CDU gewinnt auch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. In Schleswig-Holstein war am Wahlabend ungläubiges Staunen zunächst die am weitesten verbreitete Regung.
Kiel/Hannover. Der Norden bleibt schwarz: In Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hat die CDU bei der Bundestagswahl von allen Parteien die meisten Zweitstimmen bekommen. Auch die Wahlkreise im Hamburger Rand wurden sämtlich von den CDU-Kandidaten gewonnen.
In Schleswig-Holstein veröffentlichte die Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler gegen 21 Uhr eine Schätzung des Landesergebnisses. Demnach kommt die CDU auf 38,2 Prozent. Die SPD schneidet mit 32,6 Prozent besser ab als im Bund. Das gilt auch für die 9,2 Prozent der Grünen. Großer Verlierer ist die FDP, die von 16,3 Prozent auf 5,0 Prozent abstürzt. Die Linke kommt auf 5,6 Prozent, die Piraten verharren bei 2,1 Prozent. Mit 4,7 Prozent liegt die AfD gleichauf mit der FDP.
Eine Hochrechnung von Infratest dimap für den NDR zeigte am Wahlabend weit überdurchschnittliche Zugewinne für die CDU in Niedersachsen von 9,2 Prozentpunkten auf 42,4 Prozent. Der Landesvorsitzende David McAllister, der im Januar sein Amt als Ministerpräsident an eine rot-grüne Koalition verloren hatte: „Das gibt Rückenwind für die landespolitische Oppositionsarbeit.“ Laut Hochrechnung legte die SPD ebenfalls zu, wenn auch nur leicht stärker als auf Bundesebene: von 29,3 auf 32,6 Prozent. „Die Niedersachsen-Zahlen finde ich in Ordnung“, sagte dazu Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der aber auch einräumte, seine Partei sei bundesweit hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Die FDP kam danach in dem Bundesland, aus dem der Bundesvorsitzende Philipp Rösler stammt, nur noch auf 3,8 Prozent. Die Grünen erreichten in Niedersachsen laut Hochrechnung 8,4 Prozent, die Linke 4,9 Prozent, die AfD 3,6 Prozent.
Kubicki übernimmt vielleicht eine führende Rolle im FDP-Bundesvorstand
Bei der zeitgleichen Wahl von 33 Landräten, Oberbürgermeistern (OB) und Bürgermeistern in Niedersachsen hatte die SPD insgesamt die Nase deutlich vorn. Auch die Wahl von Stefan Schostok zum OB der Landeshauptstadt Hannover ist nach 49 Prozent im ersten Wahlgang nur noch Formsache.
In Schleswig-Holstein war am Wahlabend ungläubiges Staunen zunächst die am weitesten verbreitete Regung. Bei der FDP, die sich in einem Kieler Restaurant getroffen hatte, reagierte der Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki mit Sarkasmus auf das Abschneiden seiner Partei: „Es ist schon beachtlich, mit fünf Ministern und einer sehr großen Bundestagsfraktion von 14,6 auf unter fünf Prozent zu fallen.“ Heiner Garg, der FDP-Landesvorsitzende, sprach die Hoffnung aus, „dass sich die Bundes-FDP aus Schleswig-Holstein heraus personell erneuern kann“. Kubicki wird zwar nicht Bundestagsabgeordneter, aber übernimmt vielleicht eine wichtige Rolle im Bundesvorstand.
Bei den führenden Sozialdemokraten, die sich im Zimmer des in Berlin weilenden Landes- und Fraktionsvorsitzenden Ralf Stegner versammelt hatten, ähnelte die Stimmung ein bisschen einer Schulklasse, die gerade erfahren hat, dass sie eine Klassenarbeit total vergeigt hat. Torsten Albig regte an, zur Fernbedienung zu greifen und von der TV-Wahlsendung zum Fußball zu wechseln. „Arsenal spielt gerade, da könnten wir wenigstens ein Tor von Özil sehen.“
Bei der CDU gab es strahlende Gesichter. Der Landesvorsitzende Reimer Böge sagte begeistert: „Mit diesem Ergebnis unterstreichen wir unseren Führungsanspruch doppelt und dreifach.“
Und wie hat Mecklenburg-Vorpommern gewählt, die Heimat der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)? Ein Zwischenergebnis (Stand 22.17 Uhr) ergibt folgendes Bild : Die CDU gewinnt stark und kommt auf 42,5 Prozent. Die Linke verliert, statt 29 Prozent kommt sie nur noch auf 21,5 Prozent. Leichte Gewinne bei der SPD, die auf 17,8 Prozent kommt. Die FDP stürzt ab – von 9,8 auf 2,2 Prozent. Die Grünen verlieren ebenfalls und landen bei 4,3 Prozent. Die AfD kommt auf 5,6 Prozent.