Neunjährige Christina wurde 1987 in Osnabrück missbraucht und getötet. DNA-Abgleich führte Ermittler jetzt zum Täter

Osnabrück. Die neun Jahre alte Christina aus Osnabrück begegnete ihrem Mörder an einem Novembermorgen 1987. Das Mädchen wurde Opfer eines Sexualmordes. Die Beharrlichkeit der Ermittler hat sich nun ausgezahlt. Ein DNA-Abgleich brachte die Polizei auf die Spur eines 45 Jahre alten Mannes, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt. Der mutmaßlich Mörder hat die Tat bereits gestanden.

Ein 45-Jähriger habe das Verbrechen an der Schülerin in einem mehrstündigen Verhör zugegeben, sagte am Dienstag Oberstaatsanwalt Hubert Feldkamp in Osnabrück. Auf die Spur des Mannes kamen die Ermittler, weil er an einem DNA-Reihentest teilgenommen hatte. Der kinderlose Verheiratete wurde wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft genommen. Höchstwahrscheinlich habe er die neunjährige Christina umgebracht, um den Versuch einer Vergewaltigung zu vertuschen, sagte Feldkamp.

Der Fall sei in den vergangenen Jahren immer wieder aufgegriffen worden, sagte Kriminalhauptkommissar Uwe Hollmann. Das bayerische Landeskriminalamt habe Dank neuer Untersuchungsmethoden eine DNA-Spur des Mannes an einem Kleidungsstück des Mädchens feststellen können.

Daraufhin sei der Sexualmord in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ im April gezeigt worden. Aus der Bevölkerung kamen Hinweise auf 50 Personen, die zu einem Speicheltest gebeten wurden. Darunter war auch der seit Montag in Untersuchungshaft sitzende Mann.

Es habe auch schon bei den ersten Ermittlungen vor 25 Jahren Hinweise auf ihn gegeben, sagte Hollmann. Damals sei das Alibi aber nicht zu widerlegen gewesen. Hinweise auf weitere Taten des Mannes gebe es bislang nicht, sagte Feldkamp. Der mutmaßliche Täter habe weitere Verbrechen bestritten, die Überprüfung sei aber noch nicht abgeschlossen. „Wir sind erst am Anfang unserer Ermittlungen.“

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter Christina im November 1987 auf dem Schulweg auflauerte, sie missbrauchte und umbrachte. Weil die Neunjährige am Tag der Tat verschlafen hatte, war sie nicht zusammen mit Freundinnen auf dem Weg zur Schule, sondern ging alleine. Die Mutter verständigte die Polizei, weil das Mädchen auch am Nachmittag weder zu Hause noch bei Freunden aufgetaucht war. Polizisten gingen daraufhin den Schulweg des Kindes ab und entdeckten die Leiche auf einem brachliegenden Kleingartengrundstück in einer Bude, die Kinder unter einem Baum in einem der Gärten gebaut hatten.

Weil der mutmaßliche Mörder zur Tatzeit 19 Jahre alt war, ist das Verbrechen ein Fall für die Jugendkammer. Sollte der 45-Jährige zu einer Jugendstrafe verurteilt werden, muss er mit bis zu zehn Jahren Gefängnis rechnen. Auch eine Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht ist möglich. Mit der Anklage wird in zwei bis drei Monaten gerechnet.

Der Anwalt des Verdächtigen, Frank Otten, sagte, sein Mandant verspüre nach dem Geständnis auch Erleichterung. Er habe angekündigt, mit der Familie des Opfers Kontakt aufzunehmen. Der 45-Jährige habe all die Jahre nach der Tat in Osnabrück gelebt.

Bei all der Erleichterung über die Aufklärung des Mordes an Christina betonte Chefermittler Uwe Hollmann, wie nahe den beteiligten Ermittlern über all die Jahre das Schicksal des Mädchens gegangen sei.

Dass der Mord an Christina jetzt aufgeklärt werden konnte ist auch dem Umstand zu verdanken, dass das Bundeskriminalamt 1998 eine DNA-Analysedatei angelegt hat. Darin befinden sich auch Spuren, die bereit vor Jahrzehnten gesichert wurden, obwohl damals die technischen Mittel zur Auswertung noch fehlten.

Turnusmäßig holen nun Beamte Akten über alte und unaufgeklärte Verbrechen hervor, um die neuen wissenschaftlichen Methoden einzusetzen. So konnte die Polizei schon oft Fälle Jahrzehnte nach der Tat lösen. Im Juli 2012 wurde ein Mord in Südhessen erst nach 40 Jahren aufgeklärt. Durch einen DNA-Abgleich fanden Ermittler den mutmaßlichen Mörder. Im August 2011 klärte die Bremer Polizei den Tod einer jungen Frau auf, die 40 Jahre zuvor ermordet worden war. DNA-Material brachte die Kripo auf die Spur eines Mannes, der 2003 starb. Mehr als 25 Jahre nach dem Raubmord an einer Münchner Verkäuferin wurde im März 2011 ein Mann als Mörder festgestellt. Ein Fingerabdruck hatte die Ermittlergruppe „Altfälle“ auf die Spur des Mannes geführt. 29 Jahre nach dem Mord an einer Abiturientin verurteilte das Landgericht Stade Ende 2010 ihren Mörder zu lebenslanger Haft.