„Tatort“-Drehbuchautor und Wassersportler Jan von der Bank sprach mit dem Abendblatt über die Geschichte des Klabautermanns Pikkofinte. Das Kinderbuch ist für ihn ganz neues Terrain.
Hamburg. Jan von der Bank, 47, Segelweltmeister und Drehbuchautor für den ARD-„Tatort“, steht im Treppenviertel von Blankenese – und seine Fantasie ist sofort entfacht: „Hier, auf einem alten Dachboden mit knarrenden Dielen, ist die Figur entstanden“, sagt er und meint Pikkofinte, den kleinen Klabautermann mit zotteligen Haaren, Mütze, grünem Gesicht und Knollennase. „Damals war ich verliebt, besuchte am Wochenende hier in Blankenese meine Freundin“, erzählt von der Bank. Das sei vor 27 Jahren gewesen. Später, beim Wehrdienst auf Weltreise mit dem Schulschiff „Gorch Fock“, habe er dann die ersten Fragmente geschrieben. Doch jetzt erst hat der Autor von zwei Romanen daraus sein erstes Kinderbuch gemacht.
Die Kulisse des Treppenviertels mit seinen verwinkelten Gässchen, mit Blick auf die Elbe, das hat Jan von der Bank inspiriert. Schließlich geht es in der Geschichte um eine Familie von Klabautermännern, die auf dem alten Dachboden eines Fischerhauses bei einer Seefahrerfamilie lebt. Klabautermänner sind der Legende nach magische Wesen, die auf Schiffen durch Geheul und Spuk wirken, damit die Seeleute wach bleiben und die Schiffe sicher über die Weltmeere manövrieren. Pikkofinte, der junge Klabautermann, will endlich auch sein eigenes Schiff haben, auf dem er wirken kann. „Doch dafür muss er eine Prüfung absolvieren, sieben magische Knoten machen“, fasst Jan von der Bank die Handlung zusammen.
Damals auf der „Gorch Fock“ habe er viel Zeit gehabt. „Die Planken, die Tampen, die Gerüche und Geräusche, da habe ich mich in die Fantasie verstiegen.“ Und sein damaliger Schwiegervater in spe, der Vater seiner Blankeneser Freundin, habe oft gemütlich in seinem Zimmer auf dem Dachboden gelesen, ein Öllämpchen brannte, der Blick ging auf die Elbe, „das hat mir natürlich auch Ideen eingebracht“, sagt Jan von der Bank. Die Seefahrer und Winderjammer-Romantik habe er schon mit den Kinderlöffeln gefüttert bekommen, erzählt er, „weil mein Vater auch bei der Marine war“. Die Buchidee schlief jedoch zunächst ein. Nicht jedoch die Leidenschaft fürs Wasser, fürs Segeln. Die Reihe der Titel, die er errang, kann sich sehen lassen: Dreimal deutscher Rekordmeister, siebenmal Gewinner der Kieler Woche, elfmal der Travemünder Woche, 2005 Weltmeister in der Bootsklasse Contender, einer sportlich zu segelnden Einmann-Trapezjolle.
Erst studierte von der Bank Architektur, danach sattelte er um, begann Drehbücher zu schreiben. Und auch die drehten sich von Anfang an um das Element Wasser. Mitte der 1990er-Jahre startete Jan von der Bank mit Drehbüchern für die ARD-Surfserie „Gegen den Wind“ durch. Die Liebe zum Wassersport und zu Kindern, vor allem seinen eigenen drei Mädchen, habe ihn schließlich dazu gebracht, den alten Stoff wieder herauszuholen, das Kinderbuch endlich zu schreiben. Sonst schreibe er über „ernstere Themen“, Drehbücher für Krimis wie „Tatort“, „Küstenwache“ und „Der Alte“.
Das Kinderbuch ist für ihn ganz neues Terrain. „Pikkofinte wird jetzt schon bekannt und immer beliebter“, sagt der dreifache Familienvater. Kinder könnten damit abtauchen in eine andere Welt. Die Knoten heißen „Ankerkettensalat“ oder „Kuddelmuddelknoten“, damit können sich Klabautermänner auf Schiffen unsichtbar machen.
Die Beziehung zu seiner damaligen Freundin aus dem Treppenviertel ging übrigens nach dreieinhalb Jahren Beziehung zu Ende – „die Liebe zur Elbe aber, die ist absolut geblieben“, sagt der passionierte Segler und schaut auf „seinen“ Fluss.
Mit seiner heutigen Lebenspartnerin, einer Ärztin, hat er drei Töchter im Alter von vier, sieben und elf Jahren. „Die fangen jetzt immer an, aus allen möglichen Materialien Knoten zu basteln. Das Buch wirkt also schon“, sagt Jan von der Bank lachend. Irgendwann, so träumt der Autor, werde „Pikkofintes erste Reise“ vielleicht sogar verfilmt. Wer dann das Drehbuch zum Film schreibt, wäre wohl klar. Ob es weitere Bücher gibt? „Das ist wie bei Harry Potter – man weiß nie.“
„Die 7 magischen Klabauterknoten – Pikkofintes erste Reise“ (ISBN 978-3-945465- 03-5) ist im Klaas Jarchow Media Buchverlag erschienen, 15 Euro.