Die Nerven bei den P+S-Schiffbauern liegen blank, weil noch immer kein Käufer für die insolvente Werft gefunden wurde. Die Linke kritisiert die Landesregierung als konzeptionslos. Der Verkauf der Fähren an Scandlines sei riskant.

Stralsund/Schwerin. Die Linke hat den Zuschlag der beiden P+S-Großfähren an die Reederei Scandlines scharf kritisiert. Der Verkauf berge erhebliche Risiken für den Erhalt des Werftenstandortes, sagte Linksfraktionschef Helmut Holter am Montag. Der Landesregierung warf Holter vor, „konzeptionslos und ohne Engagement“ zu agieren. Die Reederei hatte am Freitag nach Abstimmung des Insolvenzverwalters Berthold Brinkmann mit den Sicherungsgläubigern den Zuschlag für die beiden halbfertigen Fähren erhalten. Sie gehen für knapp 32 Millionen Euro und damit für einen Bruchteil des ursprünglichen Kaufpreises an die deutsch-dänische Reederei. Der Kaufvertrag soll diese Woche unterzeichnet werden.

Nach Ansicht Holters kann der Fähren-Verkauf über die Zukunft des Standortes entscheiden, da die Hamburger Firma New Global Wind offenbar aus dem Rennen sei. Der zweite Bieter, Nordic Yards (Wismar und Rostock), hatte am Freitag den Kauf der Werft an den Erwerb der Fähren gekoppelt. Nordic-Geschäftsführer Jürgen Wollny ließ dabei offen, ob Nordic nach einem Zuschlag der Fähren an Scandlines an einem separaten Angebot für die Werft festhält. Die Situation ohne Fähren müsse neu bewertet werden, sagte er. Nordic will die Stralsunder Volkswerft als strategischen Standort für Offshore-Projekte im Wind-, Öl- und Gasbereich erwerben. Die Landesregierung müsse klären, wieviele Bieter für die Werft nach dem Fähren-Verkauf noch übrig bleiben, sagte Holter.

Nach Angaben der Insolvenzverwaltung werden die Gespräche hingegen sowohl mit der Windkraftinvestmentfirma New Global Wind als auch mit Nordic Yards weitergeführt. Zudem gebe es weitere Interessenten für den Industriestandort, mit denen ebenfalls Gespräche geführt würden, sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann.

Das Land ist Hauptgläubiger der P+S-Werft und hat damit im Gläubigerausschuss eine wichtige Stimme beim Verkauf der Werft. Die Angebote von NGW und Nordic gelten bislang noch nicht als ausgereift, weil entweder Arbeitsplatzgarantien oder Finanzierungsnachweise fehlen. Die Landesregierung hat deshalb ihre Entscheidung über den Verkauf vertagt und eine Frist bis Mai 2014 gesetzt. Dann verlässt mit dem zweiten DFDS-Transporter der letzte Neubau die Halle der Volkswerft.

Holter kritisierte die Landesregierung wegen des Werftenförderungsgesetzes. „Dieses Gesetz, das eigentlich Werftenzerstörungsgesetz heißen müsste, beschränkt den Bürgschaftsrahmen des Landes massiv und verschärft die Anforderungen“, sagte Holter. Die Linkspartei hatte wegen der Werftenförderung bereits eine Klage vor dem Verfassungsgericht angedroht. Die Bürgschaften für die Werften im Land sollen künftig bei maximal 400 Millionen Euro gedeckelt sein. Ministerpräsident und Landesregierung müssten erklären, wie sie den maritimen Industrie- und Technologiestandort erhalten wollen, sagte Holter. Am Freitag demonstrierten rund 250 Schiffbauer vor dem Werftor, weil sie eine Zerschlagung des Betriebes fürchten.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Suhr appellierte an die Landesregierung, die Zeit bis Mai 2014 „nicht erneut nahezu ergebnislos verstreichen zu lassen“. Ziel müsse der Erhalt Stralsunds als maritimer Standort sein. Gelinge dies nicht, müsse ein großes Industrieunternehmen gefunden werden, um möglichst viele qualifizierte Arbeitsplätze zu sichern.