Die Hanse Sail hat begonnen: Vier Tage lang ist Rostock unter Segeln, im sonst meist viel zu ruhigen Stadthafen liegen die Traditionsschiffe im Dreier- oder gar Viererpack an der Kaikante.

Rostock. Mit dem traditionellen Läuten einer Schiffsglocke haben Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) am Donnerstag die 24. Hanse Sail eröffnet. Zum größten maritimen Spektakel Mecklenburg-Vorpommerns haben sich mehr als 200 Traditions- und Museumsschiffe aus zwölf Nationen angemeldet, mehrere Hunderttausend Besucher werden erwartet. Einer der vielen Höhepunkte ist die Geschwaderausfahrt am Sonnabendmorgen, wenn Tausende vom Stadthafen an der elf Kilometer langen Strecke entlang der Warnow bis nach Warnemünde stehen, um die Schiffe zu bewundern.

Sellering bezeichnete die Hanse Sail als eines der weltweit größten und schönsten maritimen Feste. Der Nordosten können mit dem größten zusammenhängenden Wassersportrevier in Mitteleuropa aufwarten.

„Es ist eine unglaublich große Flotte von Traditionssegelschiffen und Schiffen unter Dampf, die sich hier in Rostock versammelt und einem Millionenpublikum präsentiert – da darf man einfach nicht fehlen“, sagte Methling. Pünktlich zum Läuten der Schiffsglocke hatte es aufgehört zu regnen.

Die Zahl der großen Traditionsschiffe ist in diesem Jahr so groß, dass nicht alle an den beliebten Plätzen im Stadthafen oder in Warnemünde anlegen können. Sie müssen auf den Seehafen, Fischereihafen oder auch die Werft ausweichen.

„Wir haben das bestehende Konzept nicht verändert – warum auch“, sagte Hanse-Sail-Chef Holger Bellgardt, der vor zehn Jahren diese Stellung von Methling übernommen hatte. Vielmehr werde das 1991 gegründete Konzept Jahr für Jahr weiterentwickelt und neue Elemente eingebaut. So sei beispielsweise im Laufe der Zeit das segelsportliche Angebot immer weiter bis hin zum eigenen Segelstadion ausgebaut worden.

Zu den besonderen Gästen gehören die riesigen Viermast-Barken „Sedov“ und „Kruzenshtern“ aus Russland. Die aktuellen politischen Spannungen mit Russland wegen der Ukraine-Krise hätten keine Rolle gespielt, versicherte Bellgardt. Stars sind auch das Vollschiff „Dar Mlodziezy“ aus Polen und das Segelschulschiff der Deutschen Marine, die „Gorch Fock“. Premierenanläufe erleben der 1937 gebaute Viermast-Schoner „Santa Maria Manuela“ aus Portugal, der erst im März 2014 fertiggestellte Toppsegelschoner „Avatar“ aus den Niederlanden und die schwedische Brigg „Tre Kronor af Stockholm“.

Die Schiffe bieten über das Sail-Büro rund 20.000 Mitfahrplätze an. „Einfach Mitsegeln“ lautet das Motto der Hanse Sail von Beginn an. Dies ist für viele der Schiffseigner die wichtigste Einnahmequelle für den Erhalt der Schiffe. Nach Worten Bellgardts bedeutet es einen riesigen Aufwand, die Schiffe, unter ihnen wirkliche Schönheiten und als Kulturdenkmäler einzustufende Oldtimer, zu erhalten.

Da sei es höchst problematisch, wenn Unternehmen, die Gäste auf diese Schiffe einladen wollen, die entstehenden Kosten steuerlich nicht absetzen können. Die ganze Branche hoffe darauf, dass diese Regelung möglichst schnell geändert wird. Die Einladungen auf Traditionsschiffe müssten mit denen beispielsweise zum Oktoberfest oder in VIP-Lounges von Fußballvereinen gleichgestellt werden.