hamburgerin starb nach einem plötzlichen Hagelschauer mit vereister Fahrbahn auf der Autobahn 1 bei Schabeutz. Ihr Sohn und ein 77-jähriger Hamburger wurden schwer verletzt. Auf der Autobahn A 215 kam es bei Blumenthal zu acht Unfällen. Auch ihr hatten plötzlicher Hagelschlag und dadurch extreme Fahrbahnglätte die Unfälle verursacht. Ein Pkw-Fahrer entfernte sich nach Polizeiangaben zunächst vom Unfallort, konnte später allerdings ermittelt werden. Ein weiterer verschwand, ohne mit der Polizei zu sprechen. Wegen eines verlorenen Kennzeichens konnte er aber ermittelt werden.

Die Feuerwehren in Schleswig-Holstein und Hamburg mussten von Freitag bis Sonntagfrüh knapp 2500-mal ausrücken. Der schleswig-holsteinische Landesfeuerwehrverband zählte bei einer Auswertung der Sturm-Einsätze 1500 Einsätze allein im nördlichsten Bundesland. Verletzte hatte es am Freitag bei Trittau (Kreis Stormarn) gegeben, als ein Kleinbus auf der Bundesstraße 404 von einem umstürzenden Baum getroffen worden war.

Auf mehr als 1000 Einsätze kam die Hamburger Feuerwehr in den drei Tagen. 130 Einsätze waren es sogar einmal innerhalb einer Stunde. Zusammen mit den regulären Einsätzen arbeitete die Feuerwehr Hamburg über das gesamte Wochenende fast 3.500 Hilfeersuchen der Bürgerinnen und Bürger ab. Besonders heftig fiel das Unwetter in der Hansestadt am Sonnabend aus: Eine U-Bahn prallte in Fuhlsbüttel mit einem umgestürzten Baum zusammen und entgleiste. Verletzt wurde nach Angaben der Feuerwehr aber niemand. In Neugraben deckten Sturmböen ein Reihenhauskomplex ab.

Die Sturmflut im Hamburger Hafen lief glimpflich ab. Erstmals in der Geschichte wurde der Fischmarkt abgesagt.

Auf den Straßen im Norden, warnt die Polizei, kann es zu weiterhin Glatteis kommen – dabei war es in einigen Teilen des Landes rekordverdächtig warm. Zu gleich mehreren Unfälle wegen plötzlich auftretender Eisglätte ist es am Sonntag im nordwestlichen Niedersachsen gekommen. Insgesamt wurden dabei fünf Menschen leicht verletzt.

Morgenhochwasser: einen Meter höher

In Hamburg hatte die Sturmflut am Sonntagvormittag ihren Scheitelpunkt überschritten, die Pegel sanken wieder. „Um 7.05 Uhr hatten wir den höchsten Wasserstand mit rund drei Metern über dem mittleren Hochwasser“, sagte Torben Wiegand vom zentralen Katastrophendienststab der Innnenbehörde. Damit seien die ursprünglich erwarteten 3,30 Meter über dem mittleren Hochwasser nicht eingetreten. Größere Schäden und Probleme habe es nicht gegeben.

Fluttore seien geschlossen, Teile des Hafens, der Hafencity und der Speicherstadt seien vorsorglich gesperrt worden, sagte der Sprecher. Sie sollten schrittweise wieder freigegeben werden.

Der Hamburger Fischmarkt am Sonntagabend wurde erneut von der Elbe überflutet. An der Fischauktionshalle schwappte das Wasser über die Hafenkante, der angrenzende Parkplatz war geflutet. Die Feuerwehr holte zwei Autos aus dem Wasser, der Fahrer eines dritter Wagen konnte sein Gefährt gerade noch mit einer schwungvollen Rückwärtsfahrt retten. Nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erreichte der Wasserstand knapp 2,00 Meter über dem Mittleren Hochwasser. Die Sturmflutgefahr ist der Vorhersage zufolge vorerst vorbei. Das Morgenhochwasser am Montag soll nur noch einen Meter höher ausfallen. „Das ist so gut wie nichts mehr“, hieß es vom BSH.

In Schleswig-Holstein verlief die Sturmflut ebenfalls ohne größere Zwischenfälle. „Überhaupt keine Probleme – alles ruhig“, lautete der Kommentar aus dem Lagezentrum des Kieler Innenministeriums. Auf Sylt traf die vorgesagte Sturmflut die Westküste der Nordseeinsel. Meterhohe Wellen schwappen bis in die Dünen, die Seebrücke in Kampen wurde beschäftigt.

Abbrüche an der Sylter Südspitze

Zuletzt hatte Orkantief „Xaver“ Hamburg und der Nordseeküste eine sehr schwere Sturmflut beschert. Im Dezember 2013 stieg der Pegel im Hamburger Hafen auf rund vier Meter über dem mittleren Hochwasser. Das war die zweithöchste Sturmflut seit 1976.

An der Südspitze von Sylt sind in der Nacht zu Sonntag auf einer Länge von 500 Metern Abbrüche an Randdünen entstanden. Bis zu 19 Meter seien beim Nachthochwasser verloren gegangen, sagte Johannes Oelerich, Leiter des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein, in Hörnum auf Sylt. „Beim vorletzten Hochwasser waren es sieben Meter.“

Die Schäden seien aber dennoch kein Vergleich zu den Verlusten, die etwa der Sturm „Xaver“ 2013 verursacht habe. Sofortmaßnahmen seien auf Sylt nicht notwendig, „nach allem, was die Kollegen gesehen haben“. „Die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, haben sich bewährt.“ Auf den Inseln und Halligen sei je ein Vorarbeiter unterwegs gewesen, um die Abbrüche zu dokumentieren. Ende März soll bei der jährlichen Strandbereisung über die notwendigen Strandaufspülungen beraten werden.

Zugleich gab es einen Wärmerekord: Mehr als 20 Grad wurden im Berchtesgadener Land gemessen – ein halber Grad über dem bisherigen Rekord. Auch war es in Deutschland im Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren nie wärmer: „Wir haben einen Allzeitrekord“, sagte Christian Herold vom DWD. Tauwetter ließ vor allem in Niederbayern und der Oberpfalz die Pegel der Flüsse steigen, Überschwemmungen waren die Folge.