Nach jahrelanger Pause gibt es wieder Sommer-Schauspiel in Schwerin und Neubrandenburg. Das Theater Vorpommern reist neuerdings zu seinen Zuschauern auf die Inseln. Wismar steigt ganz neu ein.

Schwerin. Der Sommerurlauber in Mecklenburg-Vorpommern kann am Abend eines Strandtages aus einem immer vielfältigeren und regional fast lückenlosen Theater-Angebot wählen. In diesem Jahr legen einige Anbieter noch einen Zahn zu.

So reist das Theater Vorpommern seinen Zuschauern auf die Ferieninseln hinterher: Mit einer mobilen Open-Air-Bühne werden neben den Hauptstandorten Stralsund und Greifswald erstmals auch die Inseln Rügen und Usedom sowie Ribnitz-Damgarten als Eingangstor zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bespielt. „Wir wollen mit einem familientauglichen Programm dahin, wo die Touristen sind“, hatte der Intendant des Theater Vorpommern, Dirk Löschner, bei der Programmvorstellung gesagt. Er will 30 000 Zuschauer erreichen. Wer meinte, der Kuchen sei aufgeteilt und es gäbe keinen Platz für noch mehr Inszenierungen, der reibt sich die Augen: In Wismar geht mit dem „Jedermann“ in der Georgenkirche eine neue Produktion an den Start – mit dem Willen zur festen Etablierung.

Premiere soll am 4. Juli sein. Zehn Vorstellungen sind bis zum 9. August geplant. Die Hauptrolle übernimmt der langjährige Ralswieker „Störtebeker“-Darsteller Sascha Gluth. Das Bühnenbild entwirft Falk von Wangelin, Regie führt Holger Mahlich – beides ebenfalls langjährige „Störtebeker“-Männer. Bis zu 450 Zuschauer sollen die Vorstellungen jeweils verfolgen. Der Vorverkauf laufe gut, sagte Frank Markwardt von der Veranstaltungsagentur Hanse-Kontor in Wismar. Knapp 20 Prozent der Tickets seien bereits verkauft. Dreißig Kilometer weiter südlich, in Schwerin, wird der landesweite Sommertheater-Reigen am 21. Mai mit der Premiere des Shakespeare-Klassikers „Romeo und Julia“ im Innenhof des Doms eröffnet. „Wir beginnen in diesem Jahr so früh wie nie zuvor unter freiem Himmel zu spielen“, sagte Intendant Joachim Kümmritz. „Das ist ein Wagnis, aber die Resonanz ist bemerkenswert, knapp die Hälfte der Karten sind verkauft.“ Geplant sind 16 Vorstellungen vor jeweils bis zu 200 Zuschauern. Im Sommer folgt dann der Höhepunkt der Schweriner Saison: Für die Schlossfestspiele mit Verdis „Nabucco“ sind Kümmritz zufolge zwei Monate vor der Premiere am 27. Juni ebenfalls fast 50 Prozent der rund 41 000 Karten verkauft. Seit März ist Kümmritz zusätzlich Intendant der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz. Und auch dort wird in diesem Jahr das Sommerangebot erweitert. Erstmals nach jahrelanger Pause soll es mit dem „Hauptmann von Köpenick“ wieder eine Schauspiel-Sommerproduktion geben. Gespielt wird vom 7. bis 29. Juni im und am Schauspielhaus Neubrandenburg, dem ältesten Theaterbau im Land. Zwölf Vorstellungen sind geplant.

Am 4. Juli beginnen dann in Neustrelitz die Operettenfestspiele mit Franz Lehars „Der Graf von Luxemburg“. Für das größte Open-Air-Theaterspektakel bundesweit, die Störtebeker-Festspiele auf Rügen, haben die Vorbereitungen begonnen. Im vorigen Jahr strömten mehr als 340 000 Zuschauer in die Arena am Jasmunder Bodden. Neu in diesem Jahr ist Regisseur Peter Dehler, im Hauptberuf Schauspieldirektor des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin. An den Start gehen auch wieder das Piraten Open Air in Grevesmühlen (2013: 55 000 Zuschauer) und die Müritz-Saga in Waren (2013: 18 000 Zuschauer). Auch die Vorpommersche Landesbühne Anklam spielt in bewährter Weise im Landesosten und auf Usedom. Nur in Rostock fehlt ein Sommerprogramm, wenn man von zwölf Vorstellungen des Parchimer Landestheaters mit „Ein Herz und eine Seele“ in der Kleinen Komödie Warnemünde im Juli absieht. Der Geschäftsführer des Volkstheaters, Stefan Rosinski, begründete das mit dem aktuellen Intendanten-Wechsel. „Wir starten am 21. September in die neue Spielzeit und wollen fünf Premieren in drei Tagen auf die Bühne bringen“, sagte er. Da sei Druck im Kessel. Insgesamt seien in der kommenden Spielzeit 53 Premieren geplant. „Das dürfte einmalig in Mecklenburg-Vorpommern sein.“ Angesichts dessen dürfte sich nach Rosinskis Meinung niemand beschweren, dass es ausnahmsweise in diesem Jahr keine Sommerbespielung gebe. Nächstes Jahr werde jedoch etwas vorbereitet, versprach er.