Zwischen Kiel und Hamburg fahren wieder Züge. Weiter nördlich bleibt es beschwerlich. Am Hauptgebäude der Uni Flensburg hatte das Dach von Anfang an Mängel. Für Reparaturen fehlte zeitweise das Geld.

Kiel/Hamburg. Drei Tage nach dem Orkantief „Christian“ hat sich die Lage in Schleswig-Holstein zunehmend normalisiert. Zwar waren am Donnerstag einige Bahnstrecken immer noch gesperrt, aber die Behinderungen nahmen ab. So rollten seit dem Nachmittag wieder Regionalexpresszüge auf der wichtigen Verbindung zwischen Hamburg und Kiel. Zwischen Neumünster und Flensburg blockierten umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste aber weiterhin Gleise und Oberleitungen. Zwischen Rendsburg und Flensburg mussten immer noch Busse eingesetzt werden. Voraussichtlich wird zwischen Neumünster und Flensburg vor Montag kein durchgängiger Zugverkehr möglich sein. Die Strecke Kiel-Flensburg war nach Angaben der Bahn AG wieder frei befahrbar.

Nachdem am Vortag auch in Flensburg noch Schulen geschlossen waren, betraf dies am Donnerstag nur noch die Hardenbergschule in Kiel und die Schule auf Helgoland. Unterdessen bestätigte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne), dass am Hauptgebäude der Universität Flensburg schon seit Jahren Baumängel bekannt waren. Das zwischen 1999 und 2001 errichtete Gebäude sei von Anfang an ein Sorgenkind gewesen, sagte sie vor dem Finanzausschuss des Landtages. Das Orkantief sei geplanten Reparaturen zuvorgekommen. Der Sturm hatte das Dach teilweise abgedeckt.

Laut Heinold gibt es zudem Fassaden- und Regenwasserschäden. Die Kosten würden auf über zwei Millionen Euro geschätzt. „Die Sicherungsmaßnahmen laufen“, sagte Heinold nach Angaben ihres Ministeriums. Es sei festgestellt worden, dass die gesamte Dacheindeckung nicht ordnungsgemäß befestigt ist.

„Leider war der Sturm schneller“

Vor dem Orkan seien Gerüstbauarbeiten schon vergeben gewesen. Für die Dacheindeckung stand die Vergabe kurz bevor. „Leider war der Sturm schneller“, sagte Heinold. Der Dachdeckerbetrieb habe an dem Gebäude mangelhaft gearbeitet. Zunächst fiel nur auf, dass das Dach undicht war und Wasser eindrang. Im Zuge geforderter Nachbesserungen ging der Betrieb insolvent; das Land zahlte bis 2004 für eine erste Sanierung 150.000 Euro.

Später zeigten sich noch Probleme mit der Winddichtigkeit in oberen Räumen und Mängel bei der Befestigung der Dacheindeckung. Geld zur Behebung war laut Heinold zunächst nicht vorhanden. Erst in diesem Jahr sei es möglich gewesen, dafür finanziellen Spielraum zu schaffen.

Die Behebung aller Schäden könne ein halbes Jahr dauern

In den Wäldern ging das große Aufräumen weiter. Nach Angaben der Landesforsten könnte es bis zu zwei Wochen dauern, bis das Betretungsverbot in den Wäldern der Kreise Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde wieder aufgehoben werden kann. „Wir sind dabei, die Wege freizumachen“, sagte Pressesprecherin Nadine Neuburg. Die Behebung aller Schäden könne ein halbes Jahr dauern.

Das Orkantief hatte am Montag besonders im Westen und Norden Schleswig-Holsteins Schäden in zweistelliger Millionenhöhe angerichtet. Die Provinzial geht von Tausenden Versicherungsfällen aus. Eine genauere Schadenssumme konnte das Unternehmen auch am Donnerstag noch nicht nennen.