Maria Furtwängler ermittelt erstmals seit 2012 wieder im Niedersachsen-„Tatort“. Üble Methoden bei der Produktion von Billigfleisch sind Thema des neuen Charlotte-Lindholm-Falls „Der sanfte Tod“.
Berlin/Buchholz. „Alle mögen Fleisch, keiner mag den Schlachter“, dröhnt Wurstwarenfabrikant Landmann (Heino Ferch). Aber ist das ein Grund, auf den reichen und mächtigen Unternehmer zu schießen?
Der schillernde Niedersachse scheint durch Zufall einem tödlichen Attentat entgangen zu sein. Doch ein anderer musste daran glauben. Ein Fall für Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die sich als Alleinerziehende lieber um ihren kleinen Sohn in Hannover gekümmert hätte. Doch die selbstbewusste LKA-Kommissarin fügt sich der Anordnung ihres Chefs und beginnt im idyllischen Oldenburger Münsterland zu ermitteln. Die Gegend wird auch oft „Schweinegürtel“ genannt, weil hier so extrem viele der Tiere gezüchtet werden.
Die Sauereien, die sie bei dem Fall an den Tag bringt, schildert die „Tatort“-Episode „Der sanfte Tod“ am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD. Nach dem Drehbuch und unter Regie des mehrfachen Grimme-Preisträgers Alexander Adolph („Tatort – Der tiefe Schlaf“, „Polizeiruf 110 – Morgengrauen“) gelang eine unter die Haut gehende Kriminalgeschichte, die dem Ruf des TV-Serienklassikers nachkommt, gern sozial relevante Themen aufs Korn zu nehmen.
Üble Methoden bei Massentierhaltung, Schlachtung und Lebensmittelproduktion samt Gefahr für Leib und Seele des Menschen stehen im Visier, dazu kommt die Ausbeutung ausländischer Werkvertragsarbeiter. Obwohl Adolph subtiler vorgeht und den Zuschauern drastische Bilder erspart, ist nicht auszuschließen, dass dem einen oder anderen von ihnen der Appetit auf Billigfleisch vergehen könnte.
Hauptdarstellerin Furtwängler isst heute weniger Fleisch
So will es jedenfalls Hauptdarstellerin Furtwängler (48) an sich selbst erlebt haben. Sie erklärte jüngst, seit ihrer Internetrecherche zum Thema Schweinemast ihren Fleischkonsum extrem eingeschränkt zu haben. Sie wolle nun ganz genau wissen, woher das Steak oder das Würstchen auf ihrem Teller stammen.
Der LKA-Einsatz zwischen Vechta und Cloppenburg ist Lindholms 22. „Tatort“-Fall seit 2002 und der erste seit der Doppelfolge „Wegwerfmädchen“ und „Das goldene Band“ im Dezember 2012, als es um Zwangsprostitution ging. Auch diesmal darf sie in der NDR-Produktion als meist äußerst starke Kommissarin wieder ein Spektrum an Facetten zeigen. Angst und Ohnmachtgefühle gehören dazu, denn ihre Widersacher sind verschlagen und brutal. Charlotte gerät in Lebensgefahr.
Die Suche nach dem Mörder wird mit zunächst zweifelhaftem Erfolg unterstützt durch die unbeholfene Kommissarin Bär (Theaterstar Bibiana Beglau). Das Trio Furtwängler, Beglau und Ferch macht neben der unheimlich-hintergründig und packend aufbereiteten Thematik den Reiz des Films aus.
Heino Ferch gibt einen Emporkömmling
Ferch (51, „Das Adlon“), der die vorübergehend schwach werdende Charlotte charmant umsülzt und mit dry-aged Rinderlende aus Mecklenburg-Vorpommern bewirtet, gibt einen Emporkömmling und Unternehmertypus, der so auch im wahren Leben gelegentlich vorkommen soll: skrupellos an materiellem Gewinn orientiert, sich dabei mit einer Aura warmer Menschlichkeit umhüllend. Landmann liebt schmalzige Evergreens. Die garnieren und konterkarieren das Geschehen musikalisch.
Für komische Momente, hinter denen jedoch Traurigkeit und Einsamkeit lauern, vielleicht aber auch der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, sorgen die Kommunikationsprobleme zwischen Lindholm und Bär. Das Ende des Falls hüllt Adolph raffiniert ein wenig in norddeutschen Nebel.
Gedreht wurde „Der sanfte Tod“ überwiegend in Buchholz in der Nordheideauf dem Firmengelände der Firma MHG Heiztechnik. Das Gelände der Firma wurde für den Film in eine Wurstfabrik umfunktioniert.
Die Bilder zum Tatort-Dreh an der Firmenzentrale von MHG Heiztzechnik finden Sie hier.