Tornesch trauert um die 18 Jahre alte Schülerin. Der Täter, ein 16 Jahre alter Schüler, sitzt in der Jugendhaftanstalt Schleswig. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Tornesch. Nach dem gewaltsamen Tod der 18-jährigen Lisa Marie B. herrscht tiefe Trauer unter den knapp 13.000 Menschen der Kleinstadt im Kreis Pinneberg. Vor der Feuerwache wurden Kerzen in ein aus einem Feuerwehrschlauch geformtes Herz gestellt. Rund 500 Menschen trauerten dort am Dienstagabend um das junge Mädchen. Die 18-Jährige war Mitglied der Feuerwehr gewesen. Auch der 16 Jahre alte Lukas, der gestanden hat, dass er Lisa Marie erwürgte, war Mitglied der Feuerwehr. Dort hatten sich die junge Frau und ihr Mörder kennengelernt. Die Stadtverwaltung in Tornesch und die Feuerwehrleitung haben am gestrigen Mittwoch beschlossen, die Trauerstelle an der Feuerwache im Ortsteil Ahrenlohe für die kommenden Tage bestehen zu lassen.

Gegen den 16 Jahre alten Tornescher, der seit Dienstag wegen der Tötung der 18-jährigen Lisa Marie in der Jugendhaftanstalt in Schleswig sitzt, will die Staatsanwaltschaft Itzehoe innerhalb von drei Monaten Anklage erheben. Laut Oberstaatsanwalt Uwe Dreeßen stehe noch nicht fest, ob Anklage wegen Mordes oder wegen Totschlags erhoben werde, da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Tornescher Schüler gemäß dem Jugendstrafrecht bis zu zehn Jahre Haft.

Über den Täter wird wohl ein psychologisches Gutachten verfasst

Über die Hintergründe der Tat ist weiterhin wenig bekannt. Zwar habe der Jugendliche ein Tatgeständnis abgelegt, zu den Motiven gebe es aber noch keine festen Erkenntnisse, so Dreeßen. Bei den Ermittlungen sei bekannt geworden, dass der 16-Jährige Gewaltvideos mit Würgeszenen auf dem Internetportal YouTube angeschaut habe. Im Zuge der Ermittlungen habe sich bislang aber nicht herausgestellt, ob diese Videos Auswirkungen auf die Geschehnisse in Tornesch gehabt hätten oder nicht, sagt der Oberstaatsanwalt. Derzeit werde geprüft, ob ein psychologisches Gutachten in Auftrag gegeben werden soll. Ein solches Gutachten könne für die Beurteilung des Falls vor Gericht sinnvoll sein.

An der Tornescher Klaus-Groth-Schule, wo der Jugendliche zur Schule ging und wo er am vergangenen Montag von Ermittlern abgeführt wurde, herrscht immer noch Trauer und Entsetzen über die Tat. Die Schule habe umgehend ein routinemäßiges Notfallprogramm in Gang gesetzt, um Schülern sowie Lehrern psychologische Betreuung zukommen zu lassen, erklärt eine Sprecherin des Schleswig-Holsteinischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft in Kiel.

Neben den Schulsozialarbeitern seien ein Pastor und Organisationen, die auf Traumabewältigung spezialisiert seien, vor Ort aktiv. Die Schulklasse des 16-jährigen Jungen habe am Mittwoch freibekommen, um sie vor öffentlichem Druck zu schützen.

Im Fall der in Neu Wulmstorf getöteten elf Jahre alten Aya haben Polizisten noch einmal die Umgebung des Reihenhauses ihrer Eltern an der Theodor-Heuss-Straße abgesucht. Dabei wurden Beweismittel gefunden. Über Details wollten Polizei und Staatsanwaltschaft aber auch heute keine weiteren Auskünfte geben.

Das kleine Mädchen war in der Nacht zum Sonnabend tot im Schuppen im Garten ihres Elternhauses gefunden worden. Die Elfjährige soll erwürgt worden sein. Zuvor war das Kind als vermisst gemeldet worden. Im Zusammenhang mit der Tat nahm die für den Fall gebildete Mordkommission den 18 Jahre alten Bruder des Mädchens fest. Er wurde unter dem Vorwurf des Totschlags einem Richter vorgeführt. Der erkannte offenbar den dringenden Tatverdacht und erließ Haftbefehl. Über ein mögliches Motiv wurde bislang nichts bekannt.