Der Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamtes ist empört: „Jetzt wird diesem Täter als Stargast der Kochshow von RTL eine Bühne geboten.“ Die erste von vier Folgen bereits ausgestrahlt.
Hannover. Sieben Menschen starben am 5. Februar 2007 in einem China-Restaurant in Sittensen, sie wurden regelrecht hingerichtet bei einem Raubüberfall, der eskalierte. Einer der Haupttäter, verurteilt zu 14 Jahren wegen schweren Raubes mit Todesfolge, steht jetzt im Mittelpunkt einer Kochshow des Fernsehsenders RTL mit dem Starkoch Steffen Henssler. Am Montagabend ist die erste von vier Folgen ausgestrahlt worden. Zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr.
Uwe Kolmey, Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamtes, ist empört: „Jetzt wird diesem Täter als Stargast der Kochshow von RTL eine Bühne geboten.“ Kolmey : „Es war eines der schlimmsten Verbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland, die sieben Opfer sind auf bestialische Weise erschossen worden.“ Im Prozess vor dem Landgericht Stade stellte sich zwei Jahre später nämlich heraus, dass die fünf vietnamesischen Täter die Opfer gefesselt und dann der Reihe nach mit zum Teil aufgesetzten Schüssen ermordet hatten. Der Vorsitzende Richter Hans-Georg Kaemena sprach in seiner Urteilsbegründung von einem Exzess: „Das sind Abgründe, das hatte Hinrichtungscharakter.“ Zwei der Täter erhielten damals lebenslange Haftstrafen.
Dass der dritte Haupttäter mit seiner Verurteilung zu 14 Jahren jetzt eine tragende Rolle in der Kochshow im Bremer Gefängnis Oslebshausen spielt, kann LKA-Chef Uwe Kolmey nicht fassen. Resozialisierung sei der richtige Weg, aber ganz gewiss nicht Resozialisierung über Massenmedien: „Welche Botschaft kommt bei immer noch trauernden Angehörigen der Opfer an, vor allem bei der neunjährigen Tochter?“ Das damals zweijährige Kind des Betreiberehepaares war die einzige Überlebende des Massakers in Sittensen.
Bekannt ist auch, dass bei den ersten Mordermittlungen im Lokal viele der Ermittler an die Grenzen dessen gerieten, was sie aushalten konnten. Der Präsident des Landeskriminalamtes geht darauf ausdrücklich mit diesen Worten ein: „Die Ermittler und die Behördenleitung des LKA Niedersachsen distanzieren sich von dieser Form der öffentlichen Darstellung eines verurteilten Straftäters.“